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Wäre Ikarus nicht zu hoch in Richtung Sonne geflogen, dann wären seine mit Wachs befestigten Flügel wohl nicht geschmolzen, was ihm schließlich den Absturz und somit den Tod einbrachte. Soweit jedenfalls die griechische Mythologie. Doch das stetige Streben nach Höherem mit dem darauffolgenden Fall ist nach wie vor auch in der Neuzeit keine Seltenheit. In Berlin Calling, dem neuen Film von Hannes Stöhr (Berlin is in Germany) geht es ebenfalls um einen, der hoch hinaus will und vorher erst einmal abstürzt. Elektro DJ Ickarus, kurz Icka (Paul Kalkbrenner) steht kurz vor seinem internationalen Durchbruch. Mit seiner Freundin und Managerin Mathilde (Rita Lengyel) tourt er durch die Welt. Icka konsumiert regelmäßig Drogen, sehr zu Mathildes Leidwesen. Sie hat Angst um ihn, ist jedoch völlig machtlos. Eines Abends, nachdem die Plattenchefin bessere Tracks für das bevorstehende, neue Album verlangt, erwischt Ikarus eine Pille, die mehr ist als "nur" Ecstasy. Er hat schizophrene Schübe, Hitzewallungen und verteilt im Hotel oberkörperfrei eine gehörige Portion Müsli auf sich und der Tischdecke. Er wird in eine Berliner Nervenklinik eingeliefert. Die Leiterein, Professorin Dr. Petra Paul (Corinna Harfouch) empfiehlt ihm eine Ruhepause und fordert ihn zur Teilnahme an freiwilligen Therapiestunden auf. Nach langem Hin und Her, zwischen wiederholtem Drogenkonsum und den darauffolgenden Zusammenbrüchen, wird Ickarus ein stationärer Aufenthalt verordnet. Trotz der Trennung von seiner Freundin Mathilde, die unterdessen ein Verhältnis mit Ickas Ex-Freundin Corinna beginnt, unterstützt sie ihn bei der Veröffentlichung seines Albums. So darf Ikarus schließlich das Krankenhaus verlassen, und kann endlich wieder in den Clubs auflegen, was ihm neben Mathilde am meisten bedeutet und ihn sichtlich beflügelt. Berlin Calling, D 2008 Verleih: Movienet Genre: Tragikomödie Filmlaufzeit: 100 min Regie: Hannes Stöhr Darsteller: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel, Corinna Harfouch, Peter Schneider Kinostart: 02.10.2008 Stöhrs fiktiv skizzierter Abriss der Biographie eines Musikers nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch die Elektro- und Technoszene Berlins. Selbst diejenigen, die sich bisher noch nie in diesem Bereich aufgehalten haben, finden rasch Zugang zum Geschehen. Die Filmmusik besteht ausnahmslos aus Elektrobeats, die die tranceartige und teilweise machtlose Situation des Protagonisten passend untermalen. Doch neben der Ohnmacht klingt in ihnen auch ein Hoffnungsschimmer und die Musik begleitet Icka auch dann noch, wenn sich sein Schicksal wieder zum Besseren zu wenden scheint. Stöhr verzichtete häufig auf Dialoge und lässt statt dessen Klänge und Bilder, was ihre intensive Wirkung noch verstärkt. Paul Kalkbrenner, der im wahren Leben ebenfalls als DJ und Musikproduzent arbeitet, gibt mit diesem Film sein Debüt als Schauspielter. Sicherlich ist ihm diese Rolle wie auf den Leib geschneidert und man ahnt bereits, dass in Icka auch einiges von Paul stecken muss. Dennoch spielt Kalkbrenner überzeugend den Verfall eines aufstrebenden DJs, in dessen Talent Genie und Wahnsinn nicht weit auseinander liegen. Dieser Film ist kein Pamphlet zur Bekämpfung von Drogen, aber diesen Anspruch kann und wird ein Film auch nicht erfüllen können. Dennoch gelingt es Stöhr mit Berlin Calling, ein realistisches Bild der aktuellen Drogensituation in der Techno- und Elektroszene zu vermitteln, das weder dramatisiert noch beschönigt. Am Ende macht der Film sogar Mut, dass es wichtig ist an sein Ziel zu glauben, um es erreichen zu können. Somit ist Berlin Calling nicht nur ein Film für Elektrofans, sondern auch für all diejenigen, die noch an die Verwirklichung ihrer Träume glauben. Ickarus ist zwar gestürzt und hat sich schwer verletzt, aber er konnte wieder aufstehen, indem er sich selbst und andere mit seinen Beats zum "Fliegen" ohne Drogen bringt. Zum Filmstart von Berlin Calling gibt es auch ein Gewinnspiel.
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