campus-web Bewertung: 5/5
   
Am 12. Juni 2009 wählten die Iraner. Entgegen den allgemeinen Erwartungen wurde Ahmadinejad von der Regierung offiziell als Sieger bestätigt. Diese Verlautbarung führte zu einem riesigen Aufschrei im ganzen Land. Hunderttausende Menschen aus allen sozialen Schichten gingen auf die Straßen, um gegen diesen offensichtlichen Wahlbetrug zu demonstrieren. Das iranische Regime reagierte mit hemmungsloser Gewalt. Polizei und Militär wurden mit einer fast beispiellosen Brutalität auf die Protestbewegung losgelassen.

Genau hier setzt der Film ein. "The Green Wave" zeigt das Entstehen der Protestbewegung anhand der Geschichten von zwei jungen Studenten im Iran, die sich im Wahlkampf und bei den Demonstrationen engagieren. Mithilfe von Stop-Motion Animationen stellt Regisseur Ali Samadi Ahadi die Sehnsüchte und Gefühlswelten der Demonstranten dar. Er zeigt den Idealismus der Iraner, wie sie auf die Straßen gingen, um gegen den Wahlbetrug zu demonstrieren.
The Green Wave, D 2010
Verleih: Camino Filmverleih
Produktion: Dreamer Joint Venture/Wizard UG
Genre: Dokumentation
Filmlaufzeit: 82 min
Regie und Buch: Ali Samadi Ahadi
Darsteller: Pegah Ferydoni, Navid Akhavan,
Payam Akhavan, Shirin Ebadi
Kinostart: 24.02.2011


Die brachiale Gewalt wird nicht direkt gezeigt. Die Animationen deuten sie nur an, als wäre es ein sich bewegendes Gemälde. Eine aufgeweckte Stimme begleitet die Szenen aus dem Off. Ihre Aussagen verleihen den Bildern noch mehr Eindringlichkeit. Obwohl man selten die Gewalt direkt sieht, wird dadurch der dramatische Effekt nur noch verstärkt. Schreckliche Bilder entstehen beim zuschauen vor dem geistigen Auge.

Ergänzt wird diese filmische Collage durch Interviews mit Journalisten und Menschenrechtsaktivisten aus dem Iran und dem Westen, wie etwa der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. So wird dem Zuschauer ausführliches Hintergrundwissen näher gebracht, mit dem man einen genaueren Einblick bekommt in die Vorgänge im Iran.

Dem in Köln ansässigen Regisseur Ali Samadi Ahadi ist mit diesem Film ein flammendes Plädoyer für Menschenrechte und den Kampf gegen Entrechtung und Unterdrückung gelungen.

An keiner Stelle wird "The Green Wave" pathetisch oder effekthascherisch. Vielmehr ist er ein stiller, ergreifender Film der dort am eindruckvollsten ist, wo er die Menschen selbst zu Wort kommen lässt. Er legt Zeugnis ab von großen Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten, vom Mut und Freiheitswillen junger Menschen, die sich nicht in ihr Schicksal ergeben, sondern um ihre Rechte und ihre Zukunft kämpfen.

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