Ein Rundgang durch Alma Ata im Südosten Kasachstans kann im wahren Sinne des Wortes atemberaubend sein. Aus unzähligen Auspuffen quillt ein gelblich, grauer Brodem, der die Stadt im Schatten des Tien-Shan Gebirges unter einer permanenten Dunstglocke verschwinden lässt. Neben westlichen Luxuslimousinen und uralten Sowjet-Fahrzeugen fahren unzählige Gebrauchtwagen westeuropäischer Herkunft durch die Stadt. An mindestens jedem zehnten Fahrzeug klebt ein mehr oder weniger verwittertes „D-Schild“. Noch viel häufiger erkennt man an den Werbetexten der Nummernschildhalter die ehemaligen Fahrzeughändler von Flensburg bis Titisee, bei denen die Kraftwagen ihre automobile Existenz begannen. Andere schmücken Aufkleber mit Slogans wie „10 Jahre Garantie gegen Durchrostung“ oder „Bitte ein Bit“. Selbst vor Schalke-Fanstickern ist man im tiefen Zentralasien nicht sicher. Insgesamt kann man fast den Eindruck gewinnen, dass der halbe bundesrepublikanische Fuhrpark der letzten Jahrzehnte zwischen Kaspischem Meer und Altai-Gebirge unterwegs ist.



Sowohl in der Stadt, als auch in ländlichen Regionen, bilden Kleinbusse – sogenannte Maschrutkas – das Rückgrad des Personentransports. Auch hier findet sich so manch merkwürdiges Vehikel. Ob ausrangierter Malteser-Krankenwagen, oder betagter Transporter von Zerbe-Tiefbau aus Brandenburg – in Alma Ata bekommen sie ein zweites Leben jenseits von TÜV und Abgasnormen. Wen stört schon dass das Fahrzeug rostet, oder seine Umgebung in blau-graue Dunstwolken hüllt; alleine wichtig ist das es noch fährt. Nicht viel anders sieht es in der Welt der Reisebusse aus. In Deutschland günstig gekauft gehen sie auf die rund zwölf Tage lange Reise ins bis zu 7000 Kilometer entfernte Kasachstan. Umlackieren wäre viel zu teuer. So fahren sie weiter unter dem Namen ihrer alten Besitzer und machen Werbung für die verschiedensten deutschen Städte und Regionen. Leider nimmt mit dem Alter auch die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge ab. So sind technische Pannen an der Tagesordnung und ständig wird am Straßenrand irgendwo geschraubt. Besonders bei Busreisen sollte ein möglicher Ausfall, der mit langen Wartezeiten verbunden sein kann, unbedingt mit eingeplant werden.



Aufgrund der halsbrecherischen Fahrweise vieler Kasachen und der teilweise miserablen Fahrbahnoberfläche, ist der Verschleiß an Autos entsprechend hoch. Auch die Fahrzeugdichte nimmt kontinuierliche zu. So werden sicherlich auch in Zukunft viele Gebrauchtwagen den Weg aus Mitteleuropa nach Zentralasien finden.

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