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Preisfrage: Ein Monster, so groß wie ein Wolkenkratzer, greift New York an - woher kennen wir das? Richtig, Godzilla mal wieder. Diesmal werden es bestimmt seine Sprösslinge sein, die in Roland Emmerichs Hollywood-Abenteuer seinerzeit die Tür für eine Fortsetzung aufstießen, oder? Nur teilweise richtig. Zwar kam J.J. Abrams (der auch schon den TV-Hit „Lost“ entwickelte) die Idee zum Film, als er einen Plastik-Godzilla auf einer Shoppingtour mit dem Sohnemann entdeckte. Jedoch will er nicht die Geschichte des Ungeheuers erzählen - es soll auch weder die Hauptrolle spielen, noch benannt oder definiert werden. Im Mittelpunkt steht das eigentliche Erleben der Katastrophe, die aus der Sicht einer Handvoll Mittzwanziger gezeigt wird. Diese feiern eine Abschiedsparty, bis sie von einem vermeintlichen Beben aufgerüttelt aufs Hochhausdach steigen und der Gefahr ins Auge blicken müssen. Da die Feier auf Video festgehalten werden sollte, ergibt es sich, dass der komplette Film aus der Sicht der Handkamera abläuft, „Blair Witch Project“ lässt grüßen. Dabei gewinnt die Realitätsnähe, unweigerlich fühlt man sich an den 11. September zurückerinnert, als CNN in Dauerschleife Privataufnahmen aus den Straßen Manhattans laufen ließ, inmitten von Schockzuständen und Häusertrümmern. Der Eindruck der Terrorgefahr ist den Figuren zu Beginn der Attacke gegenwärtig, obgleich die Macher keine Al Kaida-Parabel schaffen wollen. Der Zuschauer weiß zu keinem Zeitpunkt mehr als der Mann hinter der Kamera, die gesamte Situation ist ein Rätsel, welches aus nackter Todesangst gar nicht erst groß hinterfragt wird. Nachteil der Erzählweise ist die Anstrengung, die dem Zuschauer bei ständiger Ruckelei und unerklärlichen Schnitten abverlangt wird. Ein günstiger Preis aber, den wir dafür zahlen, von dem sonst so daherplätschernden Genre der Katastrophen-Blockbuster gepackt zu werden. Special Effects werden reichlich geboten, doch geschehen diese am Rande der Erzählung und am Rande der Leinwand. Das tut einem derart konzipiertem Film sichtlich gut, da eine glaubwürdig animierte Schreckenskreatur noch nicht geschaffen wurde. Auch Dialoge oder Darsteller rücken in den Hintergrund, es dominiert die Flucht vor der ultimativen Bedrohung, angetrieben von vollständiger Ahnungslosigkeit. „Cloverfield“ wirft uns in einen unaufhörlichen Wust von Hektik und Panik, der leider aber noch Platz für die obligatorische Heldengeschichte lässt. Neben der Nokia-Schleichwerbung der einzige Punkt, an dem man dem Film das Gelingen der Progressivität und die Weigerung, gängige Hollywoodmuster zu bedienen, absprechen muss. Angesichts der immensen Werbekampagne, die in den USA ins Rollen gebracht wurde, um die Neugier auf das Spektakel zu schüren, überrascht dies wenig. Dennoch, auf der Habenseite steht der bis dato interessanteste Actionreißer mit Riesenechsen-Beteiligung, und auch wenn hierbei die Konkurrenz nicht allzu ruhmvoll ist, darf es als Kompliment verstanden werden. Cloverfield USA 2008 Regie: Matt Reeves Darsteller: Michael Stahl-David, Lizzy Caplan, Jessica Lucas FSK: ab 12 Länge: 85 Minuten Start: 31.01.2008
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