Philip Dodd und Ben Donald begaben sich auf eine Reise rund um den Globus, beginnend mit der internationalen Datumsgrenze am 180. Längengrad. Von Tonga und den Chatham-Inseln, deren Einwohner den neuen Tag als erste begrüßen dürfen, reisten sie der Sonne folgend nach Westen. Über den Pazifik und durch Australien, ging es nach Asien, Europa und Afrika, weiter über den Atlantik und den amerikanischen Doppelkontinent bis Samoa, wo die Sonne am spätesten untergeht und auch dieses Buch ein Ende findet.

Die Inseln sind dabei so unterschiedlich und vielseitig, wie die Naturräume, die der Planet Erde zu bieten hat. Manche sind wie Hongkong oder die Ile St. Louis in Paris so dicht bebaut, das sie praktisch gänzlich aus Stadt bestehen. Andere erfüllen Südseeträume und sind geprägt von feinen weißen Sandstränden, Palmen und einer Mentalität jenseits der industriestaatlichen Hektik. Der Bildband zeigt Sand- und Felseninseln, Gefängnis- und Freizeitinseln, in Seen gelegene Eilande und recht unbekannte Inseln, die größer sind als manch europäischer Staat. Auch drei, beziehungsweise vier deutsche Inseln haben es unter die 200 beschriebenen Fleckchen Erde geschafft: das mondäne und wilde Sylt, Deutschlands größte Insel Rügen mit ihren berühmten Kreidefelsen und die beiden kleinen Bodenseeeilande Mainau und Reichenau.

Der imposante Bildband besticht auf gut 500 Seiten mit großformatigen Fotografien und gut geschriebene Texte, die erstaunlich viele Informationen bereithalten. Neben den üblichen Traumstränden zeigen die Autoren viele klassische Urlaubsinseln aus einem außergewöhnlichen Blickwinkel: vulkanische Lavaterrassen in Tonga, trichterförmige Weingruben auf Lanzarote, Schaumpartybesucher auf Ibiza sowie ein Massenbad von Hindus im Gangesdelta. Luftbilder präsentieren die Welt aus einer unbekannten Perspektive und lassen Riffe, Koralleninseln und traumhafte Küstenabschnitte in atemberaubender Schönheit erstrahlen. Doch auch hässliche Narben der Zivilisation werden nicht ausgeklammert: Das einst paradiesische Bikini-Atoll ist heute ein radioaktiv-verseuchtes Gebiet voller Militärschrott und vor dem „Tank Beach“ in Saipan ragt wie zur Warnung der Geschützturm eines Panzers aus dem Wasser der seichten Lagune.

Fotografien und Texte zeigen das Einzigartige und Besondere der ausgewählten Eilande und Archipele und geben Informationen zu Geschichte, Flora und Fauna, Festen und Einwohnern. Zitate berühmter Inselbewohner oder bedeutender Reisender und Dichter ergänzen die Texte ideal. Nur ob es die stolzen Malaien verzeihen werden, dass man ihr Aushängeschild Langkawi geographisch Ozeanien zugeschlagen hat und dazu noch fälschlicherweise als zu Indonesien gehörend verbucht? Die Besonderheit dieses Buches ist sicherlich das strenge Vorgehen entlang der Längengrade und nicht aufgeteilt nach Kontinenten. So entsteht ein maritimes Kaleidoskop unseres Planeten, als würde man den Globus beginnend mit der Datumsgrenze einmal komplett herumdrehen. Passend hierzu findet man zu jeder Insel die genaue geographische Längenangabe. Leider fehlt eine Weltkarte um wenig bekannte Inseln wie Tristan da Cunha, Hydra oder Kodiak leichter zuordnen zu können.

Fazit: Dieses Buch ist eine Hommage an den Mythos Insel, der sich in diesem Bildband in all seinen Facetten präsentiert. Bei kalter Witterung wird es nichts Schöneres geben, als sich mit dem Buch auf den Knien gemütlich im Sessel zurückgelehnt gedanklich auf weit entfernte Eilande zu reisen oder vom nächsten Urlaub zu träumen. Ein Buch, das die Sehnsucht schürt.


National Geographic: „Das Buch der Inseln“

Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Preis: € (D) 39,95
Autoren: Philip Dodd und Ben Donald
Verlag: National Geographic; 1. Auflage
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3866900653

Ihr erhaltet diesen Bildband überall, wo es Bücher gibt.

Artikel drucken