Überbleibsel rauer Zeiten, Zeugen von Glück und Leid im Leben der Grafen von Berg. Denn nicht etwa die zahlreichen Hügel und Berge gaben dem Bergischen Land ihren Namen, sondern eben diese Adelsfamilie, die ihre Residenz inmitten dieser Hügel im Jahre 1118 unter Graf Adolf I. bezog. Bekannt und erstmals erwähnt wurde die prächtige Burg unter dem Titel „Feste Neuenberge“, heute sind die Solinger stolz auf „ihr“ Schloss Burg.
Von weitem sieht man bereits den Bergfried aus Richtung Wermelskirchen kommend. Wer sich von der anderen Seite durch Unterburg heran wagt, der wird zuerst von der Seilbahn begrüßt, der einzigen im gesamten Bergischen Land. „Über die Wupper“ heißt es hier für 3.50 Euro (Hin- und Rückfahrt, Kinder bis 14 Jahre zahlen 2 Euro) und die angenehme Fahrt von rund fünf Minuten sollte man unbedingt erleben, allein schon aufgrund des traumhaften Ausblicks über grüne Wiesen und Wälder. Montags bleibt die Seilbahn geschlossen (außer an Feiertagen), sonst ist der Betrieb täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Oben angekommen, ist man sogleich mittendrin im Geschehen und wird unweigerlich in das 12. Jahrhundert versetzt. Viele Winkel charakterisieren Schloss Burg, hohe Türme, ein prächtiger Arkadenhof und Holzbalustraden verleihen der Burg einen Charme, dem niemand widerstehen kann. Die Folterkammer ist nichts für schwache Nerven, jedoch bildet sie den Beginn der Entdeckungsreise. Informationstafeln erzählen Geschichten und Anekdoten rund um Schloss Burg und ihre Bewohner, sogar das „Heimlich Gemach“ wird gezeigt und ist definitiv einen Blick wert. Engelbert wacht mit scharfem Blick zu Pferde über die Anlage. Er wurde im November 1225 vom Grafen Friedrich von Isenberg, seinem Neffen zweiten Grades erschlagen. Wer ganz hoch hinaus will, kann bis auf den Bergfried klettern und von dort einen atemberaubenden Blick über das Bergische Land schweifen lassen.
Das Schlossmuseum führt in den Alltag der Grafen von Berg. Hier kann man sich nach Herzenslust auf eine Reise in mit Gold verzierte Räume begeben. Rittersaal, Ahnensaal, Kemenate und Kapelle versetzen ins 12. Jahrhundert und auch beim 10. Besuch entdeckt man hier immer noch neue Kleinigkeiten. Wand- und Deckenmalereien beschreiben Kriege und Sitten des Mittelalters. Besonders imposant ist „Die Kinderhochzeit“ im großen Saal. Glänzendes Parkett und prunkvolle Ausstattung stehen im starken Kontrast zu Küche und Schlafgemach der Bediensteten im Keller der Burg. Auch die Ausstellung der Rheinischen Bergischen Apotheken lohnt einen Besuch. Allerdings ist es ebenso schön, sich bei sonnigem Wetter auf eine Mauer im Innenhof zu setzen und im Schatten einer Eiche die Seele baumeln zu lassen. Denn eins steht fest: Für einen Besuch auf Schloss Burg sollte man sich Zeit lassen und unbedingt eine Tagestour einplanen.
Gelegentlich werden auf Schloss Burg die Klingen gekreuzt. Dann sind es vermutlich die Georgsritter, die mit ihren jährlichen Ritterspielen zum festen Repertoire des Programms auf Schloss Burg gehören. Aber auch Mittelaltermärkte stehen hoch im Kurs. Von handgemachten Seifen über mittelalterliche Kleidung und Schmuck, bis zu Kunstwerk, Zierrat und Büchern bieten Markthändler alles, was das Herz begehrt. Da geht es dann auch mal richtig laut zu, eben ganz wie in düsterer Vorzeit. Wer es lieber etwas ruhiger mag, auf lieblich duftende Seifen und Handweberei aber nicht verzichten möchte, der kann gemütlich in den angrenzenden Lädchen stöbern. Die „Holztruhe am Schlosstor“ bietet neben Spielwaren, Ritterartikeln und Miniaturen ein gemütliches Café, wo es besonders im Sommer Erdbeertörtchen sowie hausgemachte Pflaumen-, Kirsch- und Apfelkuchen mit frischen Milchshakes und Kaffee gibt. Zu empfehlen ist auch das Café „Rittersturz“ am Schlossberg in Oberburg mit Blick auf Unterburg. Wenn sich zur Mittagszeit der Hunger meldet, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich von gutbürgerlicher bis australischer Küche mal so richtig verwöhnen zu lassen. Das Café-Restaurant „Kalkum“ ist seit 1932 in Familienbesitz an der Wermelskirchenerstraße am Parkplatz von Schloss Burg (gebührenpflichtig, Platz für 200 PKWs auf drei Ebenen). Hier gibt es neben hausgemachten Käsespätzlen, dem Graf Engelbert-Topf und deftigem Jägerschnitzel auf Wunsch auch eine Bergische Kaffeetafel mit traditionellen Waffeln mit Milchreis, Schwarzbrot mit Butter und Sandkuchen.
Für Musikfans finden auf Schloss Burg regelmäßig Konzerte statt. Vom klassischen Sinfoniekonzert über diverse Gesangsvereine und Kammerchöre hat auch das Mittelalter Musikfestival seinen festen Platz im Programm. Wer das Theater mag, sollte den Ausflug nach Schloss Burg mit einer Aufführung des Westdeutschen Tourneetheaters verbinden. Je nach Wetterlage kann man das kleine Ensemble im Rittersaal oder im Arkadenhof bewundern. Klassiker wie „Romeo und Julia“ oder „Minna von Barnhelm“ kommen hier besonders gut zur Geltung und hinterlassen mit hervorragender schauspielerischer Leistung bleibende Eindrücke. Sehr zu empfehlen.
Weitere Informationen zu Schloss Burg:
Eintritt: Erwachsene 5 Euro, Studenten (mit Ausweis) 4 Euro, Kinder 2.50 Euro
Öffnungszeiten: Montag 13-18 Uhr, Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr