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Scharf wie Chili, bitter wie Koriander, herzhaft wie Knoblauch – pikant wie Curry: eben auch eine Gewürzmischung wie Deutschland 09: ein Kompilationsfilm. 13 renommierte deutschsprachige Regisseure zwischen Mitte 30 und Mitte 50 beschäftigen sich rund 30 Jahre nach Deutschland im Herbst, einem Film "neuer deutscher Art" über die Lage der Bundesrepublik zur Zeit des RAF-Terrorismus im Herbst 1977, mit der Situation der deutschen Nation im Jahr 2009. Statt Fassbinder, Kluge, Schlöndorf und Reitz, einige der elf Regisseure von damals, sind nun Tykwer, Levy, Akin und Co. am Werk. Das Thema – zwar weniger eindeutig und einheitlich, dafür ebenfalls brisant, in seiner Divergenz: Deutschland 09 verspricht ein heterogenes Panoramabild der gesellschaftlichen, sozialen und politischen Zustände in der heutigen Bundesrepublik. Im Zuge dessen soll der Film individuelle Blickwinkel und persönliche Wahrnehmungen verschiedener Regisseure offenbaren, dabei sowohl abstrakt als auch konkret, experimentell und essayistisch – künstlerisch vielfältig sein: Deutschland 09 erwacht buchstäblich mit Angela Schanelecs "Erster Tag", einem kurzen Film in der Morgendämmerung: Noch geht es friedlich zu auf deutschen Straßen, noch scheint die Stille der Natur beinahe nichts zu trüben, doch der deutsche (All-)Tag beginnt: Es muss weiter gehen. Mit "Joshua" von Dani Levy: In seinem filmischen Beitrag leidet Levy selbst unter typisch deutscher notorischer Schwarzseherei, wenn sein kleiner Sohn Joshua von Neonazis als neuer Führer gefeiert wird – da hilft auch kein Heilmittel mehr. Weiter geht es äußerst realistisch mit Fatih Akin und "Der Name Murat Kurnaz", einer Adaptierung des Interviews mit dem deutsch-türkischen Ex-Guantanamo-Häftling. Unrealistisch, radikal und sanft zugleich geht Nicolette Krebitz in "Die Unvollendete" vor, einem fantastisch-fiktiven Dialog zwischen der 16-jährigen Autorin Helene Hagemann, Ulrike Meinhof und Susan Sonntag, großartig gespielt von Jasmin Tabatabai und Sandra Hüller. Auch Sylke Enders thematisiert einen Dialog, der scheiternd in "Schieflage" gerät, zwischen drei Menschen, deren verschiedene Welten sich in einer Suppenküche für Kinder kreuzen. Mit "Der Weg, den wir nicht zusammen gehen" präsentiert Dominik Graf eine Bilderstrecke der Architektur Deutschlands, gedreht auf altem Super 8-Material. Diese Dokumentation des Verschwindens und des Verfalls ist wenig dokumentarisch, vielmehr melancholisch und in hohem Maße kunstvoll gestaltet. Hans Steinbichler lässt seinen Protagonisten Riesch Beintl, einen konservativen Industriellen, gespielt von Josef Bierbichler, zum Amok-Läufer mutieren, und das nur wegen fehlender "Fraktur"-Schrift in der FAZ. Wesentlich friedlicher geht es in Isabelle Stevers "Eine demokratische Gesprächsrunde zu festgelegten Zeiten" zu, in der sich eine engagierte junge Lehrerin mit Hilfe des Klassenrats um gewaltfreie Kommunikation bemüht – Viertklässler aus verschiedenen Kulturen diskutieren völlig natürlich vor der Kamera, sie fühlen sich ernst genommen. Hans Weingartner übt mit "Gefährder" Kritik an der Anti-Terror-Datei. Er zeigt, wie aus einem politisch aktiven Familienvater ein vermeintlich gefährlicher Staatsverbrecher gemacht wird – nach dem wahren Fall von Andrej Holm, der ohne ersichtlichen Grund elf Monate lang überwacht wurde. Dieser Film offenbart und verstärkt zugleich das Klima der Angst in Deutschland. Deutschland 09 - 13 kurze Filme zur Lage der Nation, D 2009 Verleih: Piffl Genre: Kompilationsfilm Laufzeit: 151 min Regie: Dominik Graf, Tom Tykwer, Fatih Akin, Wolfgang Becker, Dany Levy... Darsteller: Sandra Hüller, Benno Führmann, Dennis Moschitto, Uwe Bohm... Kinostart: 26. 03.2009 Tom Tykwer lässt den Zuschauer in "Feierlich Reist" mit Benno Führmann auf Geschäftsreise durch die vereinheitlichten Mode-Metropolen der Welt gehen. Führmann spielt den frustrierten Vertriebschef Feierlich – Täter oder Opfer der Globalisierung? Ein Opfer der wirtschaftlichen Lage zeigt Romuald Karmakar in "Ramses": Ein iranischer Bar-Besitzer plaudert über Sex-Geheimnisse der Deutschen und schlechte Zeiten in Deutschland – so grotesk wie amüsant. Mit "Krankes Haus" entwirft Wolfgang Becker eine Dystopie: Die "Deutschlandklinik" soll abschrecken und vor der Entwicklung unseres Gesundheitssystems warnen. Zu guter Letzt erzählt Christoph Hochhäusler mit "Séance" äußerst poetisch, nur mit Bildern und Gegenständen der Vergangenheit, über die Mondkolonie, lange Zeit nach der Erd-Evakuierung – die Erinnerungen an Deutschland lassen sich aber nicht auslöschen. Tom Tykwer, Mit-Initiator des Films, bezeichnet Deutschland 09 als "Kaleidoskop-Film". Und tatsächlich wirkt jeder Film aufs Neue überraschend, weil nicht jeder einzelne Film die gleiche politische Botschaft und künstlerische Aussage von sich gibt. Erst in der Zusammenführung, der dramaturgischen Gesamtkonzeption der Teile ergibt sich ein aussagekräftiges Ganzes ebenso wie das gesellschaftliche Miteinander in Deutschland sich aus dem Verhalten der individuellen Menschen konstituiert. Sicherlich möchten die Regisseure von Deutschland 09 zum Nachdenken über unsere Gesellschaft anregen. Kritik an deutschen Eigenarten und Lebensweisen, politischen Entscheidungen und sozialen Missständen ist daher angebracht. Doch so manch ein Kino-Besucher würde sich wohl lieber mit einem etwas positiveren Deutschland identifizieren wollen. Bis auf einige Ausnahmen entwirft der Film ein pessimistisches Bild unseres Landes – typisch deutsch?! Deutschland 09 ist kein Stimmungsfilm, wie etwa Deutschland. Ein Sommermärchen: Die WM ist lange vorbei und wir stecken tief in der Krise, das wird uns hier einmal mehr vor Augen geführt – zurecht! Die Würze liegt nicht allein in der Kürze der einzelnen Filme, sondern die Mischung macht’s oder die Montage? – ein Gesamtkunstwerk! Kurzfilmwettbewerb zum Film: Im Rahmen eines Kurzfilmwettbewerbs geben die Veranstalter allen Interessierten die Möglichkeit, sich mit einem eigenen persönlichen Beitrag am Thema Deutschland 09 zu beteiligen. Die Wahl des Formates und des Inhaltes spielen dabei keine Rolle. Die fünf besten Kurzfilmbeiträge werden auf der Verkaufs-DVD zu Deutschland 09 veröffentlicht. Teilnahmeschluss ist der 25.05.2009. Teilnahmebedingungen sowie weitere Infos zum Kurzfilmwettbewerb finden sich auf der offiziellen Website zum Film: www.deutschland09-der-film.de
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