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Helen (Ashley Judd, De-Lovely, Männerzirkus) hat alles, was man für ein durch und durch zufriedenes Leben braucht. Sie ist glücklich verheiratet, liebt ihre Tochter (Alexia Fast, Fido) und über Geld muss sich die Musikprofessorin auch keine Sorgen machen. Aber trotzdem macht ihr Leben an einem Punkt halt und kehrt sich ins Negative. Helen erkrankt an schweren Depressionen und landet schließlich nach einem Suizidversuch in einer psychiatrischen Klinik. Während Mann (Goran Visnjic, Elektra, Emergency Room) und Tochter hilflos sind, findet eine ehemalige Studentin von Helen, Mathilda (Lauren Lee Smith, Der letzte Kuss), die ähnliches durchmacht, langsam Zugang zu ihr. Depression wird nach Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems als die verbreitetste Krankheit weltweit angesehen. Allein in Deutschland sind ca. 4 Millionen Menschen an Depression erkrankt – weit über die Hälfte sind Frauen. Regisseurin und Drehbuchautorin Sandra Nettelbeck (Bella Martha) gelingt es, sensibel klar zu machen, dass die Grenzen zwischen gesund und krank oft fließend sind. Sie widmet den Film ihrer besten Freundin aus Kindertagen, welche sich 1995 das Leben nahm. Man merkt, dass der Filmstoff Nettelbeck besonders am Herzen liegt. Helen ist kein "Wie bekämpfe ich erfolgreich meine Depression" -Film, sondern vielmehr eine Charakterstudie, die sich intensiv mit seinen Protagonisten beschäftigt. Den Zuschauer erwarten keine schockierenden Hysterie-Szenen mit Schaum vor den Lippen und Schütteltrauma. Es war Nettelbeck sehr wichtig, nicht den Patienten sondern den Menschen hinter der Krankheit darzustellen. So wird auch klar, dass Helens Schwermut und Traurigkeit zumindest im Kleinen jeder selbst aus eigener Erfahrung kennt. Anfangs erscheint alles in ihrem Leben „perfekt“, doch dann beginnt der Krankheitsverlauf. Der Film zeigt eindrucksvoll alle Phasen einer Depression: Traurigkeit, Verlust von Interesse und Freude, verminderter Antrieb und Müdigkeit, Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, unbegründete Selbstvorwürfe, Denk- und Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Schmerzen, Verspannungen, Schwindel, Erschöpfung, Gedanken an den Tod. Helen, USA 2009 Helen-Darstellerin Ashley Judd zeigt sich in einer der besten Rollen ihrer Laufbahn. Sehr glaubwürdig und zerbrechlich lässt sie den Zuschauer ganz nah heran an ihre Emotionen. Es gibt immer wieder Einstellungen, in denen Helen weint, schreit, sich verletzt – das ist bitter und zieht den Kinozuschauer tief in die negative, destruktive Stimmung, in der sich Helen befindet.Verleih: Warner Bros Genre: Drama Filmlaufzeit: 119 min Regie: Sandra Nettelbeck Darsteller: Ashley Judd, Goran Visnjic, Lauren Lee Smith, Alexia Fast, Alberta Watson, David Nykl, David Hewlett, Leah Cairns, Ali Liebert Kinostart: 26.11.2009 Der Film zeigt aber auch das Leid der Angehörigen, die sich damit abfinden müssen, dass sie dem geliebten Menschen nicht helfen, ihn nicht mit eigener Kraft vom Abgrund fernhalten können, denn die momentane Welt der Erkrankten dreht sich nur um ihre eigene Befindlichkeit. So zieht sich auch Helen immer weiter zurück. Die Krankheit isoliert sie. Aber auf ihrem Weg zum Abgrund trifft sie Mathilda. Ihr gegenüber muss sich Helen nicht erklären, denn Mathilda "versteht" sie. Sie durchlebt dieselbe Krankheit, wenn auch in einem deutlich fortgeschritteneren Stadium. Sensibel und zurückgenommen zeigt der Film die Annäherung der beiden Frauen, immer mit der Gewissheit, dass der endgültige Fall ins Dunkel jederzeit eintreffen kann. Helen ist ein sehr ruhiger Film und erwartet man eine "Phönix aus der Asche" –Geschichte, ist man vielleicht enttäuscht. Es gibt lange keine Entwicklung, stattdessen viele Rückschläge, - aber so ist das bei einer Depression. Der Zuschauer erlebt kaum Momente der Erleichterung und erst auch kein Gefühl der "Besserung". Aber genau das sind gleichzeitig Gründe, diesen Film anzuschauen. Fernab von jeglichem Hollywood-Kitsch und Happy-Ending-Quatsch wird realistisch und beklemmend ein Thema angesprochen, welches heutzutage immer noch viel zu selten angepackt wird. Psychische Erkrankungen stigmatisieren die Betroffenen und die Gesellschaft ist froh, wenn sie die Erkrankten ganz weit weg schieben kann, dabei ist es für viele von uns oft nur ein Schritt bis zum Abgrund… Am 17. November erlebte Helen seine feierliche NRW-Premiere in Köln. campus-web war für euch dabei. Hier gehts zum Premierenbericht.
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