campus-web Bewertung: 2,5/5
   
 

   
 

   
Babydoll, Sweet Pea, Rocket, Blondie und Amber - fleisch gewordene Männerfantasien. Amazonen, die sich gegen Zombie-Soldaten, feuerspeiende Drachen und Riesen-Samurais zur Wehr setzen. Amazonen in Minirock und Hotpants - die Knarre stets im Anschlag. Lara Croft läßt grüßen. Regisseur Zack Snyder, der bereits die Armee der "300" und die "Watchmen" eindrucksvoll für die große Leinwand inszenierte, versucht sich mit "Sucker Punch" erstmals selbst als Drehbuchautor und Inszenator eigener Visionen. Fantasie - Traum - Realität - die Ebenen verwischen. Snyders Fantasie wird zur Fantasie seiner weiblichen Protagonisten und so schafft er mit seinen fünf Kampf-Girlies ein perfektes Abbild jeglicher Klischees männlicher Wunschträume.

"Es trifft dich unerwartet"

Wie ein unerwarteter Faustschlag - ein "Sucker Punch" trifft Babydoll die bittere Realität. Nach dem Tod von Mutter und Schwester will der böse Stiefvater sie los werden und das Erbe an sich reißen. Er läßt das junge Mädchen in eine Irrenanstalt einweisen und überläßt sie dem korrupten Pfleger Blue Jones, der eine Lobotomie durchführen lassen will, um Babydoll endgültig auszuschalten. Babydoll sieht nur einen Ausweg - die Welt der Träume. Hier wird die Irrenanstalt zum Strip-Lokal, die Therapeutin zur "Tanzlehrerin" und die Mädchen zu Lustobjekten, die einzig und allein dem Zweck dienen, Männern zu gefallen und ihnen jeden noch so abartigen Wunsch zu erfüllen. Schnell plant Babydoll die Flucht. In einer ersten Vision erfährt sie von einem Fluchtplan, für den sie fünf Dinge benötigt: eine Karte, Feuer, ein Messer und einen Schlüssel. Der fünfte Gegenstand ist ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Um die Fluchtutensilien zu erbeuten, begibt sich Babydoll in die nächste Traumebene: wenn sie tanzt, öffnet sich die Tür zu einer neuen Welt, zu einem neuen "Level". Mit jedem Tanz wird ein weiterer Gegenstand erbeutet. Immer näher kommt das Quintett seinem Traum von Freiheit, doch Nachtclubbesitzer Blue schöpft Verdacht...
Sucker Punch - Es trifft dich unerwartet
(Sucker Punch), USA/Kanada 2011
Verleih: Warner
Genre: Action/Fantasy
Filmlaufzeit: 110 Minuten
Regie: Zack Snyder
Darsteller:
Emily Browning (Baby Doll), Abbie Cornish (Sweet Pea),
Jena Malone (Rocket), Vanessa Hudgens (Blondie),
Jamie Chung (Amber), Carla Gugino (Madam Gorski),
John Hamm (High Roller), Scott Glenn (Wiseman)
Kinostart: 31.03.2011


Cool-cooler-Zack Snyder

Regisseur läßt seine fünf Kampfgirls wie in einem Videospiel agieren. Für jeden Fluchtgegenstand müssen sie ein weiteres Level bestehen, sich neuen Gegnern stellen und schwierigere Aufgaben meistern. Ihr "Spielleiter" ist der "Wiseman", der ihnen Anweisungen gibt. So kämpft sich die Girlie-Gang durch ein Erstes-Weltkrieg-Szenario, stellt sich einer Ork-Armee, die Drachen beschützen und müssen am Ende eine Bombe entschärfen. Snyder inszeniert die verschiedenen Level mit bombastischen und wuchtigen Bildern in düsterer, bedrückender Videoästhetik und läßt es krachen. Da wird geschossen, getreten, gesprungen - wie in einem Ballerspiel eben. Wer braucht schon eine richtige Handlung, wenn man so beeindruckende Sets ins rechte Licht rücken kann?

Snyders Stil hat schon eine extreme Coolness. Coole Typen, heiße Girls, lässiger Soundtrack. Die Girlies verziehen nur selten eine Miene, sehen stets gut aus und und sind dabei immer unglaublich sexy, cool und ohne sichtbare Kampfspuren. Das beeindruckt in den ersten Szenen, doch spätestens bei Babydolls drittem Tanz schleicht sich die Langeweile ein. Und die Erkenntnis, dass es den Hauptfiguren trotz oder gerade wegen ihres perfekten Aussehens an Charisma und Seele fehlt. So bitter ihr Schicksal sein mag, es berührt nicht. Die Mädchen sind beliebig, austauschbar, konturenlos. Da schmerzt es kaum, wenn eine von ihnen verschwindet. Im nächsten Moment ist sie vergessen. Bei aller Optik hätte Snyder etwas mehr Wert auf den Tiefgang legen sollen. Ein guter Film braucht Figuren, mit denen man leidet, mit denen man mitfühlt. Daran krankt "Sucker Punch" - darüber können auch das Effekt-Spektakel und die Bilderwucht nicht hinwegtrösten. "Es trifft dich unerwartet", aber anders als erwartet. Und so bleibt am Ende ein schaler Nachgeschmack: statt Kultfilm nur ein Computerspiel auf der Leinwand. Allerdings mit extrem cooler Grafik.






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