Nach fast 100 Jahren Fluggeschichte soll am 31. Oktober diesen Jahres endgültig Schluss sein. Nach dem Willen des rot-dunkelroten Senats von Berlin, allen voran der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, soll der Traditionsflughafen Tempelhof noch in diesem Jahr stillgelegt werden. Tegel soll spätestens ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme von BBI - dem neuen Berliner Großflughafen - nach derzeitigen Planungen 2011 folgen. Ohne die Schließung Tempelhofs sei eine genügende Auslastung des Vorzeigeprojekts in Gefahr, argumentieren die Gegner.

Absurd, so die Befürworter, da nach Schätzungen die bisherige Planung für BBI bei weiter ansteigenden Fluggastzahlen eher zu knapp bemessen ist. Zudem; sollen dann in Zukunft kleine Business-Jets und Cessnas zwischen den Giganten der Lüfte A380 und B787 landen. Völlig absurd. Jede Metropole braucht mindestens einen zentralen Flughafen für Kleinflugzeuge und Geschäftsreisende. London hat ein gutes halbes Dutzend Flughäfen – warum sollen dann zwei für Berlin zu viel sein. Auch die Lärmdebatte lenkt vom eigentlichen Thema ab. Praktisch alle betroffenen Anwohner sind nach Inbetriebnahme des Flughafens zugezogen und können wohl kaum von Lärmemissionen überrascht sein. Zudem diese bei einer primären Nutzung für kleinere Maschinen auch verhältnismäßig gering ausfällt.

Nicht zuletzt das bauliche Ensemble sollte endgültig für Tempelhof sprechen. Das in den 30er Jahren ausgebaute Flughafengebäude war damals mit einer Bruttogeschossfläche von 284.000 Quadratmetern das flächengrößte Gebäude der Welt. Noch heute zählt es neben dem Pentagon in Washington, D.C. und dem Parlamentspalast in Bukarest zu den drei größten Gebäuden der Welt. Weltberühmt wurde der Flughafen schließlich während der Blockade West-Berlins im Rahmen der Luftbrücke, die dem freien Teil der Stadt das Leben rettete. Vom 26. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 starteten und landeten in Tempelhof die „Rosinenbomber“ zeitweise im 90-Sekundentakt.

Am Sonntag stimmen die Berliner in einem Volksbegehren über das zukünftige Schicksal des Flughafens ab. Mögen die Berliner die Einsicht haben, welchen Standortvorteil solch ein City-Airport in einer ohnehin industriearmen Stadt hat und sich nicht durch eine vom Zaun gebrochene Neiddebatte um die „Piste für Besserverdienende“ blenden lassen.

Artikel drucken