Campus-Web Bewertung: 3,5/5
   
 

   
 

   
Nachdem der erste Teil der Chroniken von Narnia, The Lion, the Witch and the Wardrobe, mit einem Einspielergebnis von 745 Millionen Dollar zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten wurde, sind die Erwartungen an den nun folgenden zweiten Teil Prince Kaspian of Narnia natürlich gigantisch. Nicht zuletzt, da die Romanvorlage von C.S. Lewis spektakulärere Effekte als im Vorgänger verlangt, waren Cineasten von Anfang an gespannt auf die Umsetzung. Ende Juli kommt nun das zweite Abenteuer der Pevensie-Geschwister in die deutschen Kinos und könnte vor allem unter Teenagern zum Sommerhit 2008 werden.

Die vier Jugendlichen Lucy (Georgie Henley), Edward (Skandar Keynes), Susan (Anna Popplewell) und Peter (William Mosley) sind nicht länger Hochkönige im mythischen Land Narnia. Gegen Ende von The Lion, the Witch and the Wardrobe mussten sie in ihre Welt zurückkehren und wieder als Schüler ihr Dasein fristen. Ein Jahr ist seitdem vergangen. In einem Bahnhof werden sie jedoch erneut in das paradiesische Reich gezogen – doch dort sind mittlerweile 1300 Jahre vergangen. Alles hat sich verändert: Die Hochkönige sind Stoff von Legenden, das Volk der Telmarer hat das Land erobert und Zwerge, Faune, Minotauren und andere Bewohner Narnias gnadenlos dezimiert, und als größtes Unglück ist der mächtige Löwe Aslan zusammen mit den vier Pevensies verschwunden. Doch es gibt Hoffnung: Der junge Prinz Kaspian, dessen Onkel Miraz selbst den Thron erklimmen will, ruft zum Aufstand auf. Er ist es auch, der die ehemaligen Hochkönige zur Hilfe ruft. Doch während Miraz mit einer riesigen Armee auf dem Weg zum Waldversteck der Rebellen ist, streiten sich Peter und Kaspian um die richtige Strategie – und Lucy macht sich auf den Weg, um den einzigen zu finden, der Narnia noch retten kann: Aslan.

Im Vergleich zum Vorgänger soll Prinz Kaspian von Narnia noch epischer, noch dramatischer und noch düsterer sein, so verspricht es zumindest Regisseur Andrew Adamson. Zum Teil hat er damit sogar recht: die Landschaftsaufnahmen sind grandios, die Schlachten eindrucksvoll (wenn auch bei weitem nicht so gigantomanisch wie die in Herr der Ringe), und die Special Effects, die gegen Ende zum Einsatz kommen, exquisit. Die wandernden Bäume, die in der finalen Schlacht eingreifen, stellen ohne Probleme die Ents aus Herr der Ringe: Die zwei Türme weit in den Schatten, und auch der sich aufbäumende Fluss-Gott sieht einfach nur spitzenmäßig aus. Düsterer ist der Film jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: der ach so böse Miraz (Sergio Vastellitto) ist bei weitem nicht so dämonisch wie die Weiße Hexe (Tilda Swinton) und unterscheidet sich kaum von der großen Masse an bösen Königen, die in diversen Fantasy-Filmen als Antagonisten auftreten.

Allerdings haben die ganzen Kämpfe doch eine Auswirkung für das Publikum: Während The Lion, the Witch and the Wardrobe noch ab sechs Jahren freigegeben war, wird dies für Prinz Kaspian von Narnia nicht mehr ausreichen. Die primäre Zielgruppe ist nun die Masse der Teenager, von denen zumindest die weibliche Hälfte sicherlich schon allen wegen des gut aussehenden Prinzen, gespielt von Ben Barnes, in die Kinos strömen wird.
Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia (The Chronicles of Narnia: Prince Caspian), USA 2008
Verleih: Buena Vista
Genre: Fantasyabenteuer
Laufzeit: 137 min
Regie: Andrew Adamson
Darsteller: Ben Barnes, Georgie Henley, Skandar Keynes, William Moseley
Kinostart: 31.07.2008

Ein weiterer Jungschauspieler, der nun über mehrere Jahre aufgebaut werden kann, denn im Gegensatz zu Peter und Susan ist Kaspian auch im dritten Teil der Narnia-Chroniken, The Voyage of the Dawn Trader (2010), mit von der Partie. Dafür fehlen große Namen in der Schauspieler-Riege völlig, mit Ausnahme von Warwick Davis (Willow), der den argwöhnischen Dunkelzwerg Nikabrik spielt. Andererseits ist es einmal ganz angenehm, einen Film mit Darstellern zu sehen, die nicht durch berühmte Rollen vorbelastet sind. Und immerhin machen alle ihre Sache wirklich gut. Vor allem Georgie Henley überzeugt als Nesthäkchen Lucy, die mit jeder Menge Mut alleine loszieht, um Aslan zu finden.

Allerdings gibt es auch ein paar Kritikpunkte. Zum einen ist die Handlung drastisch eingestampft und verändert worden. Ja klar, es ist notwendig, aber warum konnte man die Skepsis des Zwergs Trumpkin (Peter Dinklage) an der Echtheit der Hochkönige und der Existenz von Cair Paravel nicht vernünftig herausarbeiten? Und wäre es wirklich so zeitraubend gewesen, Bacchus in die Filmhandlung mit einzubeziehen, so wie es sich eigentlich gehört? Vor allem aber ist es bedauerlich, dass Peter, Susan und Edward erst gegen Ende auf Aslan treffen, und nicht schon vor ihrem Eintreffen bei den Rebellen. So fehlt ein wichtiger Glaubensaspekt des Originals.

Richtig bitter wird es aber, wenn es um Namen geht. Denn mit denen geht der Film sehr sparsam um. Warum auch Wesen benennen, die nur eine Nebenrolle spielen. Aber sowohl Trumpkin als auch Nikabrik sind wichtig, dennoch fällt ihr Name so gut wie nie. Das hat aber auch sein Gutes: So kann bei der Synchronisation nicht so viel schief gehen. Aus dem Pressematerial ist auf jeden Fall zu entnehmen, dass ansonsten wieder der beliebte und absolut dämliche Fehler begangen wird, englische Namen einzudeutschen. So würde etwa aus dem Zentauren Glenstorm "Talsturm" – was kommt als nächstes, wird dann bei der nächsten Gelegenheit aus Al Gore "Albert Blut"? Und sollten die Übersetzer wirklich aus der heldenhaften Maus Reepicheep "Flitzeflink" machen, müsste man sie einmal in eine Grube mit einem Werwolf und einer Heckenhexe werfen und warten, was dabei herauskommt.

Von diesen Ärgernissen aber einmal abgesehen ist Prinz Kaspian von Narnia für alle Fans von C.S. Lewis sehr zu empfehlen. Alleine schon, um Abschied von Peter und der schönen Susan zu nehmen, die ihren Part in den Chroniken ausgespielt haben.

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