Einmal mit dem Motorrad über Land von Köln nach Kapstadt. Traum oder Alptraum? Für Susi Boxberg und ihren Freund Achim Schmitt auf jeden Fall ersteres, denn sie haben das große Abenteuer gewagt, auf zwei mal zwei Rädern von der rheinischen Metropole über Kleinasien und quer durch Afrika bis ans Kap der guten Hoffnung zu fahren. Eigentlich zog es die beiden Wahl-Rheinländer zunächst „nur“ an den Kilimandscharo im kenianisch-tansanischen Grenzgebiet. Mit dem Flugzeug anzureisen erschien ihnen aber zu schnell, das Fahrrad zu unsicher und per pedes zu langsam. So fiel die Wahl auf ein gut motorisiertes Zweirad; doch die ganze Sache hatte einen kleinen Haken: Beide waren bei einem Zeitungsverlag fest angestellt und Susi hatte kein Motorrad und erst recht keinen dazu passenden Führerschein. Der Zufall wollte es, dass in der Medienkrise Anfang des Jahrtausends ihr gemeinsamer Arbeitgeber Pleite ging und Susi Boxberg von der Abfindung den Motorradführerschein machen konnte und eine dazu passende schwere BMW F 650 GS kaufte. Wenig später, Ende November 2001, starteten die beiden Abenteurer ihrer große Mission Südafrika entgegen, als Achim von Köln kommend seine Freundin Susi in Bonn abholte und sie mit ihren schweren Maschinen auf die in der Bundesstadt wohlbekannte Reuterstraße abbogen, um Richtung Autobahn gen Süden zu starten.

Die Strecke führte die beiden Fernreisenden durch Italien, von wo aus sie per Fähre in das winterliche Griechenland übersetzen. Eisige Witterung und verschneite hellenische Straßen erwarteten die Motorradfahrer und auch in Teilen der Türkei blieb es frostig. Die syrische Grenze brachte sommerliche Temperaturen, die auch für den Rest der weiten Reise anhalten sollten. Durch Kleinasien ging es nach Ägypten von wo aus sie dem Nil flussaufwärts folgend den Sudan erreichten. Hier warteten sandige Pisten, unzählige Stürze und überbordende Bürokratie auf Susi und Achim, die das ganze Unternehmen in Gefahr brachten. Nach der Durchquerung von Äthiopien und Kenia erreichten sie schließlich ihr Ziel - Afrikas höchsten Berg - den Kilimandscharo. Das neue Ziel, dass sich die beiden Motorradfahrer gesteckt hatten, hieß von nun an Kapstadt. Sambia, Malawi, Simbabwe, Namibia und Botswana folgen mit Sand- und Wellblechpisten, passablen Teerstraßen und abenteuerlichen Flussdurchfahrten. Ihrem Ziel immer näher kommend, blieben sie nicht vor Schicksalsschlägen daheim, Malariaattacken vor Ort und anderem Unbill gefeit; erreichten schlussendlich aber neben dem Kap der guten Hoffnung auch mit zunehmend ramponierten Maschinen und Nerven das frühlingshafte Capetown.

Reiseberichte leiden oftmals an zwei entscheidenden Punkten. Entweder verlieren sie sich in für den Leser belanglosen Details, oder aber sie wirken so steril, dass man sich beim Lesen fragt, ob der Autor überhaupt vor Ort gewesen ist. Boxberg gelingt dieser schwierige Spagat ziemlich gut. Sie beschreibt die Route und die Beschaffenheit der Piste so, dass man die Strecke – falls gewollt – nachfahren könnte, ohne dabei aber mit Unwichtigem zu nerven. Weniger Anglizismen hätten der Darstellung aber auch nicht geschadet. Es werden auch viele Gespräche und Erlebnisse mit Einheimischen und Zufallsbegegnungen mit anderen Reisenden geschildert. Auch wenn diese zunächst manchmal recht banal erscheinen mögen, vermitteln sie doch einen guten Eindruck davon, was es bedeutet, unterwegs zu sein. Reaktionen oder Verhaltensmuster der Einheimischen helfen, im heimischen Sessel in eine uns so fremde und oftmals schwer vorstellbare Welt besser eintauchen zu können. Zusätzlich gibt die Autorin eine Menge Einblicke in ihr Privatleben und berichtet von ihrem familiären Hintergrund. Das vermittelt zum einen Nähe, ist gleichzeitig an einigen Stellen aber auch einfach zu viel der Information für eine Leserschaft außerhalb des Bekanntenkreises.

Fazit: Es macht Freude, das Buch zu lesen, da Susi Boxberg die rund 30.000 Kilometer lange Reise mit viel Wortwitz erzählt und dem Leser das Erlebte gefühlvoll vermittelt. Obwohl die im Buch beschriebene Reise schon vor rund sechs Jahren stattfand, hat sie nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Ein spannendes Buch, das Sofareisende mit einer Tasse Tee in der Hand genüsslich an den Strapazen einer solchen Tour teilhaben lässt. Abenteuerlustige Leser hingegen wird wohl unweigerlich das Fernweh packen und den Wunsch beflügeln, sich auch selbst einmal in eines der letzten großen Reiseabenteuer zu stürzen.


Delius Klasing: „Von Köln nach Kapstadt – Mit dem Motorrad durch Vorderasien und Afrika"

Verlag: Delius Klasing; Auflage: 1 (April 2008)
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten, 46 Farbfotos, 22 S/W-Fotos, 3 Karten,
Format 12,5 x 21 cm, gebunden mit Schutzumschlag
Euro (D) 19,90 / Euro (A) 20,50 / sFr 34,90
ISBN: 978-3768824613

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