Filmkritik: Endlich wieder ein echtes Märchen.
Ein junger Mann auf der Suche nach seiner wahren Liebe, ein vom Himmel gefallener Stern in Gestalt einer wunderschönen Frau, ein Prinz, der zum Erlangen seines Erbes tötet, drei böse Hexen, ein Kapitän eines fliegenden Schiffes – all dies findet sich in „Der Sternenwanderer“ („Stardust“), der Mitte Oktober in die deutschen Kinos kommt.
Stardust – Sternenstaub. Der Name ist Programm, denn das lockerleichte Fantasy-Märchen besteht aus einer Prise Glamour, Selbstironie, Witz und einigen zauberhaften Stars. Neben den Hauptdarstellern Claire Danes („Romeo und Julia“, „Shopgirls“), Charlie Cox („Casanova“) und Michelle Pfeiffer hat Regisseur Matthew Vaughn auch Rupert Everett, Sienna Miller, Robert de Niro und Peter O’Toole für die Verfilmung von Neil Gaimans gleichnamigem Roman gewinnen können. Im Stil eine Mischung zwischen „Big Fish“ und „Willow“ erzählt „Stardust“ die Geschichte des jungen Tristan (Charlie Cox), der in einem kleinen englischen Dorf namens Wall aufwächst und sich in die schöne Viktoria (Sienna Miller) verliebt hat. Als ein Stern vom Himmel fällt, macht er sich auf, dieses Kleinod für sie zu gewinnen. Allerdings befindet der Stern sich irgendwo hinter einer Mauer, die die Dorfbewohner nicht überqueren dürfen – denn auf der anderen Seite liegt eine andere Welt, das Reich von Stormhold. Dennoch gelingt Tristan mit Hilfe eines Geschenks seiner Mutter, die aus jenem Reich kommt und die ihn kurz nach seiner Geburt zu seinem Vater in die Welt der Menschen brachte, zu der Absturzstelle zu gelangen. Dort findet er den Stern – in Gestalt einer wunderschönen jungen Frau namens Yvaine (Claire Danes). Diese will er nun seiner geliebten Viktoria präsentieren. Allerdings wollen auch andere den Stern, genauer gesagt ihr Herz. Denn dieses verleiht ewiges Leben. Verfolgt von der bösen Hexe Lamia (wunderschön dämonisch: Michelle Pfeiffer) und dem Thronerben Septimus (Mark Strong) machen sich Yvaine und Tristan auf den Weg zurück nach Wall. Unterstützung erhalten sie dabei von unerwarteter Seite: der Pirat Kapitän Shakespeare (Robert de Niro), der nicht ganz so hart ist, wie es scheint, nimmt sich ihrer an und führt sie auf den richtigen Weg – und zueinander.
All dies klingt nach einer Ansammlung klassischer Märchenmotive, zusammengewürfelt, kitschig und albern. Stimmt. Das heißt, wenn man den Film ernst nehmen würde. Da er sich aber selbst ebenso auf die Schippe nimmt wie überhaupt das ganze Märchen-Genre, handelt es sich eben nicht um einen zu vernachlässigenden Standard-Streifen a la Eragon, sondern um ein Stück köstliche Kino-Unterhaltung. Zugegeben, nicht immer ist der Humor für Kinder geeignet, insbesondere nicht der des Königs von Stormhold (Peter O’Toole), der sich beim Sturz eines seiner Söhne fast totlacht (und kurz darauf tatsächlich stirbt), dennoch lässt sich der Film für die ganze Familie empfehlen – sieht man mal von den ganz Kleinen ab.
Die meisten Einfälle verraten, dass Regisseur Vaughn, der als Produzent an den beiden Guy-Ritchie-Filme „Bube Dame König grAs“ und „Snatch – Schweine und Dimanten“ beteiligt war, aus dieser Zeit viel über die Arbeit mit Ironie und Humor gelernt hat. „Der Sternenwanderer“ wandert zwar manchmal an der Grenze zu plumper Komik und Albernheit, überschreitet die imaginäre Linie jedoch nie. Immer wieder gelingt es der Crew, den entscheidenden Szenen den speziellen Kniff zu geben. Hinzu kommen kleinere Anleihen aus anderen Filmen: so erinnert etwa der Kampf des 97-jährigen Wächters der Mauer mit Tristan an die Akrobatik von Meister Yoda, die Position von Yvaine und Tristan bei der Landung des Luftschiffes auf dem Wasser an „Titanic“, das Aussehen und die Fechtübungen von Tristan und Kapitän Shakespeare an „Fluch der Karibik“.
Trotz oder vielleicht gerade wegen all dieser Absurditäten kann man sich als Zuschauer genüsslich zurücklehnen und in einen wunderbaren Film eintauchen. Es lohnt sich auf jeden Fall – endlich wieder ein echtes Märchen.
Kinostart: 18. Oktober 2007