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Regisseur Stephen Frears versucht sich 21 Jahre nach dem oscarprämierten Zweistünder Gefährliche Liebschaften (Dangerous Liaisons) erneut an einem opulenten Kostümfilm mit viel Tragik und Herzschmerz. Wieder mit im Boot ist die mittlerweile 50jährige Michelle Pfeiffer - diesmal nicht als junge Versuchung, sondern gealterte Kurtisane. Belle Èpoque im Paris der 20er Jahre: Die gealterte Kurtisanen Léa de Lonval (Michelle Pfeiffer: Gefährliche Liebschaften) und Madame Peloux (Kathy Bates: Misery, Zeiten des Aufruhrs) schwelgen in Luxus, welchen sie sich durch ihre zahlreichen Liebschaften verdient haben. Ehemals Konkurrentinnen bleibt ihnen ausgeschlossen vom Rest der feinen Gesellschaft nichts anderes übrig, als miteinander vorlieb zu nehmen. So klagt Madame Peloux ihr Leid Léa: Chéri, ihr schöner genusssüchtiger 19-jähriger Sohn (Rupert Friend: Stolz und Vorurteil), ist dabei, sich Drogen und den erotischen Freuden des Lebens komplett hinzugeben. Léa wird zu Chéris Ausbilderin, Freundin und Geliebten. Aus einem spielerischen Flirt wird eine sechsjährige Liebesaffäre, die erst endet als Chéri sich den Fesseln der Gesellschaft beugen muss und sich gezwungen sieht, eine Geldhochzeit mit der blutjungen Edmee (Felicity Jones: Wiedersehen mit Brideshead) einzugehen. Doch weder er noch Léa können die gemeinsame Zeit vergessen Fasst man diese Story nochmals zusammen, bleibt so ungefähr das: Alternde Schönheit braucht Jüngling, um ihre Jugend zu erhalten. Jüngling braucht alternde Schönheit als Mutterersatz. Alternde Schönheit wird sichtlich älter. Jüngling erstmal nicht. Liebe scheitert an den Umständen. Tragisches Ende. Punkt. Viel mehr passiert leider auch in Chéri nicht. Das alles wird zwar gelungen in eine fast schon obszön-prunkvolle Ausstattung mit prächtigen Kostümen und glanzvollen Kulissen verpackt, leider bremsen Zeitsprünge aber das eh schon mäßige Tempo des Films, so dass der Zuschauer mit zahlreichen Wiederholungen und "ihr habt es euch zwar schon gedacht, aber ich zeig es euch noch mal" -Szenen konfrontiert wird. Chéri - Eine Komödie der Eitelkeiten (Chéri), GB/D/F 2009 Verleih: Prokino Genre: Kostümdrama Filmlaufzeit: 93 min Regie: Stephen Frears Darsteller: Michelle Pfeiffer, Kathy Bates, Rupert Friend, Felicity Jones, Frances Tomelty, Anita Pallenberg, Harriet Walter, Iben Hjejle Kinostart: 27.08.2009 Rupert Friend stolziert als makelloser und doch recht blutleerer "Dorian Gray" - Look-alike durch diese recht ereignislose Geschichte steht mal hier hübsch angelehnt im Türrahmen und mal dort hübsch rauchend in maßgeschneiderten Anzug in blühenden Gärten. Kathy Bates gibt wie gewohnt überzeugend die laute Matrone. Ihre bissigen Zickereien mit Erzrivalin Léa gehören zu den amüsanten Momenten des Films. Laut Regisseur Frears weigerte sich Pfeiffer, für die Rolle zuzunehmen. Er arrangierte sich damit, sorgte aber dafür, dass Kameramann Darius Khondji (My Blueberry Nights, Funny Games U.S.) die Aktrice nicht "zu schön" filmte. So freut sich der aufmerksame Zuschauer darüber, dass - mit Ausnahme der tadellos gebotoxten Stirn - das ein oder andere Fältchen tatsächlich dafür sorgt, dass Pfeiffer - wenn auch nicht auf 50, dann vielleicht auf 40 geschätzt werden kann. Ihre entgleisten Gesichtszüge beim Verlust des jungen Geliebten machen Léas Verzweiflung spürbar und so etwas will der Fan solch feudaler Drama doch sehen. Drehbuchautor Christopher Hampton (Gefährliche Liebschaften, Abbitte) adaptierte mit Chéri einen Roman der französischen Schriftstellerin, Varietékünstlerin und Journalistin Colette. Schaut man sich die Biografie dieser skandalumwitterten Dame an, fragt man sich, warum Hampton eigentlich nicht direkt ihre Lebensgeschichte verfilmte: Zahlreiche unter männlichem Pseudonym veröffentlichte Romane, Liebesbeziehungen zu Frauen, der erste lesbische Kuss auf einer Theaterbühne, mehrere zerrüttete Ehen, Affären mit deutlich jüngeren Männern, als erste Autorin in die Académie Goncourt berufen und Colette bekam als erste Frau in Frankreich ein Staatsbegräbnis. Viel Stoff für ein filmisches Meisterwerk . Aber Hampton entschied sich nun mal für Chéri. Für LiebhaberInnen des opulenten Ästhetik-Kinos ist Chéri - Eine Komödie der Eitelkeiten genau das Richtige. Allerdings dümpelt die Story etwas dahin und irgendwie fehlt ein gescheiter unmoralischer Bösewicht à la Valmont (John Malkovich) aus Gefährliche Liebschaften, um dem faden Kammerspiel die nötige Ladung Pfeffer zu geben.
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