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Für 6 Wochen geht es mit einer Freundin nach Peru. Dort werden wir ein vierwöchiges Praktikum bei einer Inspektionsfirma für Lebensmittel machen und anschließend im Land herum reisen. Kurioser Karneval Die Straßen sind voll. Alle wollen ihn sehen, drängeln, strecken sich. Die Supermarktkette Wong legt ein zentrales Viertel Limas lahm und feiert Karneval. Der Anblick ist skurril: Jedes Produkt hat einen eigenen Wagen. Während ein LKW der Biermarke Cristal vorbei fährt, frage ich mich, wie es wäre, wenn Aldi oder Edeka gleiches in Berlin veranstalten würden. Beim Versuch zu einem Churro-Laden zu gelangen, bricht fast Panik aus. An ein Vorwärtskommen ist nicht mehr zu denken. Also zurück. Von der Masse geschoben, geht es langsam voran. Plötzlich spüre ich etwas in meiner Hosentasche. Als ich mich umdrehe sehe ich, dass jemand mein Handy klauen will. Bevor ich in die entgegengesetzte Richtung weitergedrückt werde, kann ich es wieder zurückreißen. Gefreut hätte sich der Dieb beim Anblick des Billiggerätes sicherlich nicht. Echte Wertgegenstände muss man verstecken. Oder man nimmt sie gar nicht erst mit. Zu groß ist die Armut in Peru immer noch. Ein Urwald voller Autos Wenn in Deutschland Sommer ist, herrscht in Lima Winter. Frieren muss man bei 15-20 Grad jedoch nicht. Der wolkenverhangene Himmel lässt Lima in dieser Zeit trist und grau aussehen. Perus Hauptstadt ist keine Schönheit. Doch wer genau hinschaut, findet auch Schönes. Die Küste am Pazifischen Ozean beeindruckt und lockt dank guter Wellenverhältnisse viele Surfer an. In den vergangenen Jahren sind in der Stadt einige Malls nach amerikanischem Vorbild entstanden. US-Ketten breiten sich aus. Banken, Firmen und Supermärkte werden von Guardias (Wachen) bewacht. Auf den Straßen donnern die Autos. Gefühlt ist jedes zweite ein Taxi, denn ein Straßenbahnnetz existiert nicht. Wer also zur Arbeit will und sich keinen eigenen Wagen leisten kann, muss ein Taxi nehmen. Die offiziellen Taxen bieten mehr Sicherheit, sind dafür allerdings teurer als die zahlreichen inoffiziellen. Grundsätzlich kann sich in Peru jeder ein Schild auf sein Auto schrauben und dann Leute befördern. Vermeiden sollte man dabei die jungen Fahrer, da sie riskanter und schneller durch die die Stadt rasen. Deshalb, so die älteren Peruaner, verursachen sie öfter Unfälle. Angesprochen auf die gefährliche Fahrweise der Limeños (Einwohner Limas), antwortet uns ein Taxista: „Existe la ley de la selva“ („Es herrscht das Gesetz des Urwalds“). Und tatsächlich: Im Straßenverkehr Limas scheint nur der an sein Ziel zu gelangen, der lauter und stärker ist. Wer als erstes hupt, gewinnt. Dass dies nicht immer gut geht, zeigen die verbeulten Autos. Gerade in Lima ist es daher ratsam einen Bogen um die dreirädrigen Motocicletas zu machen. In kleinen Städten wie Puno sind sie hingegen relativ ungefährlich. Interesse an Deutschland Die vielen Guardias in Lima sind gewöhnungsbedürftig. Auch unsere Firma wird bewacht. In einer Pause komme ich mit unserer Wache ins Gespräch. Martin ist eigentlich Lehrer für Geschichte. Dass er was auf dem Kasten hat, will er gleich beweisen: „Wann war der Fall der deutschen Mauer? Wann die Revolution in Russland?“. Er weiß es. Da er aber keine Anstellung bekommt, muss er nun für Sicherheit sorgen. Gerne würde er Englisch lernen, doch dazu fehle ihm das Geld. Wie die meisten Peruaner, zeigt er sich sehr interessiert am fernen Alemania: „Gibt es in Deutschland auch Hahnenkämpfe? Wie alt werden die Menschen dort?“ Manche Fragen veranlassen zum Nachdenken, was Deutschland eigentlich ausmacht. Zwei junge Touristenführer wollen wissen, wie uns das Essen in Peru schmecke, welches für Deutschland typisch sei und welche Tänze man tanze. Während wir erklären, dass es in Deutschland viele Einflüsse von Einwanderern aus anderen Ländern gibt und die Jugend kaum noch klassische Tänze beherrscht, zeigen uns die beiden auf ihrem Handy stolz Videos von traditionellen peruanischen Tänzen. Andere interessieren sich dafür, welche Sprache wir sprechen. Ob es Englisch ist, will einer wissen und welche Frauen schöner seien. Die Deutschen oder die Peruanerinnen? Und fast jeder fragt, ob alle Deutschen so groß sind wie wir. Vor allem über den Fußball kommt man schnell ins Gespräch. Die Bundesligaprofis Guerrero, Farfán und Pizarro sind Helden der Nationalelf Rojo y Blanco. Land der Kontraste Peru ist in vielerlei Hinsicht ein Land der Unterschiede. Attraktiv ist das Land durch die verschiedenen Klimaregionen. Vom Regenwald, dem Titikakasee, den Anden bis hin zur Wüste ist für jeden Reisenden etwas dabei. Stolz ist man seit einigen Jahren auch wieder auf die eigene Küche. Für Touristen wird das Land immer beliebter. Dies liegt daran, dass die bürgerkriegsähnlichen Zustände der 1980er und 1990er Jahre der Vergangenheit angehören. Doch noch immer ist Peru in Arm und Reich geteilt. Häuser sind mehrfach verriegelt, Guardias prägen das Bild Limas und wer aus der Stadt fährt, sieht die Pueblos jóvenes (Dt.: junge Dörfer), in denen die Armen leben. In Peru ist wieder Frieden eingekehrt. Die großen sozialen Probleme aber bleiben.
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