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Letztere fahren wahrscheinlich immer erster Klasse im ICE, was weniger an eine Zugfahrt als an einen gemütlichen Nachmittag im Wohnzimmer erinnert. Es gibt nicht nur Video, Radio und Service am Platz, sondern auch so viel Beinfreiheit, dass man fast schreien muss, um sich mit seinem Gegenüber zu verständigen. Den meisten Menschen geht es anders, und vor allem wir Studenten gehören zu denen, die immer in der zweiten Klasse und meistens in irgendwelchen Regionalbahnen durch die Gegend tuckern. Das ist nicht immer ein Vergnügen. Wer hat nicht schon einmal neben der Tür des Großraumwagens gesessen und sie immer wieder zuschieben müssen, weil niemand sie hinter sich schloss? Wenn sie offen ist, ist es laut - und wenn sie geschlossen ist, manchmal auch, weil sie klappert. Nun gut, man kann von der Bahn halten, was man will. Fest steht jedoch, dass sie verantwortlich ist für einen Alptraum, den jeder Deutsche schon einmal gehabt hat. Habt ihr euch mal gefragt, warum die Fahrgäste in bestimmten Regionalzügen immer erst ganz kurz vor dem nächsten Bahnhof aufstehen und zur Tür gehen? Der Grund ist nicht etwa eine ungeheure Seelenruhe. Im Gegenteil, die Nerven liegen blank in diesem Moment. Denn niemand will der erste an der Tür sein. An DER Tür. Die Tür, die nicht auf Knopfdruck reagiert. Sie ist innen rot, und rot ist auch der schrägstehende Türgriff, der Protagonist dieses Alptraums. Sehr fest muss man ihn nach unten drücken und gleichzeitig die Tür nach außen öffnen. Am besten natürlich, wenn man eine Reisetasche in der anderen Hand hat. Wenn noch andere Leute aussteigen möchten, ist es nicht ganz so schlimm. Da greift dann schon mal ein kräftiger Herr zu, und schwupps, die Tür ist auf. Wenn genug Zeit dafür bleibt. Je nach Tageszeit und Ort ist die Vorstellung vom Öffnen dieser Tür mal schlimm und mal relativ harmlos. Wenn ich in Duisburg die Tür nicht aufbekomme, steige ich eben in Mülheim aus. Das ist zwar ärgerlich, aber nicht sooo tragisch. Eine der schlimmsten Ausprägungen erlebte ich jedoch an einem späten Winterabend in Schleswig-Holstein. Natürlich wollte außer mir keiner aussteigen, natürlich war es draußen schon dunkel, und natürlich wäre man vom nächsten Bahnhof, von dem ich vorher nie etwas gehört hatte, nicht so schnell wieder weggekommen. Natürlich stand ich auch noch ganz hinten im Zug, wo garantiert niemand einsteigen wollte und wo auch meine Abholer nicht stehen und meinen Kampf mit der Tür sehen würden. Und natürlich hatte ich einen schweren Koffer dabei... Der Zug bremst. Meine schweißnasse Hand legt sich auf den Griff. Man könnte ihn schon mal ein wenig nach rechts bewegen, aber das bringt nichts, weil man dann zu wenig Schwung hat, um ihn nach unten zu drücken. Der Zug hält an. Meine Hand zittert. Ich drücke den Griff hinunter. Keine Wirkung. Der Alptraum ist wahr geworden. Schweißausbrüche. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf: Ist hier denn niemand in der Nähe, der mir helfen kann? Sieht mich nicht jemand von draußen? Wie lange hat der Zug hier Aufenthalt? Wie weit ist der nächste Bahnhof weg? Soll ich die andere Türhälfte benutzen? Vor Schreck bin ich wie gelähmt und habe das Gefühl, gar keine Kraft mehr in der Hand zu haben. Trotzdem unternehme ich einen neuen Versuch, werfe mich fast gegen die Tür. Sesam öffne Dich puh, die Tür ist auf. Jetzt aber schnell nach draußen!
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