campus-web Bewertung: 4/5
   
 

   
 

   
Stieg Larssons "Millenium-Trilogie" hat Millionen Leser in den Bann gezogen. Mit Vergebung findet die verstörende Geschichte um Lisbeth Salander nun auch ihren Abschluss im Kino. Der Film setzt genau da ein, wo Verdammnis endete. Lisbeth wird schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Man klagt sie des versuchten Mordes an ihrem Vater an. Es kommt zum Prozess, in dem die Schwester des Journalisten Mikael Blomquist Lisbeths Verteidigerin wird. Für Staatsanwaltschaft und Gericht scheint fest zu stehen: diese störrische und verschlossene Frau gehört hinter Gitter und leidet unter schweren psychischen Störungen. Nichts anderes wollen Lisbeths einstige Peiniger erreichen, die ihrem Ziel erschreckend nah sind. Doch Mikael setzt alles daran, Beweise zu finden und eine weitreichende Verschwörung aufzudecken, die von hohen Stellen gedeckt wird und in deren Mittelpunkt Lisbeth Salander steht.

Vergebung greift die düstere und lakonische Grundstimmung seiner Vorgänger auf, unterscheidet sich stilistisch und dramaturgisch jedoch stark. Während Lisbeth und Mikael in Verblendung einen nahezu klassischen Fall lösen, konzentriert sich schon Verdammnis explizit auf seine charismatische Hauptfigur Lisbeth und gewährt einen tiefen Einblick in deren geschundene Seele, deckt ihre grausame Vergangenheit auf und lenkt gezielt in Richtung Finale. Vergebung ist überwiegend ein Gerichtsthriller, der ohne viel Action und mit deutlich weniger Brutalität auskommt. Dabei ist Vergebung nicht weniger packend. Vielmehr zieht der Film seine Spannung aus der schrittweisen Enthüllung der schockierenden Machenschaften, die Lisbeth erneut hinter Gitter bringen sollen. Wer der Wahrheit zu nahe kommt, wird unter Druck gesetzt und bedroht, denn die Hintermänner haben Macht und Einfluss, ihre Taten sind unter einem verworrenen Netz aus Lügen und Intrigen verborgen, doch Lisbeth hat mutige und unerschrockene Freunde, die alles tun, um das ihr angetane Unrecht zu beenden.
Vergebung
(Luftslottet som sprängdes), Schweden 2009
Verleih: nfp/Warner
Genre: Thriller
Filmlaufzeit: 146 Minuten
Regie: Daniel Alfredson
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Nyqvist,
Lena Endre, Peter Andersson, Annika Hallin
Kinostart: 03.06.2010


Wieder einmal ist es Noomi Rapace, die mit ihrer Aura den ganzen Film bestimmt und in ihrer Rolle der Lisbeth Salander vollkommen aufgeht, mit ihr verschmilzt. Undurchdringlich sind die tiefschwarz umrandeten Augen, fest verschlossen ist der zusammengekniffene Mund. Wie ein Schutzpanzer wirkt ihre provozierende Kleidung, wie Waffen die Piercings und das aufgestellte Haar. Lisbeth ist zum finalen Kampf bereit. Die Zeit der Rache ist gekommen. Da paßt der deutsche Titel Vergebung kaum, für sie gibt es keinen Platz in Lisbeth, die sich tief in ihren Panzer verkrochen hat, weder Nähe noch Gefühle zuläßt.

Vergebung ist ein hochspannender Gerichtsthriller. Weniger schockierend als die Vorgänger mit subtiler Spannung, der dem Zuschauer angesichts des verworrenen Falls mit seinen zahlreichen Beteiligten höchste Aufmerksamkeit abverlangt und nicht jede Frage beantworten wird. Das tut dem Filmgenuß jedoch keinen Abbruch. Wer es ganz genau wissen will, der sollte sich an die Romane Stieg Larssons halten, deren Komplexität versändlicherweise nicht vollständig auf die Leinwand gebannt werden konnte. Die "Millenium-Trilogie" ist großes europäisches Kino mit einer einzigartigen Hauptdarstellerin und fesselndem Plot. Kein Wunder, dass Hollywood bereits Interesse an einem US-Remake der Trilogie angemeldet hat. Regisseur David Fincher (Sieben, Fight Club, Der seltsame Fall des Benjamin Button) ist bereits im Gespräch. Ob es Hollywood gelingen wird, Noomi Rapaces Vorstellung zu toppen, bleibt jedoch fraglich.

Wer die ersten beiden Filme im Kino verpaßt hat, kann es sich im Heimkino mit den DVDs Verblendung und Verdammnis gemütlich machen.



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