Filmkritik: Honigsüß und zähflüssig.
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Campus-Web Bewertung: 2/5
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Nachdem schon virtuelle Fische, Ameisen und zuletzt Ratten die Kinoleinwände erobert haben, kommen jetzt computeranimierte Bienen in die Kinos. „Bee Movie – das Honigkomplott“ ist ein Film mit witzigen Ideen und netten Charakteren, aber einer lahmen Story.
Nach drei Tagen Grundschule, drei Tagen Gymnasium und drei Tagen auf dem College hat Bienenmännchen Barry Benson es geschafft: Er kann in die Honigproduktion einsteigen. Doch seine Zukunft sieht düster aus: Eine Biene muss sich für einen einzigen Job entscheiden, ihr ganzes Leben besteht aus Arbeit. Das ist zu viel für Barry, er fliegt davon und erkundet die Welt außerhalb des Bienenstocks. Auf seiner Reise durch New York lernt er die Blumenhändlerin Vanessa kennen, die so nett ist, dass Barry gleich das strengste Bienengesetz bricht, das es gibt: Er fängt an, mit Vanessa zu sprechen. Es entwickelt sich eine Freundschaft, doch plötzlich erfährt Barry, dass die Menschen die Bienen schamlos ausnutzen, um Honig zu stehlen. Da strengt er ein Gerichtsverfahren an, um den Bienen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Hinter dieser hanebüchenen Story steht – als Drehbuchautor und Produzent – Jerry Seinfeld, der im Originalton auch den Bienen-Mann Barry intonierte. Für die deutsche Übersetzung konnte Bastian Pastewka gewonnen werden, die Blumenhändlerin Vanessa wird von der Moderatorin Mirjam Weichselbraun gesprochen (im Original: Renée Zellweger).
Die Stärke des Films ist die tolle Animation, die allerdings bei Tieren und Gegenständen immer noch viel besser funktioniert als bei Menschen. Vor allem der als Fabrik gestaltete Bienenstock ist ein kleines Kunstwerk. Lustig sind auch die vielen Seitenhiebe auf den Umgang der Menschen mit Bienen: Andauernd ist Barry von panischen Zweibeinern umgeben, die ihm das Leben schwer machen. Der Film lebt von vielen kleinen Witzen und abwechslungsreichen Charakteren. Das „große Ganze“ ist den Machern allerdings aus dem Blickfeld geraten: Okay, es ist ein phantastischer Film, aber muss Barry gleich ganz Amerika verklagen? Auch die Moral von der Geschichte, dass nämlich ohne Bienen keine Blumen mehr wachsen können, wirkt reichlich schulmeisterlich.
Zu dem hoch erhobenen Zeigefinger passt auch die parallel zum Film laufende Saubermann-Kampagne „Bienenpartnerschaft“, bei der die Zuschauer für eine ökologische Bienenhaltung begeistert werden sollen. Natürlich eine nette, publicityträchtige Aktion der Filmemacher, die allerdings absurd anmutet, bedenkt man die immensen Ausmaße der industriellen Landwirtschaft der USA, die ja nicht gerade als Öko-Vorbild taugten.
Doch zurück zum Film: Menschen, die genug Phantasie besitzen um sich eine Biene als Anwalt in New York vorzustellen, werden „Bee Movie“ mögen – trotz einiger langatmiger Strecken. Wer eine gute moralische Tiergeschichte sucht, sollte sich besser auf den Weg in eine Buchhandlung machen: Erich Kästners „Die Konferenz der Tiere“ ist sicherlich mehr wert als die Kinokarte für „Bee Movie“.