campus-web Bewertung: 4/5
   
 

Lisbeth Salander und...
   
 

Mikael Blomkvist ermitteln getrennt.
   
Es ist ein gutes Jahr her, dass Journalist Mikael Blomkvist und die eigenwillige Lisbeth Salander eine grausame Mordserie aufdeckten. Mittlerweile gehen sie getrennte Wege. Während Lisbeth rastlos ihr Einzelgängerdasein fristet und versucht, die Schatten der Vergangenheit abzuschütteln, ist Mikael wieder auf einer heißen Spur. Der junge, engagierte Journalist Dag und seine Freundin Mia sind auf einen Ring von Prostitution und Menschenhandel gestoßen. Auf der Liste der Freier: Polizisten, Anwälte, Staatsbeamte. Ein brisantes Thema. Genau das richtige für Blomkvists investigative Zeitschrift "Millenium". Kurz vor Veröffentlichung der Recherchen werden Dag und Mia ermordet.

Währenddessen hat sich Lisbeth Salander längst in die Recherchen eingeklinkt. Sie stattet ihrem alten Vormund und Peiniger Nils Bjurman einen Besuch ab. Als dieser kurze Zeit später erschossen aufgefunden wird und auch noch Lisbeths Fingerabdrücke auf der Waffe sind, wird sie zur Gejagten. Doch die kühle Amazone ist ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus. Auf der Suche nach Beweisen für ihre Unschuld und die wahren Täter holt sie ihre Vergangenheit wieder ein – mehr als ihr lieb ist.

Schon der Vorgänger Verblendung (campus-web berichtete) bewies die Qualität skandinavischer Thriller. Auch wenn Niels Arden Oplev von Daniel Alfredson auf dem Regiestuhl abgelöst wurde, bleibt die bedrohliche und fesselnde Grundstimmung von Verblendung erhalten. Wieder führt die Geschichte Stieg Larssons in die tiefsten Abgründe menschlichen Seins, konfrontiert seine Protagonisten und den Zuschauer mit grausamen Wahrheiten und schockierenden Entdeckungen. Lisbeth Salanders Martyrium ist noch lange nicht vorbei, ihre geschundene Seele kommt nicht zur Ruhe und gibt ihr doch einen übermenschlichen Lebenswillen, angetrieben von Rache, Verbitterung und Verdammnis. Auf den ersten Blick wirkt Lisbeth ruhiger, erwachsener, gezähmter. Doch die harte, erbarmungslose Jägerin, die zugleich Gejagte ist, ist ständig auf der Hut – vorbereitet auf jede Gefahr, jede Bedrohung. Noomi Rapace haucht der Figur der Lisbeth Salander einmal mehr ihr faszinierendes Charisma ein und dominiert den gesamten Film. Ihre Geschichte, ihre Vergangenheit sind der Schlüssel zu diesem Netz aus Lügen, Verbrechen und Verrat.

Verdammnis
(Flickan Som Lekte Med Elden), S/DK/D 2009

Verleih: nfp/Warner
Genre: Thriller
Filmlaufzeit: 129 Minuten
Regie: Daniel Alfredson
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Nyqvist,
Lena Endre, Peter Andersson, Annika Hallin
Kinostart: 04.02.2010


Lisbeth und Mikael ermitteln diesmal nicht gemeinsam. Beide folgen getrennt voneinander dieselben Spuren – geschickt verbindet Regisseur Alfredson die beiden Handlungsstränge miteinander, die im Höhe- und Schlusspunkt des Films zusammentreffen. Die Großstadtkulisse Stockholms steht dabei im faszinierenden Kontrast zur rauen Landschaft Schwedens – doch an beiden Orten wartet das Böse. Verdammnis gönnt dem Zuschauer kaum eine Atempause. Wo Hass, Wut und Pessimismus herrschen, finden Freude, Hoffnung und Liebe kaum einen Platz. Sie leuchten nur kurz auf in diesem düsteren Sumpf. Verdammnis wartet wieder mit nerven zerreißender Spannung auf, die bis zum Schluss an den Kinosessel fesselt, auch wenn der Film nicht ganz an die düstere und kühle Komplexität des Vorgängers heranreicht. Etwas ärgerlich ist der "Cliffhanger" am Ende des Films. Wer Verblendung und Verdammnis gesehen hat, wird es auch so kaum erwarten können, Vergebung, den letzten Teil der Trilogie, zu sehen. Vielleicht findet Lisbeth Salander endlich ihren inneren Frieden

Der Kinostart des dritten Teils ist für Juni 2010 geplant. Wer den ersten Teil im Kino verpaßt hat, kann es sich im Heimkino mit der DVD gemütlich machen.

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