campus-web Bewertung: 4/5
   
 

   
 

   
Lippels Traum ist mehr als nur ein Kinderfilm. Die abenteuerliche und fantasievolle Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar, den die meisten als den Autoren von Das Sams kennen. Mit Lippels Traum ist nun eine weitere schöne Literaturverfilmung gelungen, die mit einem großen Staraufgebot (von Moritz Bleibtreu bis Uwe Ochsenknecht) glänzt und so durchaus auch die älteren Generationen anspricht.

Natürlich hat die ursprüngliche Geschichte einige Abwandlungen erfahren, doch enthält sie auf der Leinwand immer noch alles, was ein Jugendfilm braucht: Witz, Abenteuer und Emotionen. Sie basiert eigentlich auf einer schlichten Grundidee: Der elfjährige Lippel (Karl Alexander Seidel) lebt bei seinem alleinerziehenden Vater (Moritz Bleibtreu). Der arbeitet als Nobelkoch und muss wegen einer Geschäftsreise nach Amerika. Die neue Haushälterin Frau Jakob (Anke Engelke) soll auf ihn aufpassen. Die entpuppt sich als absoluter Kinderschreck. Sie serviert Lippel Tomaten in allen Variationen (die Lippel hasst) und lässt seinen neuen Freund, den Straßenhund Muck, ins Tierheim bringen. Aber das Allerschlimmste: Sie knöpft Lippel das Buch ab, das ihm sein Vater geschenkt hat, die "Geschichten aus Tausendundeiner Nacht". Nun weiß Lippel nicht mehr, wie sich die Geschichte, die er zu lesen begonnen hat, fortsetzt. Im eigenen Traum entwickelt er sie weiter und gerät so vom bayerischen Passau ins Morgenland. Hier verknüpfen sich die realen Figuren aus Lippels Alltag mit der orientalischen Märchenwelt.

Lippels Vater findet sich im Traum als König und Frau Jakob als intrigante Schwägerin wieder, die ihn mithilfe eines tückischen Plans vom Thron stoßen will. Lippels neue marokkanischen Mitschüler, Hamide und Arslan, mimen in der fiktiven Welt die beiden Königskinder, die durch die Hinterlist ihrer Tante aus dem Königsreich verstoßen und in die Wüste geschickt werden. Während Lippel im wahren Leben eher ein eher ängstlicher Junge ist, mutiert er im Traum zum mutigen Helden. Als Botschafter einer modernen Welt und mit dem Hintergrundwissen über die Geschichte wird er für die Märchenfiguren zu einem Zauberkünstler. Seine Taschenlampe mutiert hierbei zum magischen Zauberstab. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse der realen und der fiktiven Welt: Im Traum hat die böse Tante die Macht an sich gerissen, während Frau Jakob im wahren Leben heimlich plant, Lippels Vater zu heiraten. Wird es Lippel gelingen, die abenteuerliche Traumgeschichte und gleichzeitig seine reale Lebenssituation zu einem Happy End zu lenken?
LippelsTraum, D 2009
Verleih: Constantin
Verleih: Universum Film GmbH
Genre: Familienfilm
Filmlaufzeit: 101 Minuten
Regie: Lars Büchel
Drehbuch: Paul Maar, Ulrich Limmer
Darsteller: Karl Alexander Seidel, Moritz Bleibtreu,
Anke Engelke, Uwe Ochsenknecht, Christiane Paul,
Edgar Selge
Kinostart: 08.10.2009


Anke Engelke spielt als neurotische Haushälterin und hinterhältige, orientalische Herrscherin im Film zwei gewohnt ulkige Rollen, deren schauspielerische Interpretation teilweise überzogen wirken und an einen ihrer Fernsehsketche erinnern. Für Moritz Bleibtreu hingegen war der Film eine kleine Premiere: Erstmals spielt er in einem Familienfilm mit und ist hier nicht nur in der Rolle des abendländischen Königs, sondern zudem in der eines jungen Vaters zu sehen. Der wahre Star des Films aber ist Karl Alexander Seidel. Nicht nur durch die optische Nähe zu den Zeichnungen von Paul Maar ist er eine ideale Besetzung für die Rolle des Lippel. Mit einer großen Ausstrahlung verkörpert er den kleinen Träumer, seine Ängste und seinen neugewonnen Mut.

Lippels Traum enthält eine Botschaft, welche an die Kraft der Fantasie eines Jeden appelliert und daran, dass man immer ein bisschen Kind bleiben sollte: Für Lippel bleiben die Träume nicht nur eine Möglichkeit zur Flucht vor der Realität. Am Ende zeigt sich, dass sie verborgene Möglichkeiten aufzeigen und dabei helfen können, auch die Hürden des alltäglichen, wirklichen Lebens besser zu meistern.

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