Campus-Web Bewertung: 3,5/5
   
 

   
 

   
Pixar vs. DreamWorks, Runde 8: Erneut eröffnen letztere den Kampf um die Krone des Animationsfilmmarktes, nachdem sie im letzten Jahr zwar mit Shrek der Dritte hervorragend vorgelegt hatten, den Ratatouille-Gegenschlag allerdings mit Bee Movie nicht mehr so recht parieren konnten. In diesem Jahr versucht DreamWorks nun, dem Pixar-Streifen Wall-E zuvorzukommen und mit einem eigenen Film möglichst viele Besucher, natürlich vor allem Kinder, in die Kinos zu locken. Im Mittelpunkt steht dabei ein Bär mit sehr geringem Verstand – nein, nicht Winnie der Pu, sondern der Panda Po (wird übrigens anders als das Gesäßteil ausgesprochen). Die Unterschiede zwischen den beiden Bären sind aber gering: neben dem leicht veränderten Namen sind es vor allem die Farbe des Fells und die Begeisterung für Kampfsport, die den "Kung Fu Panda" von A.A. Milnes wandelndem Teddy abheben. Gemeinsam haben sie dafür Gutmütigkeit, Tapsigkeit und einen Bärenhunger.

Dieser liebe Meister Petz (Po, nicht Pu) lebt in einem kleinen chinesischen Dorf im Tal des Friedens und arbeitet zusammen mit seinem Vater, der aus irgendeinem unerfindlichen Grund ein recht komischer Vogel ist, als Nudelverkäufer. Seine Träume gelten aber der ehrwürdigen Kunst des Kung Fu. Seine Vorbilder sind die Fantastischen Fünf: Tigress, Mantis, Crane, Vipress und Monkey (die englischen Namen haben es glücklicherweise auch in die deutsche Fassung geschafft). Als Großmeister Oogway, eine Mischung aus der Alten Morla, Yoda und der Schildkröte Crush aus Finding Nemo, die Wahl des legendären Drachenkämpfers ankündigt, macht sich Po auf, um ein Mal seine Helden zu sehen. Doch oh Schreck und Wunder: Oogway ernennt ihn selbst zum Drachenkämpfer, dem es auferlegt ist, den bösen Schneeleoparden Tai Lung zu besiegen, dem es zufälligerweise gerade erst gelungen ist, aus seinem schwer bewachten Gefängnis zu entkommen. Für die Fantastischen Fünf, aber vor allem für deren Lehrer Shifu, bricht eine Welt zusammen. Wie soll dieser dicke, gefräßige und tollpatschige Panda jemals auch nur ansatzweise die geheimen Kampfkünste meistern? Während sich die Elitekrieger aufmachen, um gemeinsam gegen Tai Lung anzutreten, sucht Shifu trotz großer Zweifel einen Weg, um die wahren Stärken hinter den überzähligen Pfunden des Pandas hervorzulocken.
Kung Fu Panda, USA 2008
Verleih: Paramount
Genre: Animationsfilm
Laufzeit: 90 min
Regie: Marc Osborne
Deutsche Sprecher: Hape Kerkeling, Gottfried John, Cosma Shiva Hagen,
Jochen Schröder, Bettina Zimmermann, Ralf Schmitz, Thomas Fritsch
Kinostart: 03.07.2008


Mit der neuen Kampfkunst-Tier-Animations-Komödie setzt DreamWorks wie gewohnt auf den Knuddel-Faktor der Hauptfigur sowie eine vorhersehbare Story. Anspielungen auf die moderne Gesellschaft, die Shrek und seine Nachfolger auszeichneten, fehlen aber dafür – und somit erschließt sich Kung Fu Panda auch nur bedingt einem erwachsenen Publikum. Klar, einige lustige Szenen bietet das Werk auch, doch von dem "unglaublichen Witz-Potenzial" und den "fulminanten Humor-Einlagen" der Pressemitteilung ist das doch weit entfernt. Allerdings werden die jungen Zuschauer auf ihre Kosten kommen, dafür garantieren schon die Kampfszenen, in denen vor allem Po, wie sollte es auch anders sein, die meiste Prügel einstecken muss, bis er endlich seine besonderen Fähigkeiten einsetzt. Spätestens ab dann erinnert Kung Fu Panda sehr an die alten Jackie-Chan-Filme, in denen dieser mit Schüsseln, Pfannen und Essstäbchen seine Gegner außer Gefecht setzt. Aufgrund dieser großen Anzahl an Kampfelementen ist der Film daher nicht für Kinder unter sechs Jahren zu empfehlen.

Wie bei jedem großen Animationsfilm der letzten Jahre hat die Produktionsfirma bzw. der Regisseur (in diesem Fall John Stevenson (Story Artist bei Shrek, Shrek 2 und Madagaskar)) auch bei Kung Fu Panda wieder eine Sprecher-Elite zusammengetrommelt. Unter anderem Jack Black, Dustin Hoffman, Angelina Jolie, Jackie Chan und Lucy Liu leihen den Helden ihre Stimmen. In der deutschen Fassung muss man mit Hape Kerkeling (Po), Gottfried John (Shifu), Thomas Fritsch (Tai Lung) und Cosma Shiva Hagen (Vipress) vorlieb nehmen. Nicht, dass sonderlich viel geredet würde – mit drei Ausnahmen: Po, der sich als unruhige Bärennatur mehr als einmal um Kopf und Kragen redet und dem Komiker Kerkeling einen leicht aufdringlich-peinlichen Tonfall verleiht; Shifu, der so gar nicht wie Gottfried John aussieht, so dass man sich wundert, wie diese tiefe Stimme aus einem so kleinen Wesen kommt; und Tai Lung, der in den kleinen Gesprächspausen im Rahmen seines Amoklaufes durch Thomas Fritsch zumindest tonal einigermaßen böse wirkt, während er zeichnerisch oft an ein großes Miezekätzchen erinnert. Absolutes Highlight ist jedoch Jochen Schröder als Synchronstimme von Meister Oogway – er klingt so alt, zerbrechlich und weise, dass es eine wahre Freude ist.

Kung Fu Panda ist sicherlich kein Meisterwerk im Stil von Shrek und dürfte daher der zu erwartenden Schlagkraft von Wall-E nicht viel entgegensetzen können. Als Familienfilm ist er jedoch dank hervorragender Grafik und netten Charakteren ganz gut geeignet. Hinzu kommt die gewohnt hervorragende Musik von Hans Zimmer. Also gutes Popcorn-Kino, während die Filmgemeinde auf die großen Sommerhits wartet. Dieser Bär kann also vielleicht doch ordentlich zuschlagen. Den Kampf zwischen DreamWorks und Pixar wird er allerdings nicht entscheiden.

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