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Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, wie ich eine Rezension über einen Film schreiben soll, während dem ich am liebsten schreiend aus dem Saal gerannt wäre. Es handelt sich bei diesem dubiosen Meisterwerk um den neuen Film von Regisseur und Schauspieler Steve Buscemi, der auf den unscheinbaren Titel Interview hört. Versuch Nummer 1: verstörend, verwirrend, sinnfrei, nicht zielführend, Kopfschmerzen verursachend, um nur einige wenige Attribute zu nennen, die mir ad hoc zu diesem Film einfallen. Versuch Nummer 2: Zwei grandiose Schauspieler verheddern sich einfach in einer nicht enden wollenden Synphonie von Misstrauen, furchteinflößender Fröhlichkeit, Begierde und Abneigung. Um es auf den Punkt zu bringen: Steve Buscemi hat sich mit Interview an ein Remake des holländischen Filmemachers Theo Van Gogh gewagt. Neben der Tatsache, dass diese Low-Budget-Produktion sich mit lediglich zwei Schauplätzen begnügt, braucht es auch nur zwei Schauspieler, die sich in diesem anstrengenden und bisweilen nervenaufreibenden Plot gegenseitig die Show stehlen. Sienna Miller, um ehrlich zu sein, auch von mir bisher fälschlicherweise als blondes Blödchen abgestempelt, zeigt hier eine ganze Palette an Gemütszuständen, die einem zwischenzeitlich Furcht einflößen können. Aber wollen wir das Pferd doch nicht von hinten. Pierre Peders, ein abgesägter Polit-Journalist soll das Fernsehsternchen Katya interviewen, während in Washington der politische Skandal des Jahres tobt. Verärgert über die Gesamtsituation, wird schnell deutlich, dass Peders sich weder auf das Interview vorbereitet noch Lust hat, sich mit dem blonden Ding zu unterhalten. Schnell bricht Katya das Interview ab, das dann kurze Zeit später doch bei einer Flasche Wein in ihrer Wohnung fortgesetzt wird. Wie es die Geschichte nun einmal so will, werden beide recht schnell betrunken und dem lauernden Zynismus in der Unterhaltung weicht Leidenschaft, die nach einem kurzen aber heftigen Kuss wieder auf den Gefrierpunkt sinkt. Der fortan eisigen Stimmung folgen bald wilde, ungezügelte Gefühlsausbrüche in Form von abwechselnd unbändiger Freude und tiefer Trauer. Der Zuschauer wird ständig hin und her gerissen und erfährt nie wirklich, wie die beiden Protagonisten nun zu einander stehen. Einem kurzen Moment der Vertrautheit folgt wildes Gebrüll und teilweise Gewalt. Denkt man, die beiden näherten sich einander an, wird man wieder an den Anfangspunkt zurück gezerrt, um festzustellen, dass Peders und Katya in Wahrheit einfach gar keine Beziehung haben und am Ende doch so berechnend sind, wie sie es bereits von Anfang an erscheinen. Interview USA/Kanada/Niederlande 2007 Studio: Kinowelt/Arthaus Genre: Drama Laufzeit: 84 min Regie: Steve Buscemi Darsteller: Sienna Miller, Steve Buscemi, Michael Buscemi, Tara Elders Kinostart: 29.05.2008 Streit, Freude, Trauer, Nähe. Der Zuschauer durchlebt eine Achterbahn der Gefühle und bleibt nach einem Interview der ganz besonderen Art schließlich heillos verwirrt und von Kopfschmerzen geplagt, ob der kuriosen Handlung, in seinem Kinosessel zurück. Einen seichten Unterhaltungsfilm vermutend, würde der Kinobesucher jäh enttäuscht. Doch wer auf eine grandiose Charaktedarstellung von Steve Buscemi hofft, der bereits in Filmen wie Armageddon und Reservoir Dogs mit seiner eigenwilligen Spielweise überzeugte, wird begeistert sein.
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