Campus-Web Bewertung: 3/5
   
 

   
 

   
Kate (Oscar-Preisträgerin Reese Witherspoon, Walk the line, Solange du da bist) und Brad (Vince Vaughn, Trennung mit Hindernissen, Die Hochzeits-Crasher) sind ein glückliches Paar, das sich erfolgreich gegen "altbackene" Konventionen wie Heirat und Familiengründung wehrt. Besonders das Weihnachtsfest soll unter keinen Umständen im Kreise der "lieben" Verwandten verbracht werden. Als der diesjährige geplante Flug nach Fidschi allerdings wegen Bodennebels gestrichen ist und die beiden von einem TV-Sender sogar noch am Flughafen zu der Misere befragt werden, wissen nun auch ihre Familien Bescheid. Ihnen bleibt also nur eins übrig: Kate und Brad machen sich auf den Weg, um ihre Familien nun doch noch mit ihrem Besuch zu beehren. Dabei schleppen sich die beiden Scheidungskinder nicht nur zu einem oder zwei – sondern gleich zu allen vier Weihnachtsfesten ihrer Elternteile. Der Comedy-gewöhnte Zuschauer mag bereits ahnen, wie die Geschichte weitergeht: Die Begegnungen mit den verrückten Verwandten führen zu überraschenden Geständnissen, peinlichen Enthüllungen gut gehüteter Geheimnisse und natürlich jeder Menge Slapstick-Momenten. So strapaziert das "leidige" Fest nicht nur die Nerven von Kate und Brad, sondern stellt auch ihre Beziehung auf eine harte Belastungsprobe.

Pünktlich zur Weihnachtszeit beschert uns der für einige Dokumentarfilme bekannte Regisseur Seth Gordon (The King of Kong, The Problem with Percival) mit seinem Spielfilmdebüt eine Komödie über die Schattenseite der "oh du fröhlichen" Weihnachtszeit: "In diesem Film geht es um das Grundthema des Weihnachtsfestes - Panik." Der Zuschauer fühlt sich - dank deutschem Filmtitel - zu Recht an die Filme Meine Braut, ihr Vater und ich und dessen Fortsetzung Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich erinnert. Die Drehbuchschreiber mögen sich gedacht haben: "Hey, die Filme waren doch lustig. Multiplizieren wir mit Vier und das Ding kann nur ein Erfolg werden."
Mein Schatz, unsere Familie und ich,
(Four Christmases), USA 2008

Verleih: Warner
Genre: Romantik-Komödie
Filmlaufzeit: 82 min
Regie: Seth Gordon
Darsteller: Vince Vaughn, Reese Witherspoon,
Mary Steenburgen, Robert Duvall, Sissy Spacek,
Jon Favreau, Kristin Chenoweth, Jon Voight
Kinostart: 04.12.2008


Die Familienfeiern bergen tatsächlich allerlei absurde Situationen, die die Lachmuskeln des Zuschauers strapazieren: Ob Kates einer Art neo-fundamentalistischen Jesus-Sekte angehörige Mutter, Brads debile testosterongesteuerte Ultimate-Fighting-Brüder oder seine - mittlerweile mit Brads ehemals bestem Freund liierte, sich im zweiten Frühling befindliche Mutter. Gordon beweist Liebe zum Detail und der Zuschauer ertappt sich das ein oder andere Mal dabei, seine eigene Familie in diesem Film gespiegelt zu sehen. Im Laufe der Handlung werden die familiären Verhältnisse der Protagonisten Stück für Stück aufgedeckt und der Zuschauer begreift, warum die beiden dem Partner die eigene Herkunft so lange verschweigen wollten.

Neben Brachialhumor, über den man streiten kann, gibt es auch Momente voller Wortwitz. So sei den der englischen Sprache Mächtigen doch geraten, den Film im Original zu sehen (wenn die deutsche Filmtitelübersetzung schon so unkreativ erscheint, mag so mancher Kalauer bei der synchronisierten Filmfassung eventuell auch auf der Strecke bleiben).

Mein Schatz, unsere Familie und ich hat neben einigen Schenkelklopfern vor allem eine 1A-Darsteller-Liste zu bieten. Hier zeigt sich, dass es in Hollywood für betagte Schauspieler nicht mehr so viele Rollen zu geben scheint. So freut man sich neben den Oscar-Preisträgern Mary Steenburgen (als Kates Mutter, Step Brothers, Melvin und Howard) und Robert Duvall (als Brads Vater, Apocalypse Now, Comeback der Liebe) über eine fabelhafte Sissy Spacek (als Brads Mutter, Carrie, Eve und der letzte Gentleman) und Jon Voight (als Kates Vater, Runaway Train, Das Vermächtnis der Tempelritter). Vince Vaughn und Reese Witherspoon zeigen sich in gewohnt gefälligen Rollen. Also alles wie vom hollywood-affinen Kinopublikum erwartet.

Leider versucht der Film dann doch gegen Ende, ganz im "weihnachtlichen" Sinne, dem Zuschauer etwas mit auf den Weg zu geben. Und das hätte sich Gordon mal gründlich sparen können:
Während Kate und Brad zu Beginn des Filmes als erfrischend unkonventionelles Paar erscheinen, beispielhaft für eine moderne Liebesbeziehung frei vom gesellschaftlich aufdoktrinierten Zwang zur Familiengründung, hört Kate im Laufe des Films plötzlich aus unerfindlichen Gründen ihre innere Uhr ticken und so erspart uns der Film auch nicht, die beiden - ein Jahr später - kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes zu zeigen. "O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!"

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