Efeune, ‘grüne’ Radler unterwegs |
Nicht nur ihre Tulpenfelder sind der Stolz der Niederländer. Auch sonst zeigen sie sich im Allgemeinen im ständigen gestalterischen Austausch mit der Natur. Schon zum sechsten Mal wird unter dem Titel „Floriade“ eine international bedeutende Welt-Garten-Expo in den Niederlanden ausgerichtet. Bis zum 7. Oktober werden dieses Jahr mindestens zwei Millionen Besucher auf der Floriade in der Region Venlo erwartet. Fünf Themenbereiche bieten auf 40 Hektar Ausstellungsgelände neben Blumen, Bäumen, Sträuchern und andere Pflanzen auch ein tägliches Kulturprogramm. Auf einigen Bühnen und in abgetrennten Bereichen werden Akrobatik, Weltmusik und besondere Ausstellungen zum Thema Nachhaltigkeit geboten. Die Schirmherrschaft der Welt-Garten-Expo hat Ihre Majestät Königin Beatrix übernommen. Das zentrale Motto lautet:
„Be part of the theatre in nature, get closer to the quality of life“
Grüne Erdfiguren „Liegend um das Wasser“ |
Von Bonn aus ist es eine etwa einstündige Autofahrt zum Floriade-Ausstellungsgelände. Auf dem sorgsam durchorganisierten Parkgelände reiht man sich in die Besucherwarteschlangen ein. Wilde, bunte Blumenwiesen stimmen hier auf den Parkbesuch ein. Nachdem ein Besucherbus morgendliche Scharen zum Ticketbereich transportiert hat, gelangt man von dort aus über eine Brücke zum eigentlichen Eingang. Hier riecht es nach wild duftenden Blumen und Pflanzenschutzmitteln. An einigen Plätzen mit Sitzgelegenheiten erklingt aufdringliche, sich wiederholende Musik. Hier findet man auch originelle Hängematten, auf die sich Besucher legen, die sich nicht scheuen so für die anderen Besucher zum Teil eines Gartenkunstwerks zu werden. Die über einen Kilometer lange Floriade-Seilbahn fährt auf einer Höhe von gut 30 Metern in fünf Minuten von dem einen Parkbereich zum anderen. Vage fühlt man sich an die imposante Rheinseilbahn erinnert, die anlässlich der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz errichtet wurde und die einen Höhenunterschied von 108 Metern überwindet.
Kunstvoll bewachsene Radler, Banketts und Erdgesichter
Metallene Skulptur “The healing dragon” |
Im Ausstellungsbereich „7922“ befinden sich im „Wohnzimmer der Zukunft“ ein edel gedecktes Bankett und feine Sofas, die kunstvoll mit Moos, Gras und anderen Pflanzen bewachsen und mit Steinen garniert sind. Auch die Hauswände des Gebäudes sind mit bunter Fassadenbegrünung eindrucksvoll bedeckt. In dem Außengelände des Bienenpavillons können im Bereich „Education & Innovation“ Besucher selber Pollen und Nektar sammeln. Der Beitrag „Liegend um das Wasser“ des Limburger Bildhauers Sjer Jacobs zeigt im Bereich „Relax & Heal“ drei sehr große, runde Gesichter, die aus Erde, Blumen und Sträuchern geformt wurden. Zu den Gesichtern gehörende Arme und Hände ragen imposant aus der Grasfläche auf. Im Bereich „Environment“ gibt es efeubewachsene Radler zu bestaunen. Das Aqua Pavillon erklärt in einer „Story of water“ in welchen Lebensbereichen Wasser eine große Rolle spielt. Die metallene Skulptur „The Healing Dragon“ soll daran erinnern, dass in China 2012 das Jahr des Drachen ist. Hinter einigen Blumenbeeten ragt ein zum Oberkörper des Drachen gehörender Schwanz auf. Wenn man 50 Cent in einen Automaten einwirft, speit der Drache Feuer.
Verkaufsschaus aus aller Herren Länder und geschmacklose Blumentöpfe
Das Aqua Pavillon erzählt „The Story of water“ |
Auch sonst können Besucher auf der Floriade schnell ihr Erspartes loswerden. An den Imbissen kostet ein Hamburger 7,50 € und für etwa 0,1 Liter belgischer Bier zahlt man 4 €. Zahlreichen Pavillons im Bereich „World Show Stage“ erinnern eher an Verkaufsschaus und profanen Tourismus, als dass die besondere Gartenkunst der betreffenden Länder gewürdigt würde. Der Länderbereich Ecuador wirbt so im Gelände „Andes Amazonas-Garden“ etwa für Blumentöpfe in unterschiedlichen Größen, die gebeugte Figuren darstellen. Die profanen Blumenpötte können im Bauchbereich und auf ihren Rücken schwere Geranien tragen. Diese Tontöpfe verweisen für den einen oder anderen Besucher pietätlos auf die Versklavung und Erniedrigung der Indios in Südamerika.
Neben einigen interessanten Ideen überwiegt so, wie auch auf der
Bundesgartenschau in Koblenz die Blumenpracht und weniger die Gartenkunst. Zum Bereich Landschaftsbau hätte man sich auch auf der Floriade mehr Beiträge erhofft. Stattdessen wird man mit touristischen Angeboten übersättigt, wenn es beispielsweise für Besucher viele Fotoangebote mit Gartenschau-Hintergrund gibt, die man durch die Floriade zugemailt bekommen kann.
Bis zum 7. Oktober ist die Floriade noch täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Eine Tageskarte kostet für Erwachsene 25 €. Mehr Infos findet ihr hier.