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Einen 78-Jährigen Witwer zur Hauptfigur eines Animationsfilmes zu machen erscheint ungewöhnlich und doch funktioniert Pixars zehnter und erster in 3D-Technik gedrehter Spielfilm ganz wunderbar. Eben jener Carl Fredricksen soll nach dem Tod seiner geliebten Frau Ellie das gemeinsame Haus an Bauinvestoren verkaufen und in ein Altersheim abgeschoben werden. Der knorrige Alte nutzt die Gunst der Stunde und erfüllt sich einen lange gehegten Kindheitswunsch, von dem er und seine Frau ein Leben lang träumten. Er macht sich auf den Weg, um ein geheimnisvollen Tal in Südamerika zu finden. Doch Fredricksen setzt sich nicht etwa in ein Flugzeug, um sein Ziel zu erreichen, nein, er befestigt tausende von Ballons an sein Haus, um mit diesem in den Himmel zu entschweben. Unfreiwillig begleitet wird er dabei von dem 8-jährigen Pfadfinderjungen Russel, der sich zufällig auf der Veranda des Hauses befand, als dieses abhob. Regisseur Peter Docter (Die Monster AG) gelingt mit Oben das, was wohl noch keinem Animationsfilm gelungen ist. Hier steht nicht die hohe Kunst der Animation im Vordergrund, auch wenn vor allem die Landschaftsbilder atemberaubend sind, sondern die Charaktere, ihre Geschichte und Entwicklung. Allein die ersten 20 Minuten gehören zum Besten, was das Genre bisher gezeigt hat. Der Zuschauer erlebt Carl als Kind und das erste Zusammentreffen mit Ellie. In einer musikalisch unterlegten Collage, die ohne ein gesprochenes Wort auskommt, wird das Eheleben der Fredricksens gezeigt: die verliebten jungen Jahre, das gemeinsame Altern und schließlich auch Tod und Abschied. Das Großartige daran: der Zuschauer vergisst, dass das Ganze am Computer entstanden ist, vergisst Rechenleistung und Pixel. Oben (Up), USA 2009 Verleih: Disney Pixar Genre: Animationskomödie Filmlaufzeit: 100 min Regie: Peter Docter/Bob Petersen Deutsche Sprecher: Karlheinz Böhm, Dirk Bach Kinostart: 17.09.2009 Es entsteht tatsächliche Empathie. Menschliche Animationsfiguren werden so vielleicht zum ersten Mal zu tatsächlichen Schauspielern, die ihre Rollen aus- und mit Leben erfüllen. Wie zum Beweis zeigt der Film einmal eine blutende Stirnwunde an Carls Kopf. Seht her: dieser alte Mann ist echt. Er blutet. Ein Novum bei Pixar. Humanoide, die bisher die Hauptrolle in Animationsfilmen übernommen haben, waren eher Cartoonhaft überzeichnet, wie in Die Unglaublichen. Menscheln durften nur Fische, Monster oder Roboter. Natürlich ist auch Oben ein Familienfilm und erzählt eine rasante Geschichte. Es gibt wilde Verfolgungsjagden, Slapstick und Hunde, die über ein spezielles Funktionshalsband der menschlichen Sprache mächtig sind, sich aber keineswegs menschlich verhalten (das liest sich bescheuert, sorgt aber tatsächlich für die größten Lacher im Film). Doch nie wird der Film hysterisch oder aufgrund der Action ermüdend. Oben hat Herz, Witz und Verstand. Er feiert das Leben an sich und die Zweisamkeit mit einem geliebten Menschen als das große Abenteuer. Kritiker und Kinogänger sind begeistert: Mit rund 290 Millionen US-Dollar, die der Film bisher in den Vereinigten Staaten eingespielt hat, ist Oben der erfolgreichste Pixar Film seit Findet Nemo und ein sicherer Kandidat für die kommende Oscarverleihung.
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