Abenteuer Ausland: Fünf Millionen Einwohner, suburban sprawl und Verkehrschaos auf dem Gardiner Expressway – das ist die Greater Toronto Area, auch GTA genannt.
Doch nur ca. 250 km („nur“ hier für kanadische Größenverhältnisse) weiter nord-östlich befindet sich der Algonquin Provincial Park, der 1983 gegründet wurde. Der somit älteste Naturpark in Ontario (dessen Name indianischen Ursprungs passender Weise soviel bedeutet wie “großes, schönes Wasser“), beherbergt über 2000 Seen, verschiedene Wälder und Sumpfgebiete sowie unzählige Tierarten, darunter Elche, Bären, Wölfe und Biber.
Während der US-Staat Florida von vielen als das “Mallorca der Nordamerikaner“ angesehen wird, so könnte man Kanada viel treffender als cottage country bezeichnen. Denn viele Kanadier verbringen Feiertage und Ferien in cottages, kleinen Landhäusern einem der unzähligen Naturparks des Landes, so auch im Algonquin Park. Und wenn man je einen eben dieser Naturparks besucht hat, versteht man sofort, warum die Kanadier gar nicht erst in die Ferne schweifen. Idyllische Landschaften, unberührte Natur und unendliche Weiten erlauben Erholung pur, fernab von Stress und Hektik der Großstädte; doch auch mit Rafting, Wandern, Kanu fahren und Jagen kann man hier seine Zeit verbringen.
Auch wenn es im Winter bis zu -40°C kalt werden kann, so ist ein Besuch des ganzjährig geöffneten Algonquin Parks zu jeder Jahreszeit ein besonderes Erlebnis. Im Winter kann der Park auf diversen Skiloipen - unter anderem mit Schneeschuhen oder per Hundeschlitten - erkundet werden. Im Frühjahr hingegen steht die Chance am besten, eines der begehrtesten und Kanada-typischsten Fotomotive zu erspähen: Elche. Diese tummeln sich im Frühling sogar direkt am Highway 60, der den Park einmal von West nach Ost durchquert. In den Straßengräben sammelt sich dort das vom Streusalz salzige Schmelzwasser, das die Tiere auflecken. Im Sommer sind endlich die vielen Seen warm genug zum Schwimmen, bis im Herbst das vielleicht faszinierendste Naturschauspiel im Algonquin Park beginnt: der Indian Summer. Das Farbspiel der Laubwälder bildet ein Meer aus unzähligen Schattierungen von Gelb, Orange und Rot, das allerdings nur recht kurz genossen werden kann, bis es ab Ende Oktober wieder zu schneien beginnt.
Für mich war mein – wenn auch kurzer – Besuch im Algonquin Park sicherlich eines der Highlights während meines Aufenthalts in Kanada. Elchen beim Grasen zu zuschauen, mutterseelenallein auf einem riesigen See Kanu zu fahren oder einfach nur die unfassbare Größe des Parks von einem der Aussichtspunkte zu genießen, war en unvergessliche Erlebnisse für mich, und erklärt zumindest zu einem Teil sogar den Charakter der naturverbundenen Kanadier.