Filmkritik: Ein großer Kampf, Licht gegen Dunkelheit, Gut gegen Böse. Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel, und nur ein Junge kann alle retten. Ein Fantasy-Jugendfilm – schon wieder!
Manchmal fragt man sich, ob Hollywood eigentlich nur Filme kopieren kann. Kaum wurde der erste „Harry Potter“ ein Welterfolg, strömten weitere Buchverfilmungen in die Kinos, in denen ein eigentlich normaler Junge (oder ein Mädchen) erfährt, dass er die Welt retten und die Mächte des Bösen aufhalten muss. Das war so in „Eragon“ und „Sternwanderer“ und wird auch bei „Tintenherz“ und „Der goldene Kompass“ nicht anders sein.
„Wintersonnenwende“ fügt sich in genau dieses Schema ein – und genau wie „Eragon“ enttäuscht es. Im Gegensatz zu letzterem liegt es aber weniger an schlechten schauspielerischen Leistungen und einer schrecklichen Umsetzung einer hervorragenden Story, sondern an der Standard-Geschichte selbst. Basierend auf der Buchserie von Susan Cooper aus den 70er Jahren handelt der Film von dem jungen Will Stanton (Alexander Ludwig), der an seinem vierzehnten Geburtstag erfährt, dass er ein sogenannter „Uralter“ ist, ein Kämpfer gegen die Mächte der Finsternis. Mehr noch, er ist der Sucher, dessen Aufgabe darin besteht, die verschollenen sechs Zeichen des Lichts zu finden, um dessen Macht wieder herzustellen. Das ist aber natürlich gar nicht so einfach: der Reiter (Christopher Eccleston), Manifestation des Bösen, will den Jungen um jeden Preis aufhalten und hetzt allerlei Gestalten auf Will. Unterstützung findet er in den anderen „Uralten“, die von Merriman Lyon (Ian McShane) und Miss Greythorne (Frances Conroy) angeführt werden. Mit besonderen Kräften gesegnet macht Will sich auf die Reise durch Zeit und Raum, um die sechs Zeichen zu finden und ihre Kraft z entfesseln.
So weit so gut. Sonderlich innovativ ist das alles jetzt nicht wirklich – ganz im Gegenteil. Spannung, überraschende Wendungen, aufregende Ideen? Nein, solche Sachen sucht man bei „Wintersonnenwende“ vergeblich. Die Handlung ist linear, vorhersehbar und leider schnell langweilig. Auch die schauspielerischen Leistungen einiger Charaktere vermögen nicht zu fesseln. Dabei spielt etwa Alexander Ludwig die Hauptfigur sogar recht überzeugend – schade, dass die Figur des Will Stanton nicht mehr hergab. Auch Frances Conroy überzeugt als schrullige alte Lady, die Professor Mc Gonagall aus den „Harry Potter“-Filmen nicht unähnlich ist. Dagegen gibt Ian McShane als Merriman Lyon ein eher schwaches Bild ab, ohne große Ausdruckskraft. Ebenso ist Christopher Eccleston als Vertreter des Bösen nur ein schwaches Abbild anderer bekannter dunkler Reiter. Zugegeben, es handelt sich hier um einen Jugendfilm, und insofern muss der Böse ja nicht unbedingt Furcht einflößend sein. Eccleston selbst sagt über seine Rolle: „Der Reiter bekommt hier die Möglichkeit, etwas subversiven Humor und eine satirische Komponente einzubringen.“ Vielleicht handelt es sich bei dieser Aussage über Selbstüberschätzung oder aber über britischen Humor – in der Figur des Reiters selbst lässt sich auf jeden Fall keine Spur der von Eccleston angeführten Charakteristika finden, so dass der Kämpfer der Finsternis die meiste Zeit über seltsam farblos bleibt.
Abschließend lässt sich über den Film nur sagen, dass er zwar besser als „Eragon“ ist und für Kinder unter 14 Jahren vielleicht sogar ein nettes Nachmittagsprogramm darstellt, für Erwachsene aber letztlich nur eine Enttäuschung ist. Als Familienfilm eignet sich „Wintersonnenwende“ sicherlich – ohne Kinder sollte man aber besser draußen bleiben. Vor allem wenn man sich in dem Genre „Fantasy“ etwas auskennt. So bleiben einem etwa anderthalb Stunden Langeweile erspart.
Kinostart: 12. Oktober 2007