Campus-Web Wertung: 4/5
   
 

   
 

   
Thailand ist für Jake (Jonno Roberts) das Paradies. Er geht jeden Abend auf Partys, hat wunderschöne Frauen um sich und hat keine Sorgen. Jedenfalls so lang seine Mutter nicht anruft, um ihn an ein Problem zu erinnern, das ihm zu Hause eine Menge Ärger einbringen wird. Er hat für sein verschwenderisches Leben in Thailand Fördergelder seiner Uni unterschlagen und drückt sich nun vor der Verantwortung.

Der einzig gewünschte Kontakt ist der zu seinem Bruder Oliver (Tate Ellington). Der schüchterne Hobbyschriftsteller verbringt in Amerika ein Leben voller Depressionen als Tellerwäscher. Er wohnt noch bei seinen Eltern und sogar an seinem Geburtstag reinigt er das dreckige Geschirr anderer Leute. Deswegen lädt Jake ihn nach Thailand ein, wo er endlich einmal Spaß haben soll.

Die Mutter (Ellen Burstyn) der beiden sieht darin eine Chance, den verlorenen Sohn endlich nach Hause zu holen. Und so fliegt Oliver nach Thailand. Das Leben dort zieht ihn schnell in seinen Bann. Vor allem als er die hübsche Barkeeperin Lek (Florence Flaivre) kennen lernt. Er verliebt sich in sie und wirft alle Bedenken und jegliche Vernunft über Bord und entscheidet sich, auch in Thailand zu bleiben.

Aber bald schon merken die Brüder, dass das exzessive Leben nicht nur positive Seiten hat. Die Realität holt einen auch im Paradies irgendwann ein. Der ruhige schüchterne Oliver findet heraus, dass Leks Zuneigungen nicht von Herzen kommen. Und auch Jake verstrickt sich in immer tiefere Probleme.
The Elephant King
Thailand/USA 2006

Studio: Maxximum Film und Kunst GmbH
Genre: Drama
Laufzeit: 92 min
Regie: Seth Grossman
Darsteller: Ellen Burstyn, Tate Ellington, Jonno Roberts, Florence Flaivre
Kinostart: 05.06.2008


So verschieden wie Jake und Oliver sind, so viele Gegensätze hat auch die Stadt Chian Mai, in der Seth Grossmanns erster Langfilm gedreht wurde. Wo tagsüber der Buddhismus mit seinen Tempeln und Ritualen vorherrscht, entsteht nachts ein Sündenparadies, in dem alles käuflich ist. Sogar einen Elefanten können die Brüder erwerben, den sie als Haustier am Pool halten.

Der Elefant zeigt nicht nur die Möglichkeiten, die ein Bündel Geldscheine in Thailand eröffnen, er ist auch eine Metapher für Jakes und Olivers Leben. Nach ihrem Kauf ist er zwar viel freier, als er bei seinem Vorbesitzer war, was ihm aber zum Verhängnis wird, als er Tage später verwahrlost stirbt. Das verrückte, freie Leben von Jake mag auf den ersten Blick besser sein, als die langweilige triste Vorstadt in Amerika, aber auf lange Sicht schadet es den Brüdern.

Während die Probleme, diese zwei Welten zu vermischen, sehr gut ausgearbeitet sind, würde der Konflikt zwischen den beiden Brüdern mehr Potential bieten, als der Film ausschöpft. Nur nebenbei werden Aspekte ihrer komplizierten Beziehung zueinander erwähnt, auf die man mehr hätte eingehen können.

Punkten kann "The Elephant King" vor allem durch seine Besetzung. Kameramann Diego Quermada Diez unterstreicht die überzeugenden schauspielerischen Leistungen durch schöne, eindringliche Bilder. Zusammen ergibt das einen Film mit einer düsteren, gleichzeitig auch angenehmen Atmosphäre. So kontrastreich der Film ist, so geteilt sind auch die Eindrücke, die er hinterlässt. Man möchte direkt seine Tasche packen um nach Thailand zu fliegen, ist dann aber doch irgendwie froh, das geregelte Leben hierzulande zu genießen.

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