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Wer bei einem Dokumentarfilm über einen renommierten Neurowissenschaftler ein staubtrockenes Biopic erwartet, wird von dieser humorvollen, anrührenden und spannenden Reise durch die Vergangenheit und Gegenwart mehr als überrascht sein. Nobelpreisträger Eric Kandel ist einer der bedeutendsten Hirnforscher unserer Zeit. 1929 in Wien geboren, emigrierte er mit 9 Jahren nach Amerika; in New York studierte er Literatur, wurde später Psychoanalytiker und Mediziner. Seit 50 Jahren hat er sich auf die Hirnforschung spezialisiert; sein Forschungsthema hängt eng mit seinen traumatischen Kindheitserlebnissen in Wien während des Holocaust zusammen: Die Suche nach dem Gedächtnis. Kandel skandiert zu Beginn des Films: "Wir sind, wer wir sind, auf Grund dessen, was wir lernen und woran wir uns erinnern." Er selbst ist bestes Beispiel für diese Erkenntnis. Seine Kindheit als Jude im nationalsozialistischen Wien war geprägt von Verlust, Trauer und Angst. Um zu verstehen, wie die menschliche Psyche funktioniert und wie ganz normale Menschen in der Lage sein können, Unschuldige zu töten, begab er sich auf die Suche nach Antworten. Diese fand er in der Hirnforschung. Regisseurin Petra Seeger (Wim Wenders, BAP und der Oscar) zeichnet die Spuren von Kandels Leben nach und besucht mit ihm die Orte seiner Kindheit. Kandel erinnert sich, und seine Erinnerungen werden auf der Leinwand lebendig. Dem Film gelingt es zum einen, Kandels bewegende Geschichte zu erzählen, zum anderen aber auch, seiner Forschung genügend Raum zu schaffen, um dem Zuschauer einen Einblick in das Lebenswerk des Wissenschaftlers zu geben. Neben emotionalen Momenten legt der Film viel Wert darauf, die Grundlagen der Hirnforschung anschaulich darzustellen sowie die neuesten Erkenntnisse aus Kandels Labor zugänglich zu machen. Hier gibt der Nobelpreisträger - ganz väterlich - auch den jungen Nachwuchsforschern seines Teams die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse vorzustellen. Mit welcher Leidenschaft und Passion diese hinter ihren Untersuchungen stehen, ist beeindruckend. Kandel selbst erklärt in kurzen Episoden äußerst amüsant und nur mithilfe von Flipchart und Stift, komplizierteste Prozesse des menschlichen Gehirns und kann sie selbst Laien verständlich machen. Dadurch zeichnet sich ein Genie schließlich aus. Auf der Suche nach dem Gedächtnis Der Hirnforscher Eric Kandel (D 2008) W-Film Genre: Dokumentation Filmlaufzeit: 95 min Regie: Petra Seeger Kinostart: 25.06.2009 Zahlreiche Aufnahmen hinter den Kulissen zeigen das wachsende persönliche Verhältnis der Regisseurin Seeger zu ihrem Protagonisten Kandel. Seeger wird Teil der Familie, reagiert sensibel auf emotionale Momente des Wissenschaftlers und wird von ihm in die gelungen eingefangenen intimen Momente einbezogen. So entsteht ein umfassendes Bild des faszinierenden Genies Kandel, der mit seiner sympathischen und mitreißenden Art das Publikum in seinen Bann zieht. Mit einem charmanten Protagonisten wie Eric Kandel kann man nichts falsch machen. Immer wieder bricht er in lautes ansteckendes Lachen aus, strahlt eine Fröhlichkeit aus, gegen die sich der Zuschauer einfach nicht wehren kann. Man muss Kandel einfach mögen. Auf der Suche nach dem Gedächtnis ist sicherlich kein Film, den man sich aus reinen Unterhaltungsgründen anschaut, trotzdem zeigt er sich als äußerst amüsante und lehrreiche Alternative, einen Kinoabend zu gestalten. Hierbei sind nicht nur neurowissenschaftlich Interessierte angesprochen, sondern durchaus auch Laien, die ihren Horizont mal gehörig erweitern wollen. Kandels Geschichte ist die eines Mannes, der auszog, um das Grauen der Vergangenheit hinter sich zu lassen und die Menschen verstehen zu lernen. Sehr empfehlenswert.
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