Ein beliebtes Ausflugsziel an heißen Tagen ist der Fühlinger See nur wenige Kilometer hinter Köln. Teil I unserer neuen Serie "Touren in der Umgebung".
Knapp 60 Kilometer liegen zwischen Bonn und Fühlingen. Eine Strecke, die es zu überwinden gilt, möchte man sich im kühlen Nass des Fühlinger Sees erfrischen. Nicht gerade das, was man sich unter einem hellen Sandstrand und blauem, klaren Wasser vorstellt, doch eine regionale Alternative zum kostspieligen Badeurlaub in Südfrankreich ist es allemal. Nun sind 60 Kilometer aber kein Katzensprung und die Überlegung, welcher fahrbare Untersatz am geeignetsten ist, um das Ziel zu erreichen, drängt sich auf. Da gäbe es einmal das Auto, den Zug, die Bahn oder das Fahrrad.
An einem sonnigen Tag fällt die Entscheidung schnell auf letzteres und so schwingen wir uns um 10 Uhr morgens auf unsere Räder und verlassen das Wohngebiet Richtung Rheinufer. Im Allgemeinen spricht es sicherlich nicht für eine herausragende Planung zu einer Radtour ohne Stadtplan aufzubrechen, aber bei diesem Ausflug ist eine Karte als Orientierungshilfe fast schon überflüssig. Die Strecke führt immer entlang des Rheinufers und kurze Umleitungen sind sorgfältig ausgeschildert, sodass es genügt den kleinen Schildern mit roten Fahrrädern am Straßenrand zu folgen.
Der frühe Aufbruch hat sich gelohnt, denn schon um 11 Uhr brennt die Sonne erbarmungslos auf den Radweg nieder, der abwechselnd sowohl sehr sonnig als auch schattig ist. Um diese Uhrzeit erreichen wir Wesseling. Die hohen Türme des Industriegebiets zeichnen sich hinter einigen Windungen des Flusses bereits ab und stehen in starkem Kontrast zu den Weiden und dem Sandstrand, an dem wir gerade rasten. Als wir einige Zeit später an dicken Rohren, Leitungen und Industrieanlagen vorbeifahren, scheint es fast als wären das zwei unterschiedliche Welten, die nebeneinander existieren. Gerade dieser Facettenreichtum, der die unterschiedlichsten Gesichter der Gegend ausleuchtet, macht den ganz besonderen Reiz der Strecke aus.
Wir erreichen Fühlingen nach circa drei Stunden zügigem Fahrens. Wem es dabei weniger um den sportlichen Aspekt geht, sondern die Umgebung mit ihren hübschen Rheinvillen und alten Bauernhöfen am Streckenrand im Detail in Augenschein nehmen möchte, mehrere Pausen oder überhaupt ein gemächlicheres Fahrtempo anpeilt, der sollte bedeutend mehr Zeit einplanen. Vom Kölner Stadtzentrum zieht sich die Strecke noch eine ganze Weile entlang an großen Landstraßen, wobei der Fahrradweg gut ausgebaut ist. Ungeübten Radfahrern fangen spätestens jetzt die Oberschenkel an zu brennen, obwohl die Strecke ausnahmslos flach ist. Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, kann für manch einen zum wahren Kraftakt werden.
Die kalte Erfrischung hält was sie verspricht. Angenehm kühl ist das Wasser, aber durch die vorausgegangenen Sonnentage bereits so weit aufgewärmt ist, dass man gut darin schwimmen kann. Die weitaus schönere Seite des Sees mit Strand und alten tief hängenden Bäumen ist Besuchern leider unzugänglich, sodass wir uns mit einem Stück Grünflache im Badebereich zufrieden geben müssen. Von hier aus kann man wunderbar am Ufer entlang, den See erkunden. Hinter dem Badebereich verengt sich der See zu einem flussartigen Verlauf, der zu einer Regattastrecke umfunktioniert wurde. Wer also nicht gerne schwimmt, aber dennoch sportlich aktiv sein möchte, kann stattdessen auch Kanu fahren. Die müden Beine und das wund gesessene Hinterteil erfreut die Abkühlung.
Umso schwerer fällt es nach dem ausgedehnten Räkeln in der Sonne wieder aufs Fahrrad zu steigen und die 10 Kilometer bis zum Kölner Hauptbahnhof zurück zu fahren. Wie schön war es doch, bei Sonnenschein, die Füße ins Wasser zu tauchen. Das leichte Rauschen der Wellenbewegung lässt die Sinne träge werden und schon befindet man sich mit ein bisschen Fantasie an einem Strand im Mittelmeer. Im Zugabteil riecht es jetzt leider trotzdem nach Schweiß und Kölner Süßwasser statt dem leicht salzigen Geruch, von auf der Haut getrocknetem Meerwasser.