campus-web Bewertung: 2,5/5
   
 

   
 

   
Die ungarische Gräfin Erzsébet Bathory, die von 1560 bis 1614 lebte, gilt als weibliches Dracula-Pendant. Man sagt ihr nach, sie habe zwischen 80 und 650 Mädchen gefoltert, getötet, ihr Blut getrunken und schließlich darin gebadet. Die angeblichen Taten der so genannten "Blutgräfin" inspirierten bereits diverse Film-Regisseure und (Black Metal-)Musiker zu ihren Werken.

2007 entstand unter der Obhut des tschechischen Regisseurs Juraj Jakubisko an Originalschauplätzen in Ungarn eine weitere Verfilmung des Stoffes. Diese ist deutlich bemüht, die Taten Erzsébets als Legende zu entlarven: Nachdem ihr Ehemann Franz Nádasdy im Krieg ums Leben kam, regiert die Gräfin Bathory alleine den Großteil des umkämpften Ungarns. Doch sie hat gefährliche Gegner: Einerseits giert der habsburgerische König Ungarns, andererseits ihr eigener Vetter nach ihrer Macht. Letzterer schmiedet schließlich eine Intrige gegen seine Cousine, welche maßgeblich zur Legendenbildung um Erzsébet beitragen wird.

Juraj Jakubisko präsentiert seine Verfilmung des klassischen Stoffes als pompöses Historiendrama, das trotz seiner primär osteuropäischen Herkunft den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Punkten kann der Film durch seine tollen Landschaftsaufnahmen, authentisches Dekor und erstklassige Darsteller. Neben der Hauptdarstellerin Anna Friel (Pushing Daisies) weiß besonders Karel Roden (Running Scared, Hellboy) als Erzsébets machtgieriger Cousin zu überzeugen. In der Rolle des habsburgerischen Königs Matthias II. ist außerdem niemand geringeres als "Italo-Western"-Legende Franco Nero (Django) zu bewundern.
Bathory,
GB, SLOW, CZ, UNG, USA 2009

Verleih: nicht bekannt
Genre: Historienfilm/Horror
Filmlaufzeit: 138 min
Regie: Juraj Jakubisko
Darsteller: Anna Friel, Karel Roden,
Franco Nero, Vincent Regan
Kinostart: noch nicht bekannt


Leider verliert sich der Film über die stolze Laufzeit von 138 Minuten zu häufig in Schwülstigkeiten und konzentriert sich etwas zu sehr auf das Präsentieren der prunkvollen Ausstattung, anstatt die Geschichte im richtigen Tempo voranzutreiben. So verlangt der Film seinen Zuschauern gehörig Sitzfleisch und Durchhaltevermögen ab.

Trotz einiger Gewaltspitzen (Köpfungen, Hexenverbrennungen, Folter) richtet sich der Film, ähnlich wie Julie Delpys aktuelle Variante der Bathory-Thematik - Die Gräfin, trotz der horriblen Legende um die Blutgräfin nicht primär an ein Horrorpublikum, sondern eher an Freunde von Historienepen und cineastischen Ausstattungsorgien. Außerdem steht, anstatt ihrer blutigen Taten, der Mensch Erzsébet Bathory deutlich im Mittelpunkt der dramatischen Erzählung und man kann dem Film dabei vorwerfen, dass er durch seine Erklärungsversuche eine popkulturelle Horrorikone entzaubert.

Insofern kann man die verhaltenen Reaktionen der Besucher des Fantasy Filmfest Festivals, in dessen Rahmen der Film in Köln zu sehen war, durchaus nachvollziehen. Horrorfans, die an der "echten" Gräfin Bathory sowieso nicht interessiert sind, greifen da lieber zu dem viel charmanteren Klassiker Comtesse des Grauens aus den britischen Hammer Studios.

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