Neues aus der Reisewelt: Die erfolgreiche Entwicklung von einem Militär- hin zu einem Passagierflughafen.
„Da stimmt doch irgendwas nicht, das Navi spielt schon wieder verrückt. Ein Flughafen mitten in der Einöde, das kann doch nicht sein.“ Wer das erste Mal durch das alte, eiserne Tor mit der Aufschrift Airport Weeze fährt und sich genau diese Gedanken macht, der sollte sich nicht beirren lassen.
Der kleine Flughafen nahe der holländischen Grenze ist auf dem Gelände eines ehemaligen britischen Militärflughafens entstanden. „Das war mal eine kleine autarke Stadt mit Kirchen, Kino, allem drum und dran. Da haben über 6.000 Menschen gewohnt“, erklärt Holger Terhorst, Marketingchef und Pressesprecher des Airport Weeze. Und so fährt man auf dem Weg zum Terminal vorbei an verlassenen Gebäuden, die einst von britischen Soldaten und ihren Familien bewohnt wurden. Doch ist man schließlich am schicken, gläsernen Flughafengebäude angelangt, verfliegt rasch der zuvor gewonnene Eindruck eines veralteten Provinzflughafens.
Der Airport Weeze hat sich gemacht, „das Angebot hat sich deutlich verbessert. Wir haben mittlerweile 7 Flugzeuge, die fest in Weeze stationiert sind. Ryanair fliegt 50 Ziele an. Wir haben pro Tag 70 Starts und Landungen“, so Terhorst. In diesem Angebotsreichtum sowie in dem steigenden Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad des Flughafens, insbesondere auch auf niederländischer Seite, sieht der Marketingchef die ausschlaggebenden Gründe für den enormen Besucherzuwachs. Am 20. Oktober dieses Jahres hat der Airport Weeze erstmals die 2-Millionen-Passagiermarke überschritten, ein Plus von über 60% zum Vorjahr.
Ein weiterer Grund für die steigende Beliebtheit des Flughafens dürfte die Spezialisierung auf Flüge im Low-Cost-Bereich sein, welche gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten eine günstige Alternative zu Pauschalreisen darstellen. Mit Ryanair ist am Airport Weeze die größte „Billigfluggesellschaft“ Europas vertreten. Die preisgünstige Airline, welche Weeze zu ihrer dritten deutschen Basis gemacht hat, bietet eine Niedrigpreisgarantie und somit eine interessante Alternative zu anderen preiswerten Fluganbietern, wie Germanwings.
Weiteres Geld lässt sich bei der Anreise sparen. Als Besitzer eines NRW-Tickets fährt man ohne zusätzliche Kosten mit der Bahn bis zum Weezer oder Kevelaerer Bahnhof und lässt sich von dort aus mit einem Shuttlebus zum Terminal bringen. Die Anreise mit dem Auto beschreibt Terhorst als „absolut staufrei und entspannt“. Die verhältnismäßig günstigen Parkplätze befinden sich in der Nähe des Terminals, und die Wege von A nach B sind somit sehr kurz. Ohnehin ist der Weezer Flughafen eine empfehlenswerte Alternative für all diejenigen, die es gerne etwas überschaubarer und familiärer haben.
Für diese beschauliche Atmosphäre wird dieses Jahr auch wieder der von Studenten der Uni Fontys organisierte Weihnachtsmarkt sorgen, welcher am zweiten Dezemberwochenende am Airport Weeze stattfindet. Bereits zum vierten Mal in Folge bieten die Studenten aus Venlo dort selbst entwickelte Produkte zum Kauf an. „Keins dieser tollen, außergewöhnlichen Produkte kriegt man irgendwo anders“, wirbt Marketingchef Terhorst. Natürlich, so fügt er hinzu, sei auch für Glühwein, weihnachtliche Musik und all das andere, was zu einem Adventsmarkt dazu gehört, gesorgt.
Wer nicht gerne Glühwein trinkt und derzeit auch keinen Flug in die Ferne plant, für den wäre eine Reise in die Vergangenheit des Weezer Flughafens vielleicht das Richtige. In der Führung über das Gelände des ehemaligen britischen Militärflughafens taucht der Besucher ein in eine andere Zeit. Auf der Tour durch die 1954 gegründete britische Garnison besichtigt er alte Bunkeranlagen und Flugzeuge, beispielsweise einen alten Starfighter. Und so wird ihm während des Rundgangs allmählich bewusst, dass die Einöde nicht immer so öde war und dass auch das alte Stahltor einst eine wichtige Funktion hatte.