Nach unzähligen nervenaufreibenden Abenden (bzw. Nächten) am Schreibtisch waren nach einigen Wochen (ca. Ende März 2008) alle möglichen Gastuniversitäten erkundet, passende Studienfächer gesichtet und Motivationsschreiben und Lebensläufe in jedweder Form fertig gestellt. Nachdem die Professoren-Gutachten abgeholt und alle anderen Unterlagen unterschrieben, kopiert und beglaubigt waren, hieß es dann warten und hoffen. Als die Einladungen zu den Auswahlgesprächen eintrudelten, ging die Aufregung los: wer und vor allem was würde mich in den Gesprächen erwarten? Doch auch hier gab es hilfreiche Vorbereitungstreffen im Akademischen Auslandsamt, bei denen Bewerbungsgespräche simuliert und offene Fragen geklärt wurden.

Anfang Oktober war es dann soweit: ich flog nach Berlin, um mich bei der Fulbright Kommission vorzustellen. Auch wenn das Gruppen-Gespräch bei Fulbright ziemlich suboptimal verlief, war doch zumindest der „Kurzurlaub“ in Berlin ein Erlebnis und ich hatte zumindest eines gelernt, nämlich dass die Auswahlinterviews humaner verliefen, als ich es mir vorgestellt hatte. Diese Erfahrung half mir auf jeden Fall für die folgenden Bewerbungsgespräche beim DAAD und beim Direktaustausch der Uni Bonn sehr weiter. Im Dezember traf dann endlich die Zusage des Direktaustauschs der Uni Bonn ein. Danach musste ich ein letztes Mal ein neues Motivationsschreiben formulieren und konnte dann endlich meine Bewerbungsunterlagen an meine Gastuniversität in Kanada senden. Meine Wahl war auf die York University im Norden Torontos gefallen, da mir dort besonders das Kursangebot des bilingualen Glendon Campus gefallen hatte. Zudem hat die YorkU als drittgrößte Uni Kanadas auch viele weitere Vorzüge zu bieten, etwa das Canadian Centre for German and European Studies oder die Schulich School of Business. Im nicht-akademischen Bereich, der ja für ein Auslandsjahr auch nicht ganz unerheblich ist, sind die riesigen Sportanlagen (das Tait McKenzie Centre und das Rexall Centre), die Art Gallery of York University und die unglaublich aktive Studentenschaft mit hunderten von Clubs hervorzuheben. Zudem ist der Campus an sich, der sich über ein Areal von etwa einem Quadratkilometer am Rande der Metropole Toronto erstreckt, auch nicht zu verachten - mit dem riesigen Parkareal kann der Bonner Hofgarten auf jeden Fall nicht mithalten.

Im April, also etwa ein Jahr nachdem meine Vorbereitungen begonnen hatten, kam dann zu guter Letzt meine endgültige Zusage der YorkU. Jetzt hatte ich es also schriftlich: ich würde ab September tatsächlich für ein Jahr in Toronto studieren. Doch jetzt fing die Arbeit eigentlich noch mal von vorne an: ein Flug musste gebucht werden (die Flugkosten übernahm Gott sei Dank der DAAD!), da ich mich zusammen mit meinem Freund für off-campus housing entschieden hatte, musste eine Wohnung her, außerdem brauchte ich ein polizeiliches Führungszeugnis, einen neuen Reisepass und natürlich mein Visum. Daneben mussten noch allerlei andere (bürokratische) Dinge erledigt werden, wie die Beurlaubung von der Uni in Deutschland, ein Nachsendeauftrag bei der Post, Kündigungen von Verträgen, Auszug und noch vieles mehr - so viele to do-Listen hatte ich auf jeden Fall vorher noch nie geschrieben. Und auch wenn ich vorher von vielen Studierenden gehört hatte, wie aufwändig die Bewerbung für ein Auslandsjahr in Nordamerika ist, weiß ich erst jetzt, wie Recht sie wirklich hatten.

Trotz (oder gerade wegen) der vielen Arbeit verging die Zeit bis zum 19.8., dem Abflugsdatum, wahnsinnig schnell. Zur Ruhe kam ich eigentlich erst wieder kurz vor dem Flug und erst dann wurde mir schlagartig bewusst, worauf ich mich da eingelassen hatte. Der Abschied am Flughafen verlief dann jedoch weniger dramatisch als ich befürchtet hatte, denn da überwog schon wieder die Vorfreude und Neugier, was mich da eigentlich in etwa 7 Flugstunden Entfernung von Bonn wirklich erwarten würde…

…to be continued

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