Es ist Sonntagnachmittag, die Sonne scheint und es wäre ein Verbrechen vor dem Fernseher hängen zu bleiben. Was kann man tun? Um mit dem Auto irgendwo hin zu fahren ist es zu heiß und auch das überfüllte Freibad reizt nicht wirklich. Reizvoller klingt es da, über den Dächern von Bonn ein wenig zu chillen. Über den Dächern von Bonn? Wie soll das denn gehen. Schließlich kennt nicht jeder den Hausmeister vom Post-Tower. Muss man auch gar nicht.

Es reicht schon wenn man sich am Bonner Hauptbahnhof in die 624 Richtung Röttgen Schleife oder 625 Richtung Waldau setzt und nach zehn Minuten Busfahrt am Kreuzberg aussteigt. Geht man dann in Fahrtrichtung weiter, wird der Weg nach ein paar Metern ländlicher und auch sonst ist eine sonderbar meditative Atmosphäre spürbar. Kein Wunder, denn man nähert sich unaufhaltsam der Kreuzberg Kirche.

Diese hat eine lange Geschichte. Schon eine alte Urkunde von 1492 berichtet von 50000 Menschen die sich bei einem Kreuz oberhalb von Lengsdorf versammelten. Vermutet wird, dass sich dieses Kreuz an der Stelle befand, wo der Vorläufer der heutigen Kirche steht. Dieses nicht mehr erhaltene Gebäude war im Jahre 1627 halb zerstört, so das Kurfürst Ferdinand (1612-1650) eine neue errichten ließ, die 1628 geweiht wurde. Zur Betreuung des Gottes Hauses kamen 1637 Bettelmönche des Servitenordens nach Bonn. Mehr als hundert Jahre später wurde von Erzbischof und Kurfürst Clemens August die heilige Stiege gestiftet. Dabei handelt es sich um eine Treppe an der Kapelle vor der Kirche, die an die Treppe in Jerusalem erinnern soll auf der Jesus Pontius Pilatus vorgeführt wurde. Nachdem die heilige Stätte zwischenzeitliche vom Orden der Jesuiten gepachtet wurde, ist sie seit 1970 in Trägerschaft des Kreuzberg-Bonn e.V. und dient als Zentrum für internationale Bildung und Kulturaustausch.

Aber nicht nur zum beten und meditieren eignet sich dieser Ort. Er bietet zudem eine wunderbare Aussicht über ganz Bonn. Man kann sich auf einer Bank niederlassen, staunen wie klein die Uni von hier oben aussieht und an ganz klaren Tagen am Horizont die Silhoutte des Kölner Doms ausfindig machen. Man fühlt sich dort oben ziemlich gut, weil man mal seine Stadt aus einer anderen Perspektive betrachten kann. Es wird klar das die kleinen Alltagsproblemchen wirklich ziemlich klein sind im Kontrast zu dieser Aussicht.

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