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Es dauert ungefähr zehn Minuten bis zur ersten Träne - auch bei all jenen Zuschauern, die es eigentlich im Kino strikt vermeiden, Emotionen zu zeigen. Weitere fünf Minuten später schlägt das Weinen in ein befreiendes Lachen um und schnell zeigt sich, dass der Film nicht ohne Grund bereits 21 Auszeichnungen auf Internationalen Filmfestivals eingeheimst hat. Regisseur Riahi, der als Kind mit seinen Eltern nach Österreich geflüchtet ist, beschreibt Ein Augenblick Freiheit als einen "Film über das Leben, mit einem Lächeln und vielen Tränen. Ein Film, indem sich Menschen wiederfinden können, die Lachen und weinen können und jene die es nicht mehr können, vielleicht wieder lernen werden..." Ein Augenblick Freiheit erzählt die tragikomische Geschichte von drei Flüchtlingsgruppen aus dem Iran, die auf wahren Begebenheiten basiert. Die Freunde Ali und Merdad wollen Alis Nichte Azy und seinen Neffen Arman über die Türkei nach Wien zu ihren Eltern bringen, die dort politisches Asyl gefunden haben. Das Ehepaar Lale und Hassan und ihr Sohn Kian schaffen nur mit knapper Not den Weg über die Grenze und werden von ständigen Zweifeln über ihre Entscheidung zur Flucht begleitet. Und dann sind da noch die zwei ungleichen Freunde Manu, ein kurdischer Lebenskünstler mit ungebremstem Optimismus, und Abbas, ein bodenständiger älterer Herr, die ebenfalls von einem Leben in Freiheit träumen. Nach der riskanten, aber gelungenen Flucht in die Türkei wird den Protagonisten nur ein kurzer Augenblick Freiheit gegönnt. Zwar können sie die dortige freizügige Lebensweise zunächst einmal genießen, doch das Warten auf anerkanntes Asyl und das ständige Versteckspiel vor dem iranischen Geheimdienst trüben das neu gewonnene Lebensglück. Vor allem vor dem aktuellen Hintergrund der politischen Unruhen im Iran lassen die im Film erzählten Schicksale wohl niemanden kalt. Im Gegenteil: Die Figuren sind äußerst realistisch gezeichnet, so dass eine Identifikation mit ihnen schnell hergestellt ist. Und das, obwohl der Film keinen dokumentarischen, sondern einen eher poetisch-realistischen Charakter hat. Regisseur Riahi ist der Überzeugung, dass man mit einem Spielfilm manchmal zu einer radikaleren Form von Wahrheit kommen kann. Ein Augenblick Freiheit - Leben ist mehr als nur Sein, A/F/Türkei 2008 Verleih: Film Kino Text Genre: Tragikomödie Filmlaufzeit: 110 min Regie: Arash T. Riahi Darsteller: Navid Akhavan, Fares Fares, Behi Djanati Atai, Said Oveissi Kinostart: 13.08.2009 Bei seiner Suche nach Wahrheit ist es bewundernswert und ergreifend, wie Riahi die Gratwanderung zwischen Momenten des Schreckens, der Angst und Trauer und Augenblicken der Hoffnung, Freude und Komik gelingt. Aber auch nur mit Hilfe der gekonnten Ablenkungsmanöver lässt sich die hier erzählte traurige Wahrheit der Flüchtlingssituation für den Zuschauer ertragen. So helfen über die Momente der Verzweiflung der enorme Zusammenhalt der Familien hinweg oder die komischen Ideen des lebenslustigen Manu, der für seinen Freund einen Schwan fängt und seine daheimgebliebenen Verwandten am Telefon mit Lügengeschichten über sein neues Leben als glücklicher deutscher Mercedesbesitzer erfreut. Neben dem gelungenen Wechselbad der Gefühle und den überzeugenden schauspielerischen Leistungen sind es auch die beeindruckenden poetischen Bilder, von dem der Film lebt, sowie die Musik, die orientalische und westliche Klänge miteinander verbindet und das "Dazwischensein" zwischen den Kulturen versinnbildlicht. Gleichsam witzig-erfrischend wie auch naiv-berührend ist die Art und Weise, wie die Flüchtlingskinder im Film mit ihrer Situation umgehen. Für die kesse Azy bleiben die Umstände der Flucht bis zuletzt ein Rätsel: "Warum braucht man Papiere, wenn man seine Eltern sehen will?" Auf diese Ungerechtigkeit weiß weder Ali noch sonst jemand eine Antwort. Und trotzdem kämpfen die Beteiligten bis zuletzt um ihr Recht auf Freiheit, egal in welcher Form: Die einen verlassen dafür ihre Heimat, die anderen sterben für ihre Ideale oder kehren in den Iran zurück. Ein Jeder aber bleibt am Ende mit einem Lächeln zurück. Das mag vielleicht etwas kitschig und märchenhaft anmuten. Es ist aber das, was nicht nur den Protagonisten Hoffnung schenkt, sondern ebenso dem Zuschauer. Und es ist wahrscheinlich das, was Riahi EINEN AUGENBLICK FREIHEIT nennt.
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