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Die bequemste Art des Reisens ist selbst in Israel die Bahn. Und es ist auch die schönste. Der Zug brauchte lange, ich weiß gar nicht mehr wie lange. Wir fahren an Orangenplantagen vorbei, die sich malerisch abheben. Das sind also die Landschaften, die sonst irgendwelche Künstler inspirieren. Es ergibt sich ein wechselhaftes Bild. Bald darauf fahren wir durch trostlosere Gebiete. Wüste, lebensfeindlich. Ich bin froh, dass wir die Bahn genommen haben. Mit dem Bus wäre es nur über die Autobahn gegangen. Als wir endlich Jerusalem erreichen bietet sich uns ein eigenartiges Bild: Hochhauslandschaften, Strommasten, alles wild durcheinander. Die nächste Aufgabe ist es, dass archäologische Institut zu finden. Dort können wir die nächsten Tage übernachten bevor wir zur Grenze gebracht werden. Ein Taxifahrer spricht uns an, aber wir verstehen ihn nicht. Selbst mit ein paar Brocken Englisch kommen wir nicht weiter. Glücklicherweise treffen wir auf eine junge Frau, die weiß wo ein Bus abfährt in Richtung Stadt. Wir folgen ihr einfach, während der Taxifahrer uns irgendetwas Unverständliches hinterher brüllt. Mit dem Bus fahren wir in die Stadt hinein auch wenn wir gar nicht so genau wissen, wo wir eigentlich aussteigen müssen. Alles was wir wissen ist „irgendwo beim Ölberg“ müssen wir raus. Der Bus fährt an der Universität vorbei und wir entscheiden spontan, dass das richtig sein muss. Doch als wir vor der Universität stehen sind wir verlassen. Man kann nur außen herum laufen und durch einen dubiosen Tunnel. Das Gepäck drückt ganz schön und es ist ziemlich warm. Nach einiger Zeit kommt uns ein junger Mann entgegen. Er weiß, wo das Institut ist und sagt, dass er uns fahren kann. Wir vergessen beide daraufhin alles, was uns unsere Eltern jemals über „nicht zu fremden Leuten ins Auto steigen“ gesagt haben. Zu dankbar sind wir dafür, dass wir nichts mehr schleppen müssen. Und das Vertrauen lohnt sich, denn er fährt uns bis für die Tür. Am Institut wurden wir schon erwartet und wir beziehen gleich die Zimmer. Es ist traumhaft, man kann über die Stadt blicken und an diesem Tag sogar das Tote Meer in der Ferne sehen. Es ist sehr ruhig. Nicht der erwartete Trubel. Der einzige Nachteil ist, dass von dort kein Bus in die Stadt hinunter fährt. Es heißt also für die nächsten Tage noch einmal Kondition für die Grabung antrainieren. Über eine halbe Stunde Berg läuft man. In den nächsten Tagen ließen wir es uns noch einmal gut gehen. Die Seele baumeln lassen. Wir sind richtige Touristen, laufen in komischen Klamotten durch die Gegend, die uns sofort als Touristen ausmachen. Es ist eine interessante Stadt. Die Altstadt ist in 4 Viertel geteilt. Jedes hat seinen eigenen Charme, egal ob jüdisches, armenisches, muslimisches oder christliches Viertel. In manchen Vierteln ist es sehr hektisch. Besonders im muslimischen, wo buntes Markttreiben herrscht. Wir werden von allen Seiten umworben, hier soll man etwas kaufen, hier Obst probieren und für die Verwandten und Liebsten zu Hause am besten kleine Kamele mitnehmen. Es ist schwer dem zu entkommen. Die meisten Leute sind sehr hartnäckig und wir sehen zu, schnell daran vorbei zu kommen. Natürlich gibt es in der Stadt Sicherheitskontrollen. Die nehmen besonders zu als wir zur Klagemauer und zum Felsendom wollen. Wir müssen unsere Taschen herzeigen und werden abgetastet. Aber es lohnt sich. In der Klagemauer kann man Zettel hinterlegen mit Wünschen, Klagen, was auch immer man will. Wir tun das. Auf der uns vorgeschriebenen Seite. Die Klagemauer ist unterteilt. Eine Seite für die Männer und eine für die Frauen. Es wird penibel darauf geachtet. Es ist so ein Moment, wo man wieder daran erinnert wird, wo man ist. Und irgendwie auch daran, welchen Wert man in der Gesellschaft dort hat. So zu denken fühlt sich komisch an und stimmt einen nachdenklich. Schließlich werde ich noch 2 weitere Monate in diesem Kulturraum verbringen. Auch in der Grabeskirche wird darauf geachtet, wie man sich als Frau bewegt. Die Männer haben ein einfacheres Leben hier. Am Ende des Tages schleichen wir müde und kaputt den Berg wieder hinauf. Zurück zum Institut, welches wie eine Bastion ist. Dort können wir wieder so sein wie wir wollen. Vor allem als Frau.
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