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Glauben Sie an das Schicksal? Für Jamal Malik (Dev Patel) ist es der größte Tag seines bisherigen Lebens. Nur noch eine Frage trennt ihn vom 20-Millionen-Rupien-Hauptgewinn in Indiens TV-Show "Wer wird Millionär?". Doch was in aller Welt hat ein mittelloser Youngster aus den Slums von Mumbai in dieser Sendung verloren? Und wie kommt es, dass er auf alle Fragen eine Antwort weiß? Dabei geht es Jamal nicht um das Geld, sondern einzig und allein um die Liebe. Für ihn ist die Sendung nur ein Mittel zum Zweck, eine letzte Chance, seine verlorene, große Liebe Latika (Freida Pinto) in der flirrenden Millionenmetropole Mumbai wiederzufinden. Danny Boyle (Trainspotting, The Beach, 28 Days later) schenkt uns mit seinem neuesten Werk den schönsten und bewegendsten Film des Jahres. Ein Film, den man liebt, der aber auch weh tut. Slumdog Millionär wurde mit Preisen nur so überschüttet und gewann bei den diesjährigen Golden Globes den begehrten Preis gleich in vier Kategorien: bester Film (Drama), beste Regie, bestes Drehbuch und beste Filmmusik. Allerdings können alle diese Auszeichnungen nicht ausdrücken, wie bewegend dieser Film tatsächlich ist. Slumdog Millionär berührt, ohne kitschig zu sein. Der Film basiert auf dem Roman "Rupien! Rupien!" (erschien 2005 bei Kiepenheuer & Witsch) von Vikas Swarup. Vormals bestand das Buch aus mehreren, teilweise unzusammenhängenden Kurzgeschichten, doch Drehbuchautor Simon Beaufoy (Ganz oder gar nicht) gelingt es, diese Bruchstücke zu einem fulminanten Ganzen zusammenzubringen. Es entsteht eine märchenhafte Geschichte, die trotzdem immer einen bitteren Beigeschmack besitzt. Schließlich liegt mit mehr als einer Million Bewohner der größte Slum Asiens in Mumbai. Die Armut ist stets Bestandteil von Jamals Leben und das wird mehr als deutlich. Aufstände, Anschläge, Mord, Kriminalität, Prostitution hier bleibt kein Platz fürs Kindsein und so müssen Jamal und sein großer Bruder Salim schon früh lernen, für sich selbst zu sorgen. Boyle zeigt ein Indien mit seinen farbenfrohen und fröhlichen, aber auch seinen schreckliche Facetten. Licht und Schatten - wie in jedem Märchen halt. Slumdog Millionär (Slumdog Millionaire), GB 2008 Verleih: Prokino Genre: Drama/Komödie/Lovestory Filmlaufzeit: 120 min Regie: Danny Boyle Darsteller: Dev Patel, Anil Kapoor, Freida Pinto, Irrfan Khan, Saurabh Shukla, Mia Drake, Sanchita Choudhary, Ankur Vikal Kinostart: 19.03.2009 Ausgehend von Jamals Auftritt bei der indischen Version von "Wer wird Millionär" wird seine Leidens-, Lebens- und Liebesgeschichte erzählt. Jamal wird des Betrugs bezichtigt, denn schließlich kann ein armer Junge aus der Unterschicht nicht das Wissen angehäuft haben, welches er bei der Quizsendung an den Tag legt. Im Polizeirevier soll die Wahrheit mit Gewalt ans Licht kommen. In Rückblicken erfährt das Kinopublikum, warum ausgerechnet dieser "Slumdog" die Antwort auf jede Frage weiß. Hierbei führt Danny Boyle den Zuschauer ganz nah heran an die Geschehnisse: Man rennt selbst durch die engen Gassen der Slums. Der Zuschauer taucht ein in das energetische, hektische Leben in Mumbai. Der Einsatz von Digitalkameras ermöglichte es dem Filmteam, fast unbemerkt am Leben der Bewohner teilzunehmen. Zahlreiche Close-ups ziehen den Zuschauer immer weiter in die Handlung und man fühlt sich fast als Teil des flirrenden Pulsierens einer organischen Stadt. Unterbrochen wird dies durch Aufnahmen aus der Vogelperspektive. Hunderte Kinder arbeiten auf einer Müllhalde, Tausende Frauen waschen ihre Wäsche, Millionen Blechdächer versperren die Sicht auf die Straßen. Dem Zuschauer wird klar: Ich bin nur Beobachter einer von vielen Schicksalsgeschichten in dieser Stadt. Danny Boyle hat sich bei der Besetzung seiner Protagonisten ganz bewusst für zwei Darsteller entschieden, die bislang noch nicht auf der Kinoleinwand zu sehen waren. Und hier beschert er uns auch schon die zweite Überraschung: Dev Patel (als Jamal) wirkt so wahrhaftig, dass es nicht wundern sollte, wenn wir ihn bald in weiteren großen Produktionen zu sehen bekommen. Er ist eine absolute Bereicherung des Films. Slumdog Millionär ist keine typische Bollywood-Produktion, denn mit Danny Boyle hat sich ein Regisseur gefunden, der frei von Kitsch eine anrührende Geschichte erzählen kann, die das Publikum in den Bann zieht. Im Abspann schenkt er uns dann doch noch eine ordentliche Portion Bollywood. Aber keine Sorge: Es lohnt sich, sitzen zu bleiben, denn auch hier bleibt sich der Film treu und wird nicht zu einer RTL2-Genre-Themennacht.
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