Obschon mein Flug über das ominöse Schreckgespenst Terminal 5 in London ging, kam mein Gepäck (fast) ganz heil auf dem Pearson International Airport in Toronto an. Lediglich eine Rolle hatte einer meiner Koffer lassen müssen, damit konnte ich leben.
Dann ging es los, mit dem Taxi (eine direkte U-Bahn Verbindung existiert leider nicht) in die Stadt zu dem Hostel, das die nächsten zwei Wochen meine Übergangsheimat sein sollte. So viel Zeit wollte ich mir nehmen, um die Bürokratie an der Uni zu erledigen und eine Wohnung zu finden. Das hatte von zu hause aus übers Internet nicht so recht klappen wollen.
Nach der ersten Nacht im Hostel war aber natürlich erst mal eine große Entdeckungsreise durch die Stadt angesagt. Bei strahlendem Sonnenschein ging es zu erst die Yonge Street, übrigens eine der längsten Straßen der Welt, hinunter zur Waterfront. Da sah ich auch gleich, dass der Name “Lake” Ontario ein ziemliches Diminutiv ist. Lake Ontario würde nach europäischem Verständnis wohl eher unter die Kategorie "Binnenmeer" fallen- und dass, obwohl er der kleinste der fünf Großen Seen ist.
Nach einem kurzen Sonnenbad am Stadtstrand ging es dann zum Central Square, dem kanadischen Pendant zum New Yorker Times Square, in das riesige Eaton-Center, zum CN-Tower und allerlei weiteren Sehenswürdigkeiten. Nach einem solchen Besichtigungsmarathon war ich dann auch erst mal viel zu müde und viel zu beeindruckt von den vielen neuen Eindrücken, als dass ich mich um die Uni oder gar um eine Wohnung hätte kümmern können- das musste noch einen Tag warten.
Am nächsten Morgen bewaffnete ich mich dann aber mit Laptop und der Samstagsausgabe vom Toronto Star, um eine dauerhafte Bleibe zu finden. Daneben musste ich auch noch ein Konto eröffnen, da ich erfahren hatte, dass ich meine Gebühren für die Krankenversicherung der Uni nur per Überweisung von einem kanadischen Konto bezahlen könne. Leider waren sowohl meine auslandstaugliche Deutsche als auch die DAAD-Versicherung nicht als gleichwertig zu der kanadischen Uni-Versicherung anerkannt worden, sodass ich nun mit 3 Versicherungen (hoffentlich!!) mehr als genug Versicherungsschutz genießen darf.
Nach endlosen Telefonaten hatte ich dann für Sonntag einige Besichtigungstermine in North York, einem nördlichen Stadtbezirk Torontos. Die von mir erwarteten Katastrophen bei den Wohnungen blieben zwar aus, leider waren jedoch auch keine wirklichen Schnäppchen dabei. Alle Vermieter, deren Apartments auch nur ansatzweise in der Nähe der U-Bahn Stationen liegen, lassen sich das leider gnadenlos bezahlen. Letztlich fand ich eine schöne Souterrain-Wohnung, die vom Preisniveau meiner Wohnung in Bonn ähnelt, dafür aber etwas kleiner und hellhöriger ist. Davon, wie es sich im Souterrain unter einer meterhohen Schneedecke wohnen lässt, werde ich dann wohl in etwa 2 Monaten zu berichten wissen. Trotzdem bin ich sehr zufrieden, denn meine Vermieter, ein junges kanadisches Pärchen, war bei der Einrichtung der eigentlich unmöblierten Wohnung sehr entgegenkommend, sodass ich dabei etwas sparen konnte; auch wenn sich die kanadische Definition von qualitativ hochwertigen Holzmöbeln wider Erwarten sehr stark von der deutschen unterscheidet.
Nachdem dies alles geklärt war, war es dann soweit: ich fuhr zum ersten Mal zu meiner neuen Universität. Im Gegensatz zur renommierten University of Toronto ist die York University eine recht junge Uni und sie liegt weniger zentral im Norden Torontos. Nichtsdestoweniger hatte mir die YorkU auf Grund ihrer liberalen und innovativen Ausrichtung sowie des unglaublich diversen Kursangebots eher zugesagt als die “U of T”. Und als ich aus meinem Bus ausstieg und zum ersten Mal die „YorkU Commons“, ein kleines Parkgelände mit künstlichem See und Brunnen, betrat, wusste ich, dass ich mich für die richtige Universität entschieden hatte. Der riesige Campus, es ist der größte in Kanada, war für mich zwar zunächst ein undurchschaubares Labyrinth, aber nachdem ich bei York International eine Campus-Map erhalten hatte, fand ich mich nach einigen Tagen auch ohne Kompass zu recht.
Kurz vor Semesterbeginn fand dann auch die International Orientation statt, auf der ich die anderen Exchange Students kennenlernte. Neben einem Trip zu den Toronto Islands bot York International auch noch einen Ausflug zu den Niagarafällen, den ich natürlich mitmachen wollte. Neben diversen Freizeitangeboten und Icebreaker-Spielchen wurden wir natürlich auch auf unsere Kurse vorbereitet und sollten zudem noch an einer „academic orientation“ teilnehmen. Wie der kanadische Unialltag aussieht, werde ich euch im nächsten Teil meiner Serie aus Toronto berichten.