In seinen Vorträgen verrät der Chinawissenschaftler aber noch weitaus verblüffendere Details über das boomende Reich der Mitte. Überraschend für die Zuhörer: Lediglich acht Prozent der Chinesen sind gläubige Buddhisten. Die jüngere Geschichte der Volksrepublik ist nämlich atheistisch geprägt.

Seit zwanzig Jahren lebt der freiberufliche Sinologe halbjährig in Asien und leitet dort unter anderem Studienreisen für den Reiseveranstalter Gebeco. campus-web hat den sinophilen Globetrotter für Euch interviewt.


campus-web: Herr Schelp, wie bzw, wann wurde Ihre Affinität zu China geweckt?

Das wusste ich schon mit 15 Jahren. Bis dahin hatte ich beinahe alles gelesen, was es in Deutschland über China gab. Aufgrund meiner politischen Orientierung war China für mich schon früh ein spannendes Land.

campus-web: Was fasziniert Sie an China besonders?

Eine Antwort darauf lässt der zeitliche Rahmen leider nicht zu. Es gibt so unendlich viel zu erleben, das kann man in wenigen Sätzen nicht beschreiben.

campus-web: Sie haben in Göttingen Sinologie, Ethnologie und Geschichte studiert. Wann sind Sie nach China gezogen?

Zum ersten Mal in China war ich mit 20 Jahren. Das war noch zu Zeiten des Kalten Krieges. Damals bin ich sechs Wochen mit dem Rucksack durchs Land gereist und um ehrlich zu sein: Am Anfang fand ich China eigentlich doof. Ich habe schon überlegt wieder zurückzufliegen.

Als ich mein Studium in Göttingen beendet hatte, habe ich mich 1985 aber doch dazu entschlossen, dem Land noch mal eine Chance zu geben und habe mich beim DAAD für einen Studienplatz in Fernost beworben. Die Bewerbung musste damals noch hoch offiziell abgesegnet werden. Nachdem ich eine Zulassung vom DAAD hatte, wollte die chinesische Regierung erst ein Gespräch mit mir, bevor alles in trockenen Tüchern war. Nachdem ich diese Bewährungsproben hinter mir hatte, habe ich drei Jahre lang Ethnologie in China studiert.

Wir lebten da aber in Verhältnissen, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Wir haben uns im Studentenwohnheim ein 12 qm Zimmer zu zweit geteilt. Es gab im ganzen Wohnheim ein Bad für die Mädchen und eins für die Jungen. Außerdem wurde Protokoll über unseren Anruf- und Interviewverkehr geführt und der Polizei Bericht erstattet. Da ich schon vorher wusste, dass mich so etwas erwartet, war ich nicht sehr erschrocken oder überrascht.

campus-web: Sie haben sich auch mit der chinesischen Philosphie und Geschichte beschäftigt. Bevorzugen Sie persönlich eine der in China vertretenen Religionen?

Nein. Ich bin Materialist durch und durch. Außerdem sind die Chinesen größtenteils unreligiös . Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht abergläubig sind. Noch heute hängen über vielen Hauseingängen Spiegel, um die bösen Geister zu vertreiben.

campus-web: Was war ihr brisantestes Erlebnis während ihrer vielen China-Aufenthalte?

Es gab so viele skurrile Erlebnisse, da fällt mir gar kein spezielles ein....doch, ein besonders lustiges Erlebnis gab es: Einmal wurde wegen mir der Bahnhof von Dalong gesperrt. Damals hatte ich eine japanische Freundin. Wir saßen in der Wartehalle des Bahnhofs und haben auf unseren Zug gewartet.Nach und nach füllte sich die Halle mit neugierigen Chinesen. Wir waren wohl so ein seltsames Paar, dass sich nach kurzer Zeit so viele schaulustige Chinesen im Bahnhof befanden, dass keiner mehr raus noch rein konnte. Das Bahnhofspersonal musste uns dann bis zur Abfahrt unseres Zuges in einem Raum einschließen, damit der normale Zugverkehr stattfinden konnte. Das war wirklich sehr lustig.

campus-web: Suchen Sie die Reiserouten durch China selbst aus und wenn ja, nach welchen Kriterien gehen Sie vor?

Wir fahren einfach dahin, wo ich gerne hin möchte (lacht). Und das bekomme ich dann auch noch bezahlt. Das ist doch ein toller Job.

campus-web: Gibt es Gerichte oder Lebensmittel, die Sie während Ihrer Zeit in China vermissen?

Nein. Das chinesische Essen ist das Beste. Aber eines fehlt mir doch: Kuchen und Torten. Gute Süßspeisen gibt es in China wirklich nicht und die Melonen hängen einem ja auch irgendwann zum Hals raus.

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