campus-web Bewertung: 4,5/5
   
 

   
 

   
Sang-hyun (Song Kang-ho, The Good, the bad, the weird), ein Katholischer Priester, möchte den Menschen mehr helfen, als ihnen bloß die Beichte abzunehmen. Er meldet sich freiwillig für ein als "Selbstmord-Projekt" bekanntes Experiment zur Impfstoffentwicklung gegen einen tödlichen afrikanischen Virus. Sang-hyun wird er mit dem Virus infiziert. Er stirbt. Als ihm Blut aus unbekannter Herkunft transferiert wird, erwacht er wie durch ein Wunder wieder zum Leben. Der Priester wird fortan wie ein Heiliger verehrt. Sang-hyun spürt aber mehr und mehr unmoralische Gelüste in sich aufsteigen. Seine Sinne sind geschärft wie nie und er entwickelt sagenhafte Kräfte. Das Transfusionsblut hat ihn in einen Vampir verwandelt. Der Priester steht nun in einem Konflikt zwischen der Gier nach Blut und seinem Glauben, der ihm verbietet zu töten. Aber wenn er nicht überleben kann, ohne menschliches Blut zu trinken, wie kann er es bekommen ohne töten zu müssen? Zurück in Korea verfällt Sang-hyun der jungen vernachlässigten Frau seines alten Freundes aus Kindertagen Kang-woo (Shin Ha-kyun, The Devil’s game). Doch als die schöne Tae-ju (Kim Ok-vin, The accidental gangster and the mistaken courtesan) ebenfalls zum Vampir mutiert, verlangt sie nach frischem Blut und das Morden beginnt…
Durst - Thirst
(Bakjwi), Südkorea 2009

FSK: ab 16
Verleih: MFA + FilmDistribution e.K.
Genre: Horrordrama
Filmlaufzeit: 133 min
Regie: Park Chan-wook
Darsteller: Song Kang-ho, Kim Ok-bin, Kim Hae-sook,
Shin Ha-kyun, Park, In-hwan, Oh Dal-su, Song
Young-Chang, Eriq Ebouaney, Mercedes Cabral
Kinostart: 15.10.2009


Dem koreanischen Regisseur Park Chan-wook gelang der Durchbruch in Europa und den USA vor allem durch die für westliche Verhältnisse überaus brutale Rachetrilogie (Sympathy for Mr. Vengeance, Oldboy und Lady Vengeance). 2006 gelang ihm mit I’m a Cyborg, But That’s OK zudem ein äußerst skurriler Film über eine wundersame Liebesgeschichte in der Psychiatrie. Nun widmet sich Park Chan-wook einem ganz anderen Genre: dem Vampirfilm. Manche Leser/innen mögen bei dieser Thematik entnervt die Augen verdrehen oder vergnügt aufquietschen – je nachdem wo sie sich angesichts der grassierenden Twilight-Hysterie einordnen. Allerdings sei gesagt: Mit dem keuschen Mormonentraum von Stephenie Meyer hat Durst - Thirst ungefähr soviel zutun wie Rote Bete mit frischem Blut. Park Chan-wook hat mit seinem neuesten Werk den nach eigener Aussage bisher "düstersten, heftigsten und erotischsten" seiner Filme gedreht.

Beim Filmfestival in Cannes 2009 gewann Durst – Thirst zusammen mit dem Film Fish Tank den Preis der Jury und das durchaus zu Recht: Das Horrordrama zeigt sich als ausgesprochen facettenreicher Mix aus atmosphärisch dichtem Liebesreigen und erotischem Horrorstreifen. Der Kinozuschauer darf sich gruseln, ekeln und vor allem für über zwei Stunden in eine andere Welt abtauchen, in der die Gegensätze regieren. Die Vampire müssen die Dunkelheit suchen und erschaffen sich eine gleißendhelle Kopie der Außenwelt, in der sie des Nachts hausen. Die zuckersüße Kim Ok-bin als blutrünstiges Engelsgesicht und Song Kang-ho als ihr höriger Priester mit Gewissen erscheinen als vampireske Bonnie und Clyde ganz ohne Eckzähne, schwarzes Cape oder andere marode Klischees. Nur der Sarg, der bleibt und erinnert an Klassiker wie Nosferatu. Der Vampirismus wird auf diese Weise selbstironisch dekonstruiert und Durst - Thirst zeigt eine Welt von Schuld und Sühne, Fleischeslust und Rachedurst – allzu menschliche Eigenschaften, um sie nur unmenschlichen Wesen zuzuschreiben.

Aber neben aller Horrorästhetik dürfen Eiterblasen platzen und das Blut spritzen – Effekte, die einen Twilightfan "Robert Pattinson!" -schreiend aus dem Kino rennen lassen, für jeden waschechten Genreliebhaber aber wahres Glück bedeuten. Trotz aller Grobheit und Blutigkeit verkommt der Film aber nie zum trashigen Ekelkino, was sicher an der kühlen Inszenierung à la Park Chan-wook liegt. Besonders das fast philosophische Ende lässt den Kinozuschauer die Kunstfertigkeit des Regisseurs erkennen.

Durst – Thirst ist endlich mal wieder ein Vampirfilm, der den diabolischen Nachgestalten gerecht wird. Der Zuschauer kann sich wohlig gruseln, im nächsten Moment auch mal angeekelt wegschauen, um dann wieder träumend im Kinosessel zu versinken.

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