Campus-Web Bewertung: 3/5
   
Was passiert wenn drei tendenziell eher gelangweilte, sehr reiche US-amerikanische Brüder, die seit einem Jahr nicht mehr miteinander gesprochen haben und völlig verschiedene Lebenswege eingeschlagen haben, plötzlich tagelang in einem Zug gemeinsam in zwei engen Schlafabteilen durch Indien reisen? Es entfaltet sich eine tragikkomische Geschichte rund um die drei. Gespickt ist das ganze mit jeder Menge Aufruhr, Konflikten und skurrilen Zwischenfällen. Vor urkomischen Szenen rund um eine entflohene Kobra, berauschende indische Schmerzmittel, die die drei im Übermaß konsumieren, oder geklauten Schuhen bleibt der Zuschauer da nicht gefeit.

Die drei Brüder Francis, Jack und Peter Whitman haben jeder für sich allein schon so einige Probleme. Francis (Owen Wilson), der älteste Bruder, hatte vor kurzem einen beinahe tödlichen Motoradunfall. Dabei hat er schwere Verletzungen davon getragen und auch sein Gesicht ist stark lädiert. Der mittlere Bruder Peter (Adrien Brody) wird in sechs Wochen Vater. Aber damit kommt er nicht klar, da er immer angenommen hatte, dass er sich eines Tage von seiner Frau scheiden lassen würde. Und Jack (Jason Schwartzman), das Nesthäkchen der Familie, betätigt sich als Autor. Alles was er schreibt beruht jedoch auf seinen persönlichen Erlebnissen. Er hat sich gerade von seiner Freundin getrennt und scheint oftmals noch etwas unerwachsen. Als ob das alles nicht schon genug wäre, kommt beim Aufeinandertreffen der drei auch noch hinzu, dass sie einander nicht vertrauen. Konflikte zwischen den Brüdern sind da natürlich vorprogrammiert.

Die Zugreise mit dem „Darjeeling Limited“ durch Indien wurde von Francis arrangiert, der die entfremdeten Geschwister wieder zusammenführen möchte. Auf der Reise möchte er gerne mit seinen Brüdern gemeinsam spirituelle Erfahrungen in berühmten historischen Tempeln machen. Seine eigentliche Intention bei der Reise, nämlich die Mutter (einfach hervorragend gespielt von Angelica Huston) zu treffen, die in einem Kloster im Himalaya lebt und nicht zur Beerdigung des Vaters gekommen war, verschweigt er den beiden anderen zunächst.

Kaum befinden sich die drei auf der Reise, schlagen sie auch schon bei jeder Gelegenheit kräftig über die Strenge. Einmal schmuggeln sie eine Kobra an Bord des Zugs, ein anderes mal prügeln sie sich im Gang. Schlussendlich entsetzen die drei durch ihr Verhalten das Zugpersonal und die Mitreisenden so sehr, dass sie mitten in der Nacht an einer kleinen Haltestelle irgendwo in der Wüste von Rajasthan aus dem Zug geworfen werden und mitsamt ihrer elf Koffer zu Fuß weiterreisen müssen. Erst nach einem tragischen Erlebnis in einem Wüstendorf, durch das die drei zufällig kommen, finden die drei Brüder zu sich selbst und zueinander.

Über die Handlung hinaus betört der Film mit Bildern eines farbenfrohen, lebendigen und vielfältigen Indiens, das auf den Zuschauer oft chaotisch wirkt. Wer Exotik und Abenteuer mag, wird nach dem Film selbst große Lust auf eine Reise durch dieses riesige fremde Land verspüren.

Der Film wurde sogar tatsächlich in Indien gedreht statt auf einem nachgebauten Set in einem Hollywoodstudio. Die gesamte Crew fuhr mit einem extra für den Dreh bereitgestellten und umgestalteten Zug tatsächlich in der Wüste Rajasthans umher.

Der Regisseur Wes Anderson hat so bekannte Indenpendent Filme wie „Die Royal Tennenbaums“ (2001) und „Die Tiefseetaucher“ (2004) gedreht. Er ist für seinen eigenen skurrilen Stil berühmt. Wer diese Art von trockenem und oftmals absurdem Humor mag, wird wohl auch den Film mögen. Wer allerdings für realitätsfremde Geschichten, bei denen sich die Akteure regelmäßig im Absurdistan der Handlung bewegen, nichts übrig hat, sollte sich das Eintrittsgeld lieber sparen.

Kinostart: 03. Januar 2008

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