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Blomkvist und Salander ermitteln
   
 

Die "heile" Familie Vanger
   
Schon über 40 Jahre erhält Henrik Vanger jedes Jahr das selbe Geburtstagsgeschenk: Getrocknete Blumen hinter Glas. Die Sendungen kommen aus allen Teilen der Welt, Absender unbekannt. Jedes Jahr wird Vanger schmerzhaft an das Verschwinden seiner Lieblingsnichte Harriet erinnert. Seine letzte Hoffnung ist der Journalist Mikael Blomkvist. Dieser hat gerade den Prozess gegen einen dubiosen Wirtschaftsmagnaten, den er illegaler Waffengeschäfte bezichtigte, verloren und soll für drei Monate ins Gefängnis. Doch bis zum Antritt seiner Haftstrafe bleibt ihm noch etwas Zeit. Zeit, sich auf die Suche nach Harriet zu begeben. Schnell verfängt er sich in Spuren, die im Nichts enden, stößt auf ein schier unlösbares Rätsel und jede Antwort wirft neue Fragen auf. Ihm immer einen Schritt voraus ist die junge Ermittlerin Lisbeth Salander - eine undurchsichtige und unangepaßte Frau, die noch mehr Rätsel aufwirft. Gemeinsam entdeckt das ungewöhnliche Duo bei ihrer Suche nach Harrie eine grausame Mordserie und stößt auf tiefe, menschliche Abgründe.

Krimis aus Skandinavien sind längst kein Geheimtipp mehr: Neben Henning Mankell und Hakan Nesser avancierte Stieg Larsson in den letzten Jahren mit seiner Millenium-Trilogie zum Bestseller. Während Mankells und Nessers Figuren sich mittlerweile in Fernsehserien etabliert haben, wurde Larssons Werk direkt für die große Leinwand adaptiert. Erfreulicherweise war Hollywood nicht schnell genug und die Schweden beweisen mit Verblendung, dass auch sie "großes Kino" können.
Verblendung
(Män Som Hatar Kvinnor), DK/D/S 2009

Verleih: NFP/Warner
Genre: Thriller
Filmlaufzeit: 152 min
Regie: Niels Arden Oplev
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Nyqvist,
Sven-Bertil Taube, Lena Endre
Kinostart: 01.10.2009


Verblendung ist ein düsterer, kühler Thriller mit ungewöhnlichen Antihelden. Statt glattgebügelter Hollywoodschönheiten agieren hier ein vernarbter, scheinbar desillusionierter Journalist in der Krise und ein wildes Punkmädchen mit Tattoos, Piercings und düsterem Make-up, die bei ihrem ersten Auftritt glatt wie Tokio-Hotel-Bill in jungen Jahren aussieht. Doch der erste oberflächliche Blick täuscht: Lisbeth ist eine starke und kluge Frau, deren Seele wohl Schreckliches durchleben mußte. Mit Kalkül, Intelligenz und manchmal bedrohlich wirkender Gelassenheit geht sie jeder noch so kleinen Spur nach, setzt akribisch die Puzzleteile zusammen und verblüfft den erfahrenen Blomkvist immer wieder mit Logik, Scharfsinn und Erotik.

Religion, Rassismus, Perversion - die Motive für düstere und kranke Obsessionen sind so vielfältig, so unvorstellbar. Keine der Figuren können sich ganz davon frei sprechen, jeder hat eine dunkle Seite - die einen leben sie ganz offensichtlich aus, andere wiederum verbergen sie erfolgreich, verdrängen sie. Verblendung ist nichts für schwache Gemüter. Die Morde sind so raffiniert wie grausam, werden zu einem Faszinosum, das abstößt und gleichzeitig fesselt. Die Hauptfiguren sind menschlich, fehlbar und ihre Methoden manchmal erschreckend. So eine verstörende Heldin wie Lisbeth Salander hat man wohl auf der Leinwand noch nicht gesehen. Ihre Präsenz ist im Film allgegenwärtig, mit ihr leidet man, liebt man, haßt man.

Mit Verblendung kommt endlich wieder ein spannender Thriller in die Kinos - ein Genre, das sich auf großen Leinwand eher rar gemacht hat. Der Film unterhält mit einem faszinierenden Fall, schockiert mit drastischen Szenen und fesselt mit geschickt inszenierten Spannungsbögen. Der wuchtige Soundtrack unterstützt die manchmal kaum zu ertragende Spannung und die schaurig schöne unterkühlte Landschaft Schwedens bietet das perfekte Panorama für die furchterregende Schnitzeljagd.

Verblendung ist der Auftakt der Millenium-Trilogie. Doch schon bald wird sich das Ermittlerpaar Salander/Blomkvist wieder auf die Suche nach menschlichen Abgründen begeben. Die Fortsetzungen Verdammnis und Vergebung sind bereits abgedreht. Der Kinostart ist bereits für 2010 geplant, sodass die Fans nicht allzulang der Fortsetzung entgegenfiebern müssen.

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