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Erstmals seit seinem Oscar-prämierten Million Dollar Baby ist Clint Eastwood wieder in einer Hauptrolle auf der Leinwand zu sehen und zeigt sich in einer gewohnt mürrischen und dennoch charmanten Rolle. Der verbitterte Koreakriegsveteran Walt Kowalski (Eastwood) entscheidet sich nach dem Tod seiner Frau für ein zurückgezogenes Leben mit Hund Daisy. Dass sein Viertel immer stärker von Immigranten dominiert wird, passt dem starrköpfigen Patrioten überhaupt nicht. Alles um ihn herum macht Walt wütend: Die heruntergekommene Nachbarschaft, die Gangs der Hmongs, Latinos und Schwarzen, seine erwachsenen Kinder (Brian Haley, The Departed; Brian Howe, Catch me if you can), die ihn ins Pflegeheim abschieben wollen und der junge überambitionierte Pater Janovich (Christopher Carley, Garden State, Von Löwen und Lämmern), der Walts verstorbener Frau versprach, sich um den Witwer zu kümmern. Als Walt den Übergriff einer Gang auf seine Nachbarn eine Hmong-Familie verhindert, ist er plötzlich der Held des Viertels. Während Walt die nun folgenden Zuneigungsbekundungen und Geschenke anfangs noch abwehrt, freundet sich der Eigenbrödler mit dem Nachbarsjungen Thao (Bee Vang) und dessen Schwester Sue (Ahney Her) an. Doch die Bandengewalt gegen die Flüchtlingsfamilie nimmt immer mehr zu und Walt will dies einfach nicht zulassen. Gran Torino, (USA 2008) Verleih: Warner Genre: Drama Filmlaufzeit: 116 min Regie: Clint Eastwood Darsteller: Clint Eastwood, Bee Vang, Ahney Her, Christopher Carley, Brian Haley, Geraldine Hughes, Brian Howe Kinostart: 05.03.2009 Walt ist ein einsamer Mensch. Seine Freunde sind verstorben oder weggezogen und im Glauben allein findet er keinen Halt. Bereits vor dem Tod seiner Frau hat er sich von seinen eigenen Kindern entfernt. Er hat nie einen Zugang zu seinen Söhnen gefunden, deren Leben so wenig zu tun hat mit seinen schmerzhaften und von Verlust geprägten Erfahrungen in Vietnam. Walt findet erst in seinen Nachbarn, der asiatischen Flüchtlingsfamilie Lor, Verbündete. Hier fühlt er sich verstanden und kann endlich seine belastenden und traumatischen Kriegserlebnisse aufarbeiten. Walt fühlt sich aufgehoben und bekommt den Respekt, den er bei seinen eigenen Angehörigen vermisst. Die Hmong sehen die Familie als heilig an. In ihrer Kultur gilt: Je älter eine Person, desto mehr Autorität besitzt sie. Ratschläge werden meist von den Großeltern eingeholt. Diese Einstellung steht im absoluten Widerspruch zu dem, was Walt in seiner eigenen Familie erlebt. Seine Söhne wollten ihn ins Pflegeheim stecken und seine Enkelkinder haben es nur auf sein Erbe abgesehen. Bei den Lors kann Walt einen besonderen, ehrenvollen Platz einnehmen und wird nicht "beiseite geschoben". Clint Eastwood agiert in seiner Rolle absolut authentisch. Sein wütendes Knurren und sein zerknirschter Gesichtsausdruck wirken genauso überzeugend wie seine schnoddrige, charmante Art, auf die asiatischen Nachbarn zuzugehen. Walts Sinneswandel vollzieht sich allmählich und wird überzeugend dargestellt. Er besitzt anfangs nicht altruistische, sondern rein egoistische Motive, die Nachbarschaft vor den Banden zu schützen. Er will "sein Revier" hüten und die von ihm abschätzig als "Gooks" bezeichnete asiatischen Anwohner zu Recht und Ordnung bewegen. Walt poliert noch täglich sein Gewehr und schreckt nicht davor zurück, es einzusetzen, wenn jemand seine Ruhe stört. Gewalt hat er auch lange nach seinem Kriegseinsatz als Handlungsoption gespeichert und der mittlerweile 78jährige Eastwood zeigt sich als überraschend agiler gealterter Revolverheld. Die Gang-Szenen, bei denen keine routinierten Schauspieler zu sehen sind, wirken teilweise etwas plump. Hier greift Eastwood auf gängige Stereotype zurück und zeigt den weißen Möchtegern-Rapper genauso wie den schwarzen Basketball-Prügler. In Momenten wie diesen erscheinen auch die sonst so erfrischenden Newcomer Bee Vang und Ahney Her eher gestellt. Gran Torino ist wohl als Eastwoods großes Alters-Projekt zu sehen. Nicht nur, dass er nach eigener Aussage das letzte Mal - als Hauptdarsteller zu sehen ist. Der Altmeister brilliert als Regisseur, Produzent und schrieb den Filmsong "Gran Torino", für den er Jamie Cullum als "Duettpartner" gewinnen konnte. Der Film thematisiert Alter, Respekt, Leben und Tod und behandelt somit wohl Bereiche, die auch einen Clint Eastwood mittlerweile besonders beschäftigen mögen. Sein neuestes Werk ist zwar kein "innovativer" Film, überzeugt allerdings durch Authentizität und einen liebevoll inszenierten Kulturclash. Letztendlich vermag der dramatische Showdown dann doch das - während des Films oft schmunzelnde Kinopublikum zu überraschen.
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