Beim Sea Life Center Königswinter handelt es sich nicht um irgendein gewöhnliches Aquarium, bei dem man Fische in langweilig aufgereihten, viereckigen Becken betrachten kann. Eröffnet 2005 als achtes von insgesamt zehn Sea Life Aquarien in Deutschland und 26 in ganz Europa, verbirgt sich dahinter das Konzept in den Besuchern, egal ob Jung oder Alt, "durch Begeisterung für die Lebenswesen unserer heimischen Gewässer und Meere den Wunsch nach deren Erhaltung und Schutz zu wecken". In Königwinter wird also auf insgesamt 2000 qm, in rund 30 Becken die Schönheit und Vielfalt die heimischen Seen, Flüsse und Meere, vom Rhein bis zum Atlantik gezeigt. Die Erkundungstour durch die Unterwasserwelt steht dabei ganz im Zeichen der Märchen und Sagen, in die die Besucher von Abschnitt zu Abschnitt immer tiefer eintauchen.

Vom Bonner Hauptbahnhof aus fährt man mit der S-Bahn 66 in rund einer halben Stunde bis direkt vor die Pforten des Sea Life Centers in Königswinter, passend zum Thema "Lebensraum Wasser" direkt am Rhein gelegen. Wenn man nicht mit der Bahn fahren will und das Wetter es zulässt, kann man den Besuch im Center natürlich auch mit einer Radtour direkt am linken Rheinufer entlang verbinden. Die Strecke zwischen Bonn und Königswinter beträgt dabei zwischen fünf und zehn Kilometer. Angekommen bleibt einem mit ein bisschen Glück eine lange Warteschlangen voll lärmender Schulkinder vor dem Kartenschalter erspart und man kann sich über altertümliche Natursteinstufen direkt auf den Weg hinunter in eine Art Gewölbe begeben. Dort sticht den Besuchern direkt eine große Informationstafel ins Auge. Sie verweißt von den Artenbeschreibungen bis hin zum Märchen-Quiz auf die verschiedenen Informations- und Mitmachmöglichkeiten während der Tour durch das Center. Anschließend gelangen die Besucher portionsweise in einen so genannten Einführungsraum. Verziert mit Wandmalereien dient er dazu nicht zu viele Besucher auf einmal in die teilweise recht engen Gänge des Centers zu lassen und führt gleichzeitig in Form eines leuchtenden und sprechenden Globusses in das Konzept und den Aufbau des Sea Life Centers Königswinter ein.

Der erste Abschnitt stellt einen Märchenwald und gleichzeitig die Süßwasserregion des Rheins, beginnend bei einem Gebirgsbach und endend beim bekannten Drachenfels in Königswinter dar. Gleich fällt auf, dass sowohl die Kulisse als auch die einzelnen Becken sehr naturgetreu und liebevoll gestaltet sind. Über verschiedenen Felsen fällt beispielsweise ein Wasserfall in ein flußähnliches Becken. Zwischen Steinen, Ästen und einem alten Boot tummeln sich unzählige Forellen, Brachsen und Sterlets. Außerdem sind immer wieder kugelförmige Becken in die Wände eingelassen, die wie ein großes Mikroskop auch die kleinsten Aquarienbewohner groß raus bringen.

Vom Rheinbett aus gelangt man zur Sonderausstellung "Drachen und Sagen". Dieser Raum hat eine besonders mystische Atmosphäre und erinnert mit Ritterrüstungen und burgähnlich eingefassten Aquarien beinahe an einen Rittersaal aus dem Mittelalter. Neben seltsam anmutenden, drachenähnlichen Geschöpfen wie z.B. Drachenmuränen oder Reptilien, kann man hier auf verschiedenen Informationstafeln auch noch einiges zur Nibelungensage erfahren. Denn gemäß der Sage hat Siegfried den Drachen auf dem hinter Königswinter aufragenden Drachenfels besiegt. Weiter geht es in die Höhle dieses Drachen, in der er der Sage nach das Nibelungengold aufbewahrte. Hier kann man in verschiedenen offenen Becken Miesmuscheln, Austern, Seesterne, Seeigel oder Einsiedlerkrebse hautnah bewundern und, wenn man sich überwinden kann, unter Anleitung der Besucherbetreuer sogar berühren. Im nächsten Bereich tritt man aus der Höhle heraus und erreich die deutsche Küste. Berieselt von Wellenrauschen, vorbei an einer schön gestalteten Felsenlandschaft, an Seeanemonen, Seesternen, Krabben und Krebsen, gelangt man dann in die Mine des Zwerges Alberich aus der Nibelungensage. In einem über die Decke gewölbten Becken unter das man sich setzen kann schwimmen riesige Barsche, Schollen, Meeraale und Katzenhaie - allesamt heimische Fische der Nordsee.

Nach einigen weiteren Becken mit furchteinflößenden Muränen oder niedlichen Seepferdchen gelangt man in den Themenbereich Atlantis und damit auch in die Gewässer Norwegens. Die Nordsee geht in den Atlantik über. In einem großen Raum, der versunkenen Stadt nachempfunden, werden Filme über Haie und Rochen gezeigt. So soll weitere Aufklärungsarbeit zum Schutz unserer Gewässer geleistet werden. In einem weiteren Raum präsentieren Bullaugen und zylinderförmigen Becken die im Atlantik anzutreffenden Fischarten, wie z.B. Hummer, Seewölfe oder Langusten gezeigt. Weiter geht es dann mit einem Abschnitt der die Besucher in Kapitän Nemos Reich, tief unten im Atlantik entführt. Inmitten der Kulisse eines U-Bootes gelangt man so zu einem der Highlights des Centers, dem 360° Unterwassertunnel. Es scheint als spaziere man über den Grund des Meeres, über einem rund 600 000 Liter Salzwasser, Haie und Rochen und eine Vielzahl anderer Fische, getrennt nur durch eine Acrylglasscheibe. Hat man sich dann endlich von diesem faszinierenden Tunnel losgerissen, passiert man das Unterwasserballett der anmutigen Ohrenquallen und gelangt in den Entdeckerraum. Neben Informationen über verschiedene Schaltiere und weiteren Kampagnen zum Schutze der Gewässer und der dort lebenden Tiere haben hier haben vor allem Kinder viele Möglichkeiten zum Mitmachen und Entdecken. Und wer schwimmt da in einem kleinen, unauffälligen Becken? "Nemo" der Cownfisch - ein sehr prominenter, aber nicht ganz so heimischer Vertreter seiner Art.

Hat man sich von "Nemo" verabschiedet ist man auch schon im letzten Abschnitt der Entdeckungsreise angelangt: Der fliegende Holländer bringt die Besucher vom Grund des Meeres wieder zurück zum Festland. Dort steht inmitten einer kleinen Hafenstadt das letzte Highlight, das etwa hüfthohe Rochenbecken. Hier schauen nicht nur die Menschen neugierig in das Becken, sondern auch die Rochen sehen genau nach, wer da so am Beckenrand steht. Und nachdem man nun, nach dieser knapp eineinhalbstündigen Reise hoffentlich voller Begeisterung über die Lebewesen unter dem Meeresspiegel und noch dazu auch voller Hunger führt einen der Weg direkt in den Sea Life Center Souvenirshop und das dazugehörige Restaurant. Fischstäbchen wird hier wohl kein Besucher mehr genießen können.

Wem diese Reise durch die Unterwasserwelt noch nicht genügt, dem empfehlen wir im Anschluss an den Besuch im Sea Life Center Königswinter einen Spaziergang zum Drachenfels oder auf den Petersberg, am Rhein entlang oder durch die Altstadt von Königswinter.


Weitere Informationen:

Web: www.sealifeeurope.com
Öffnungszeiten: Sonntag bis Montag von 10Uhr bis18 Uhr
Eintritt: Erwachsene (ab 15 Jahren): 13,00 Euro, Kinder (3 bis 14 Jahre) 9,50 Euro, Ermäßigter Preis (Senioren, Studenten):12,00 Euro
Adresse: Sea Life Königswinter, Rheinallee 8, 53639 Königswinter
Anfahrt: Linie 66 (Telecom Express) Richtung Bad Honnef, Haltestelle Königswinter Fähre/Sea Life Center
Betreiber: Merlin Entertainments Group Ltd.


Fotogalerie Sealife



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