|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
![]() |
![]() |
Seit ihr Mann vor sechzehn Jahren spurlos aus ihrem Leben verschwunden ist, hat Maggie (Corinna Harfouch: Der Untergang, Elementarteilchen) den Glauben an die Liebe verloren. Die Jahre der Ungewissheit haben sie einsam gemacht. Als die Kommissarin eines Tages den verschlossenen Chris (Jens Albinus: Dancer in the Dark) verhört, dreht sich ihr Leben um. Chris erzählt ihr, wie er mithilfe seines Freundes Holger (Jürgen Vogel: Die Welle, Der freie Wille) die 9-jährige Jenjira (Lisa Nguyen) aus einem Bordell in Saigon befreit und nach Deutschland gebracht hat. Jetzt ist Jenjira verschwunden und Chris weiß mehr darüber, als er verrät. In den Verhören entsteht eine Beziehung zwischen Maggie und Chris. Bei beiden werden schmerzhafte Erinnerungen an die Oberfläche gespült. Eine Warnung: Dieser Film tut weh. Er packt den Zuschauer, schleudert ihn herum und lässt ihn kopflos in der eisigen Kälte zurück. Unehrlichkeit, Lüge, Schmerz, Trauer und Verzweiflung dominieren die Geschichte – Gefühle, die das Publikum absorbieren und selbst durchleben wird. Dies ist kein heiteres Wochenendkino. Dies ist emotionales Bombardement. Matthias Glasner ist seit seinem Berlinale-Beitrag Der freie Wille für schwere Kost bekannt. In This is Love schickt er seine Protagonisten auf die Suche nach der Wahrheit und der Liebe – und das, obwohl die Charaktere den Glauben an daran längst verloren haben. Der Zuschauer hofft immer wieder auf ein gutes Ende, aber im Leben gibt es leider seltener ein Happy End als ein böses Erwachen. Oder wie Maggie bitter erkennt: Realität ist eine Illusion, die durch den Mangel an Alkohol hervorgerufen wird. This is love Deutschland 2008 Verleih: Kinowelt Film Entertainment GmbH Genre: Drama Filmlaufzeit: 107 min Regie: Matthias Glasner Darsteller: Corinna Harfouch, Jens Albinus, Jürgen Vogel, Devid Striesow, Lisa Nguyen Kinostart: 19.11.2009 Das Ensemble ist trefflich gewählt: Neben Corinna Harfouch und Jürgen Vogel, die bereits in Glasners Sexy Sadie und Der freie Wille zu sehen waren, brilliert Jens Albinus, bislang Lars von Trier-Schützling, als hilfloser Sonderling Chris. Sie bringen die moralisch durchaus randständige Story sensibel auf die Leinwand. Der Zuschauer gerät immer wieder an die Grenzen seines Verständnisses für die Motive der Charaktere. Fast erschreckend gut findet hier vor allem die 11-jährige Newcomerin Lisa Nguyen in die Rolle der Kinderprostituierten Jenjira. Beklemmung macht sich breit, wenn dieses kleine Mädchen klar macht: "Yam yam yes. Bum bum no." Chris’ verstörend-zärtliche, unschuldig und zugleich anstößige Beziehung zu dem zerbrochenen Mädchen zieht durch Mark und Bein. Was ist richtig, was ist falsch? Wo hört selbstloser Altruismus auf und wo fängt Egoismus an? Chris’ von Zeit zu Zeit erwähnte Kindheit lässt selbst Anzeichen für Missbrauch erkennen. Wer ist Opfer und wer Täter? Was ist tatsächlich passiert zwischen Jenjira und dem stillen Dänen? Diese offenen Fragen treffen auf ähnliche Ungewissheiten in Maggies Leben. Auch sie sucht nach Antworten und ertränkt ihre Trauer. Ihr Alkoholismus am Rande des Existenzabgrunds wird von Corinna Harfouch eindrucksvoll dargestellt. So wird die Verzweiflung der Protagonisten greifbar und absolut glaubwürdig. Die Suche nach dem verschwundenen Geliebten, der scheinbar ohne Grund einfach aus dem Leben dieser Frau entschwand - ohne Spur, ohne Zeichen für eine Rückkehr – wurde abgelöst von Resignation. Da sitzen sie nun einander gegenüber im Verhörsaal. In Rückblicken zeigt Glasner die Wege von Maggie und Chris, die diese nun als gebrochene Menschen genau an diesem Ort zusammen kommen lässt. Noch lange sitzt man nach dem Film da – ratlos, irritiert, verstört. Es wird wie schon bei der Geschichte eines Vergewaltigers in Der freie Wille sicherlich Menschen geben, die This is love verteufeln. Aber lässt man sich auf diese schwere Filmkost ein, kann man sich darauf gefasst machen, die eigenen Moralvorstellungen gehörig hinterfragen zu müssen. Man muss sich überlegen, ob man das will. Schmerzhaft ist es, aber auch das kann Kino und sollte es immer wieder zeigen dürfen.
|