Campus-Web Bewertung: 3/5
   
 

   
 

   
Eva (Anna Loos) hat auf den ersten Blick alles zum Glücklich sein: sie ist Mitte dreißig, attraktiv und steht mitten im Leben. Mit ihrem jüngeren Freund Marco (Steve Windolf) teilt sie Tisch und Bett, ihr Sohn Jens (Robert Höller) ist fast erwachsen und hat gerade eine Lehrstelle gefunden. Doch eins fehlt ihr: eine Arbeit. Gerade hat sie ihren Job als Verkäuferin verloren, Alternativen gibt es mitten in Brandenburg kaum. Einziger Ausweg: Saisonarbeit in der Schweiz. Nach kurzem Zögern packt Eva ihre Sachen und macht sich auf den Weg in die Alpen. Und schon liegt sie mitten im "Heidiland" in einem wenig Vertrauen erweckenden Materiallift auf dem Weg zu ihrem neuen Arbeitsplatz als Melkerin. Neben ihr der eigenbrötlerische und mürrische Senner Daniel (Stefan Gubser) - Evas Chef. Der traut der forschen Blondine zunächst wenig zu, doch Eva kann zupacken und fühlt sich trotz aller Widrigkeiten und Entbehrungen schnell wohl und im Einklang mit der Natur. Schon bald weiht Daniel sie in die Geheimnisse der Käsemacherei ein. Dabei kommen sich der wortkarge Naturbursche und die lebenslustige Kleinstädterin langsam näher. Doch auch Mehmed (Oliver Zgorelec), der mazedonische Hilfsarbeiter vom Nachbarshof, findet schnell Gefallen an dem attraktiven Neuzugang. Als dann auch noch der von Sehnsucht geplagte Marco auf der Alm auftaucht, ist das Chaos perfekt.

Regisseurin und Drehbuchautorin Tamara Staudt konnte für Nur ein Sommer eigene Erfahrungen verarbeiten. Sie selbst arbeitete wie ihre Hauptfigur Eva als Melkerin auf einer Alm und lernte dort auch die Käsemacherei. Dieses ursprüngliche, so unverfälschte und auch sinnliche Verfahren scheint sie nachhaltig beeindruckt zu haben. Liebevoll und mit viel Hingabe widmet sich Senner Daniel im Film diesem uralten Handwerk und findet damit letztlich auch einen Weg, seine Gefühle zu offenbaren. Und auch Eva, die stets auf eigenen Füßen stand und sich vor harter Arbeit nicht scheut, ist fasziniert davon. In Nur ein Sommer geht es letztlich aber doch um mehr als Schweizer Käse. "Wenn du was verändern willst, dann mußt du das im eigenen Land machen" wirft Marco seiner Freundin Eva vor. Doch manchmal muss man eben andere Wege gehen, die Heimat verlassen und sich neuen Eindrücken öffnen, um einen klaren Blick für das Mögliche zu bekommen.
Nur ein Sommer, D/CH 2009
Verleih: Filmlichter
Genre: Komödie
Filmlaufzeit: 97 min
Regie: Tamara Staudt
Darsteller: Anna Loos, Stefan Gubser,
Steve Windolf, Oliver Zgorelec, Stephanie
Glaser, Peter Wyssbrod
Kinostart: 12.03.2009


Schon die Eröffnungssequenz des Films könnte glatt aus dem DEFA-Klassiker Die Legende von Paul und Paula stammen: Ein Plattenbau wird gesprengt, fällt in sich zusammen und begräbt einen Teil der Vergangenheit unter sich. Dennoch: Im brandenburgischen Eberswalde ist die Zeit stehen geblieben, Aufschwung ist hier schon lange ein Fremdwort. Auch auf der Alm scheinen die Uhren still zu stehen, doch statt grauer, kalter Plattenbauten beherrscht die Natur das Bild: unendlich weite Berglandschaften, strahlend blauer Himmel, friedlich grasende Kühe und klare Bergseen. Dieser Anblick macht die harte Arbeit und das schwere Leben auf der Alm offenbar schnell vergessen. Regisseurin Tamara Staudt hat mit Nur ein Sommer wunderbare Bilder geschaffen und bevölkert ihre (Film-)Landschaft mit herrlich außergewöhnlichen und skurillen Figuren. So schräg und liebenswert diese auch sind, hinter ihre Fassaden kann man nur selten blicken.

Wenn Eva am Ende des Sommers nach Eberswalde zurückkehrt und Daniel ihr zum Abschied ein (künstliches) Edelweiss überreicht, sind die Absichten der beiden immer noch nicht klar, ihre Gefühle zueinander nicht wirklich überzeugend. Ein bißchen erinnert das ganze an die Fernsehshow Bauer sucht Frau - Senner Daniel lebt seit Jahren allein auf der Alm und braucht eine Frau, die anpackt und auch ohne Strom und warmes Wasser leben kann. Eva hingegen sieht in ihrem "Ferienjob" scheinbar nur ein Abenteuer und eine Möglichkeit, der Tristesse n der Brandenburger Einöde zu vergessen, in der sie sich eigentlich ganz wohl fühlt. Ihr Handeln bleibt für den Zuschauer irgendwo hinter den Schweizer Bergen verborgen.

Letztendlich ist Nur ein Sommer ist ein locker-leichter Liebesfilm ohne große Höhen und Tiefen, der mit großartigen Landschaftsaufnahmen und einer wunderbaren Hauptdarstellerin aufwarten kann, mit der man gern mehr als nur einen Sommer verbringen möchte.

Mehr Infos zum Film und den Trailer findet ihr auf der Homepage zum Film.

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