In den 70er Jahren war die etablierte Reiseführerwelt ins Wanken geraten durch Globetrotter, die mit wenig Geld so lange wie möglich die Welt erkunden wollten. Nach Indien, von Alaska bis Feuerland oder quer durch Afrika verliefen ihre Wege. Selbstverleger produzierten auf Schreibmaschinen eine völlig neue Art von Reiseführern, die gespickt mit praktischen und aktuellen Informationen die Hauptrouten der Globetrotter beschrieben. Die von Amateuren gemachten, von kleinen Dissertationsdruckereien hergestellten Bücher fanden reißenden Absatz. Hier waren endlich Produkte, mit denen man die Treffpunkte in Kabul oder Kathmandu genauso fand wie die billigsten Unterkünfte in Bali oder Bangkok. Die Bücher beschrieben Land und Leute hautnah, ihre Autoren gaben handfeste Tipps von Reisenden für Reisende.

Stefan Loose war einer dieser Globetrotter. Er war 1975 am Ende des Vietnamkriegs in Laos hängen geblieben, als man aus der alten Königsstadt Luang Prabang fast einen Monat lang weder auf dem Landweg noch mit den Klapperkisten der Royal Air Lao herauskam. Irgendwann in dieser langen, aber doch recht angenehmen Zeit begann er zum Zeitvertreib seine Notizen zu ordnen und die Informationen von der bisherigen Reise niederzuschreiben. So wurde die Idee des Südostasien Handbuchs geboren. Die folgenden Jahre bestanden aus Reisen, Recherchieren und Tippen, bis über 500 Seiten fertig waren und das erste Buch im Selbstverlag erscheinen konnte. Gleich nach der Auslieferung der ersten Auflage des Südostasien Handbuchs 1978 ging Stefan Loose gemeinsam mit seiner späteren Frau Renate wieder auf Reisen in den Dschungel von Borneo. Kaum in Singapore gelandet, stellte er fest, dass man sein Lieblingshotel dem Erdboden gleich gemacht hatte, und ihm wurde klar, dass die Arbeit am Südostasien Handbuch noch lange nicht beendet war.


Vom Wohnzimmerverlag zum Kreuzberger Redaktionszentrum

Seither sind die Travel-Handbücher einen weiten Weg gegangen. Bereits Anfang der 80er Jahre ersetzten damals noch sündhaft teure Computer die Schreibmaschine, zehn Jahre später wurden auch Landkarten digitalisiert und Bilder eingescannt. Die Zahl der Mitarbeiter nahm beträchtlich zu, und der Wohnzimmerverlag fand in einer alten Kreuzberger Fabriketage ein neues Domizil. Dennoch beschränkte sich der Stefan Loose Verlag auf ein kleines Programm und investierte mehr Zeit in aktuelle Überarbeitungen und qualitative Verbesserungen als in die Produktion neuer Titel und Reihen. Das bewahrte den einstigen Selbstverleger aber nicht davor, sich um moderne Managementmethoden, Marktanteile, Vertriebswege, Rabatte und Regalmeter zu kümmern. Als die Zeit zum Reisen durch die verlegerische Tätigkeit knapper zu werden drohte, bot sich die Zusammenarbeit mit DuMont an, einem Verlag, für den Renate und Stefan Loose bereits seit Anfang der 80er Jahre als Autoren tätig waren. Im Jahr 2002 fanden die Stefan Loose Travel Handbücher unter dem Dach des Kölner DuMont Reiseverlages (heute zur MAIRDUMONT-Gruppe in Ostfildern gehörend) eine neue Perspektive.

Auf den Routen der Globetrotter tummeln sich mittlerweile Urlauber ebenso wie Individualreisende, somit enthalten die Bücher früherer Rucksackreisen der jetzt auch Informationen über Mietwagen, Kreditkarten, schöne Unterkünfte, gute Restaurants und Tauchspots. Von Ägypten bis zu den USA reicht die Titelauswahl heute. Frisch aufgelegt wurden soeben die Bände „Kanada Der Westen“, „Kanada Der Osten“ sowie „Trinidad & Tobago“.

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