Den klassischen Western mit einem einsamen Helden, der reitend im Sonnenuntergang verschwindet, sollte man beim neuen Film von Seth MacFarlane, dem Schöpfer von Family Guy und Ted, wohl lieber nicht erwarten. Dennoch beginnt MacFarlanes neuester Film erst einmal ganz klassisch und stimmt den Zuschauer so auch gleich auf das Thema ein. Ein Flug über die Weiten der Prärie, dazu typische Westernmusik und, nicht zu vergessen, der richtige Schrifttyp für Titel und später auch Abspann. Als Krönung oben drauf: Ein Duell auf einer staubigen Hauptstraße zwischen Saloon und Sheriffsbüro. Die Sonne steht am Himmel und alle sind versammelt. Alle? Ausgerechnet der Herausforderer ist nirgends zu sehen. Spätestens hier wird klar: Der Produzent, Autor, Regisseur und Hauptdarsteller MacFarlane hat sich daran gesetzt, den Mythos Wilder Westen neu aufzulegen und damit aus den starren Westerndrehbüchern auszubrechen.

From Zero to Hero?

Der Film A million ways to die in the West erzählt von einem Monat im Leben des Schafzüchters Albert, der auf seiner Farm außerhalb der fiktiven Stadt "Old Stump" mit seinen Eltern lebt. Albert ist ein Redekünstler mit Angst vor der eigenen Courage – zumindest in den entscheidenden Momenten. Genau diese Charaktermerkmale sind es, die dem Film eine spannende Klammer geben und sich einem roten Faden gleich durch die Handlung ziehen. Die gleiche Funktion scheinen auch sein eher mäßiges Selbstbewusstsein und seine allgemein eher pessimistische Lebenseinstellung, was den Westen betrifft, zu haben. Aber getreu dem Motto "Man lernt nie aus!" wird auch Albert nicht von Weiterentwicklung verschont: Er begegnet Anna (Charlize Theron) und schon bald wird deutlich, dass Albert wie die berühmte sprichwörtliche Medaille zwei Seiten hat. Das sollte er auch, denn ihn erwartet nicht nur ein neuerliches Duell, sondern auch Annas Gatte (Liam Neeson).
A Million Ways to Die in the West (USA 2014)

Verleih: Universal
Genre: Komödie
Filmlaufzeit: 116 Minuten
Regie: Seth MacFarlane
Darsteller: Seth MacFarlane, Charlize Theron, Amanda Seyfried, Liam Neeson, Giovanni Ribisi, Neil Patrick Harris, Sarah Silverman
Kinostart: 29.05.2014


Wer jetzt Angst hat, dass MacFarlanes Humor – für welchen er spätestens seit Ted bekannt ist – bei dem Ganzen auf der Strecke bleiben könnte, der kann sich entspannt im Kinosessel zurücklehnen: Der Film wartet seine gesamte Dauer über mit zum Teil schon unerwartet derben Scherzen auf. Auch wenn die Gags keineswegs flach sind, so ist es durchaus vorstellbar, dass einige davon bei dem einen oder anderen hart an der Grenze des Ertragbaren kratzen. – Kreativ und vor allem gut in die Handlung und die Atmosphäre eingewebt sind sie dennoch. Ähnliches trifft auch auf den Titel zu, der sich in Bezug auf die Handlung am Ende als Red Hering entpuppt.

MacFarlanes neuester Streifen ist also vor allem für diejenigen etwas, die gerne Crossovers mehrerer Genres sehen. Aber auch Fans des guten alten Western kommen auf ihre Kosten, wenn sie bereit sind, sich auf einige Neuerungen einzulassen. Auf jeden Fall birgt der Film die eine oder andere Überraschung für die Kinobesucher.


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