Campus-Web Bewertung: 3/5
   
 

Die Crew bei der Deutschlandpremiere
in Essen
   
Deutsche Komödien haben Konjunktur in unseren Kinos. Filme von Bully Herbig, Til Schweiger und Co. erfreuten sich in den letzten Jahren guter Besucherzahlen. Zuletzt konnte sich „Keinohrhasen“ gut gegen die Konkurrenz aus Hollywood behaupten. Seit einigen Tagen kann man nun die sogenannte Buddykomödie „Hardcover“ in unseren Lichtspielhäusern bewundern. Die Macher haben sich einiges überlegt, um den Erfolg anzukurbeln.
Die Deutschlandpremiere fand interessanterweise im Essener Autokino statt. Verwirrte Ordner, frierende Veranstalter und gut gelaunte Promis bestimmten das Bild. Trotz unangenehmer Temperaturen und Nieselregen war dieses gut gefüllt und hob sich vom üblichen Schaulaufen auf dem Roten Teppich auf sympathische Weise ab. Martin Semmelrogge, der eine kleine aber feine Rolle in „Hardcover“ spielt, übernahm kurzzeitig die Rolle der Ordnungskräfte und winkte die wartenden Fahrzeuge in die rechte Position. In der zum Autokino gehörenden Pommesbude drängelten sich VIPs, Journalisten und „normale“ Besucher gleichermaßen an der Theke. Pommes Schranke stand dabei ganz oben auf der Menüliste. Statt VIP-Lounge mit Glanz und Glamour gabs ein Festzelt mit Stehtischen, statt Champagner und Kaviar Bratwurst und Freibier. Alles ganz bodenständig – so wie der Film.
Christoph ist ein mehr oder weniger erfolgreicher Autor von Groschenromanen, träumt jedoch von seinem großen Durchbruch als Krimiautor, dessen Werk im „Hardcover“-Format erscheint. Passende Vorbilder hat er auch schon: Dashiell Hammet, Raymond Chandler, James Ellroy – irgendwas im Hardboiled-Stil, und vor allem „Was mit Bestand“. Dass hierzu eine große Portion Autenthizität gehört, ist ihm schon klar. Aber wo bekommt man schon einen richtigen Einblick in die Düsseldorfer Unterwelt? Da kommt ihm die Begegnung mit dem Kleinganoven Dominik gerade recht. Der soll Christoph nun in die Szene einführen und kommt direkt mit eigenen Ideen, die zum großen Literatur-Erfolg führen sollen. Am Gewinn will er natürlich beteiligt werden, insbesondere, wenn das Meisterwerk verfilmt wird. Doch Dominik entpuppt sich anders als erwünscht als harmloser Kleinkrimineller, der den ganzen Tag in der Wohnung seiner Freundin auf der Couch rumlungert und sich Quiz-Sendungen reinzieht. Besonders stolz präsentiert er seinem neuen Freund Christoph das selbstgebackene Tonschaf, welches einen Ehrenplatz in der schicken Spießer-Anbauwand hat. Nach dem dies den Schießübungen der beiden zum Opfer fällt, wird Dominik vor die Tür gesetzt und zieht kurzerhand bei Christoph ein. Als die beiden Profiverbrecher dann auch noch einen Auftrag für Unterweltkönig Chico durchziehen sollen, ist das Chaos natürlich perfekt....
Hardcover lebt besonders vom Wortwitz und vom sympathischen Spiel seiner Hauptdarsteller Wotan Wilke-Möhring und Lucas Gregorowicz, deren Typen gegensätzlicher nicht sein könnten. Hirn trifft auf Muskeln, Macho auf Weichei. Leider geht der Story am Ende ein bisschen die Puste aus und verfängt sich in Nebenhandlungen und –figuren. Trotzdem ist „Hardcover“ ein sympathischer und unterhaltsamer Film geworden, der gerade im Autokino genau das richtige Publikum und das passende Ambiente findet. Dafür gab´s am Ende der Deutschland-Premiere auch den passenden Applaus – Hupen statt Klatschen. Wie würde Dominik sagen? Go doch einfach mal for it!

Hardcover (Deutschland 2008)
Kinostart: 03.04.2008
Genre: Buddy-Komödie
Verleih: Universum
Länge: 93 min
Darsteller: Lucas Gregorowicz, Wotan Wilke Möhring, Justus von Dohnániy, Anna Dereszowska, Martin Semmelrogge, Jan Sosniok
Regie und Drehbuch: Christian Zübert

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