Wieder einmal spaltet ein Blockbuster im Sommer 2007 die politisch interessierte Kinogemeinde in Deutschland. Hatte nicht schon das brachiale Schlachtengemälde 300 im April für Furore gesorgt und das Publikum polarisiert? Epische Heldensaga für die einen, kriegsverherrlichender Machostreifen für die anderen. Zugegeben: die autoritäre spartanische Kriegergesellschaft als den Höhepunkt der menschlichen Zivilisation hinzustellen, während die demokratischen Athener auf ihre sexuelle Freizügigkeit reduziert werden, kann zurecht als geschmacklos empfunden werden, doch sollte dem aufmerksamen Zuschauer die bissige Ironie nicht entgangen sein, mit der die dreihundert (animierten!) SixPacks unter Gerald Butler gegen die persische Invasion aufmarschieren.

Mit Transformers jedenfalls, erreicht ein neuer Actionkracher aus Hollywood die hiesigen Kinos und wieder kann nicht laut genug Skandal geschrieen werden, wenn die Erde sich mit viel patriotischem Bombast in ein intergalaktisches Kriegsgebiet verwandelt. Schon die Nennung des Regisseurs Michael Bay – verantwortlich für Exlosivszenarien wie Armageddon und Pearl Harbor – muss ausgereicht haben, um eingefleischte Fans der 80er Jahre Spielzeugserie in die Angst zu versetzen, ihre Kindheitshelden könnten zu Statisten in einem Werbefilm der US-Army werden. Fakt ist: das US-Verteidungsministerium hat den Film ordentlich subventioniert – erstmals durfte sogar im Pentagon gedreht werden – und mit militärischem Equipment ausgestattet. Die Übereinkunft zwischen der Army und Hollywood ist alt und hat schon vor zwanzig Jahren Filme wie Top Gun groß gemacht.

In dieser Hinsicht ist Transformers keine Besonderheit, doch es gibt auch eine andere Herangehensweise an den Film – nimm ihn nicht allzu ernst! Man kann Michael Bay in gewisser Weise als Genie betrachten, wenn es darum geht Filme in unglaublichen Dimensionen und mit vierzehnstelligem Budget zu produzieren, deren Aussage so komplex ist, dass sie in Schriftgröße 12 auf die Rückseite eines Kaugummipapierchens passt. 100% handwerkliche Perfektion bei 0% Inhalt und trotzdem keine Minute langweilig – auch das muss man erstmal können. Wem es also gelingt sein Gehirn kurzzeitig auf das intellektuelle Niveau des Films herunterzuschalten, der kann sich zwei Stunden lang daran freuen, wie sich verfeindete Roboterclans gegenseitig die halbe Welt um die Ohren hauen. Und gerade bei den Jahrgängen 1974-1984 dürfte als besondere Würzung noch das Nostalgiegefühl hinzukommen, das einen wieder zu den Actionfiguren der eigenen Kindheit zurückversetzt. Spätestens wenn der freundliche Roboter Bumblebee seine Kollegen aus dem All ruft und die Autobots wie Kometen vom nächtlichen Himmel auf die Erde kommen, ist Gänsehaut garantiert – denn Transformers, das war schon immer more than meets the eye!

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